Schatten Blut
beginnen.«
Hoheitsvoll ließ ich mich auf dem Kissen nieder, während Darian die Vorhänge zuzog und sich hinter mich setzte. Dann schob er das erste Bild ein. Wie erwartet, war kaum etwas darauf zu erkennen. So klickte ich alle weiteren Bilder durch, doch das Ergebnis blieb dasselbe. Schemen und sonst nichts.
»So ein Mist!« maulte ich das Gerät an. »Kann man da irgendwo die Schärfe oder so was einstellen?«
Dass ich von dem Projektor keine Antwort zu erwarten hatte, war mir vorher klar gewesen. Doch dass der Mann hinter mir ebenfalls kein Wort sagte, erschien mir bedenklich. So drehte ich mich zu Darian um und mir erstarben die Worte auf den Lippen. Wie gebannt starrte er auf das letzte Bild, seine Miene eine regungslose Maske. Er schien mich nicht einmal gehört zu haben.
»Was zum …« Erneut drehte ich mich zur Wand und schaute auf die Lichtprojektion. Was sah er dort, was ich nicht sehen konnte? Und was schockierte ihn dermaßen?
»Faye«, regte er sich endlich und legte mir einen Arm um die Schulter. »Faye. Ich weiß nicht, ob –«
»Was ist auf dem Bild?« fragte ich eine Spur zu scharf. Aber es war mir fast egal. Ich wollte endlich die Wahrheit!
»Ich wusste nicht, dass …« Er ließ den Satz unbeendet ausklingen, zog mich statt dessen enger an sich und küsste mir sanft aufs Haar. »Das dort«, meinte er leise und wies mit der Hand auf die Projektion, »ist eigentlich unmöglich. Entschuldige, dass ich dich nicht vorwarnen konnte.«
»Häh?« Mit einem imaginären, großen Fragezeichen auf dem Gesicht blickte ich Darian an. »Entschuldige bitte, dass ich gerade nur Bahnhof verstehe.«
Wieder lachte er leise, legte die Hände an meine Schläfen und drehte meinen Kopf wieder nach vorn. »Schau bitte genau hin, Faye.«
Das tat ich. Und sah Schemen. Und sah Umrisse. Und sah ein völlig ruiniertes Bild, das letztendlich nichts aussagte. Irgendwie fühlte ich mich veralbert.
»Schalte den Blick um, guck von innen heraus«, raunte Darian mir zu. »Erst dann kannst du erkennen, was es wirklich darstellt.«
Was war ich nur für ein Riesenrind! Ich unterdrückte den aufkeimenden Wunsch, mir mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. Seinem Tipp folgend, konzentrierte ich mich wie schon so oft in der Dunkelheit und meine Blickweise veränderte sich. Perplex schnappte ich nach Luft. »Das glaube ich jetzt nicht!«
»Tu es besser, denn es ist!«
Nochmals betrachtete ich das nun veränderte, klar erkennbare Bild sehr genau. Dann wandte ich mich mit schmalen Augen zu Darian um. »Was zur Hölle hattest du in Manaus zu suchen? Und wer zum Geier ist das Weib, das du da gerade so innig umarmst?«
»Innig würde ich das nicht wirklich nennen«, probierte Darian schief lächelnd einen verbalen Ausfallschritt. Mein Blick wurde noch schmaler, falls das überhaupt möglich war.
»Du bist ja eifersüchtig!« rief er lachend aus.
»Bin ich nicht!« fauchte ich zurück.
»Oh doch, schau dich mal an. Du bist es!«
»Ich – bin – nicht – eifersüchtig!« presste ich durch die Zähne, riss mich dann aber zusammen und zwang mir ein süßes Lächeln auf die Lippen. »Und schon gar nicht auf so eine brasilianische Kuh! Nun? Was ist? Was hattest du an diesem Abend in Manaus zu suchen, und warum bist du auf meinen Bildern?«
»Zufall?«
»Versuchs erst gar nicht, Darian!«
»Okay, ruhig Blut, Schatz. Schau dir die anderen Bilder an, dann wirst du eine Erklärung finden.«
»Ich will sie aber von dir –«
»Schau dir die verdammten Bilder an, Faye!«
Erschreckt fuhr ich zusammen und drehte mich um, klickte das nächste Bild an. Ähnliche Szene. Darian mit dem Rücken zu mir, in der Nähe eines großen Busches auf dem großen Parkplatz vor dem berühmten Theater in Manaus, innig eine Frau im Arm haltend. Nächstes Bild. Wie auf dem Ersten erkannte ich wieder sein Profil, doch diesmal war sein Rücken halb verdeckt durch vorbeigehende Leute. Nächstes Bild. Eindeutige Haltung seinerseits mit geöffneten Armen, halb verdeckt eine dunkelhaarige Frau. Moment mal! Ich stand auf und trat näher an die Wand. Aber das war doch …
»Diese blöde Kuh Mariella?« Ich wandte mich zu Darian um. »Erklärst du mir das bitte?«
»Später. Schau –«
»Die verdammten Bilder an! Ja, ich weiß!« Ich nahm wieder Platz und rückte demonstrativ ein klein wenig von ihm ab. Er lachte leise. Ich ignorierte es.
Ich klickte weiter. Es folgten Bilder vom Busbahnhof, dann mehrere vom Theater, dann wieder eines vom
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