Schatten Blut
nicht verbieten, Darian Knight!« sprach ich mit tödlicher Ruhe, schob ihn beiseite und verließ den Raum.
– Kapitel Sechsunddreißig –
W ütend marschierte ich in die Küche, füllte Wasser in den Kessel und knallte ihn auf die Herdplatte. Genauso laut hantierte ich mit Kaffeetasse, Pulverdose und Filter.
»Wäre es möglich, dass Sie derzeit etwas ungehalten sind, Madame?«
»Jason!« Erschreckt schoss ich herum und verteilte das Kaffeepulver großzügig auf dem Fußboden. Ich hatte ihn am hinteren Ende des Tisches überhaupt nicht wahrgenommen.
»Mist!« Schnell bückte ich mich, um den Schaden zu beheben.
»Lassen Sie es gut sein, Miss McNamara. Eileen wird das nachher schon wieder in Ordnung bringen.«
»Tut mir leid. Ich …« Ich lächelte etwas unbeholfen und schaute mich um. »Wo gibt es hier einen Handfeger und Kehrblech?«
»Wenn Sie erlauben, Madame, werde ich dieses kleine Geheimnis für mich behalten.«
»Wo ist Ihre Frau überhaupt?« überging ich seine Bemerkung und schaute unter der Spüle nach dem Kehrblech. Hier war es nicht.
»Sie ist mit Ihrem Vater zusammen in die Scheune gegangen, um ihre Kaninchen zu füttern«, antwortete Jason ruhig und fügte hinzu: »Sie werden hier keines finden, Madame.«
Ich hatte es mir fast gedacht. So schob ich in Ermangelung gesuchter Reinigungsmittel das Kaffeepulver mit dem Fuß zusammen und erkundigte mich zeitgleich: »Und wie geht es Ihrem Bein, Jason?«
»Es ist vorhanden, Madame.« Wie zum Beweis wackelte er damit ein wenig. »Im Übrigen kocht gleich Ihr Wasser.«
»Oh!« Schnell hantierte ich mit Pulver und Filter, dann goss ich den Kaffee auf. »Mögen Sie auch einen, Jason?«
»Sehr freundlich, Madame. Diesmal nehme ich Ihr Angebot gern an.«
Ich sammelte das Pulver auf, warf es in den Mülleimer und entnahm dem Schrank anschließend eine weitere Tasse. »Es wäre schön, wenn Sie dies steife Madame weglassen würden, Jason. Ich habe fast jedes Mal das Bedürfnis, mich umzudrehen und zu vergewissern, dass Sie damit auch wirklich mich meinen. Sagen Sie einfach Faye, das reicht.«
Sein Lächeln wirkte sanft. »Das entspräche nicht Ihrem Stand, Madame, und auch nicht dem meinen.«
»Blödsinn, Jason!« Ich stellte ihm die Tasse hin. »Sie haben mehr Stand als dieser Holzklotz da drüben!«
»Ich darf vermuten, dass es sich bei dem Holzklotz um Mr. Knight handelt?«
»Gibt es noch andere hier außer ihm?« stellte ich ungläubig die Gegenfrage und prostete ihm mit meinem Kaffee lautlos zu.
Nie zuvor hatte ich Jason lachen hören. Doch heute war es soweit. Tief, volltönend und mit ganzer Seele lachte er schallend auf. Er riss mich regelrecht mit. Und meine Wut schmolz dahin wie Eis in der Sonne.
»Sie tun ihm Unrecht, Madame –«
»Faye«, verbesserte ich ihn grinsend.
»Also gut, einigen wir uns auf Miss McNamara.«
»Abgemacht. Aber warum sollte ich ihm Unrecht tun? So, wie er sich mir gegenüber manchmal aufführt –«
»Geschieht dies nur aus Sorge Ihnen gegenüber, Miss McNamara«, unterbrach er mich milde.
Ich nahm einen tiefen Schluck aus der Tasse und blickte Jason über den Rand skeptisch an. »Das hat er auch gesagt«, räumte ich schließlich ein. »Aber fehlt mir inzwischen so recht der Glaube daran. Ich komme mir fast vor wie sein Eigentum. Angucken ja, anfassen nein! Ich befürchte, dass es eine schlechte Idee von Ihnen war, meine Sachen zu ihm zu bringen. Das passt einfach nicht.«
Mit jedem Wort war Jasons Lächeln eine Spur breiter geworden. Nun aber schien er fast im Kreis grinsen zu wollen. »Sie glauben gar nicht, wie gut diese Idee wirklich war, Miss McNamara. Ich denke, es war sogar die beste meines ganzen Lebens. Denn Sie, Miss McNamara«, meinte er und blickte mich fest an, »sind die erste Frau überhaupt, die es wagt, ihm die Stirn zu bieten und damit noch ungeschoren durchkommt. Zumal Sie genau wissen, wer und was er ist. Entschuldigen Sie, dass ich aus dem Nähkästchen plaudere, aber ich denke, Sie sollten das wissen.«
Ich winkte amüsiert ab. »Dann können Sie nicht lange bei ihm sein, denn ich wette, dass da die eine oder andere bei war, die genau das tat.« Ich stutzte, als er langsam den Kopf schüttelte. »Nicht?«
»Lassen Sie sich nicht von Äußerlichkeiten blenden, Miss McNamara. Ich habe schon einige Jahre in diesem Haus verbracht, um das beurteilen zu dürfen. Und wenn Sie mir ein weiteres Urteil erlauben, Sie haben sich vorhin hervorragend geschlagen.«
»Danke.« Ich wurde
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