Schatten Blut
kommen, dir etwas ganz anderes demonstrieren zu wollen.«
Ich lächelte dreist und ließ die Knöpfe offen.
– Kapitel Achtunddreißig –
Z ieh dir etwas Hübsches über, Faye«, meinte Darian und schob mich in Richtung Treppe. »Wir werden heute Abend diese Wände verlassen und uns eine Pause gönnen.«
»Darf ich vorher noch duschen, oder muss ich mir etwas Hübsches über den Schweiß stülpen?« gab ich leicht verstimmt zurück. »Ich könnte natürlich auch die Punker-Dusche nehmen und in Deo wälzen, wenn ich denn welches hätte.«
Wieso eigentlich schwitzte ich wie ein Bär, während er aussah, als habe er den ganzen Nachmittag Tee getrunken? Nach vier Stunden Training am Schlagstock! Und diesmal hatte er mich richtig heftig in die Mangel genommen. Seit Tagen schon hatte Darian Jasons Aufgabe übernommen. Den Spaß hatte er Jason wohl nicht gönnen wollen. Okay, vermutlich war ich gerade etwas ungerecht, denn schließlich humpelte Jason noch immer ein wenig.
Ausgerechnet heute fühlte ich mich grün und blau geschlagen, krumm und lahm und Darian selbst hüpfte die Treppe hinauf wie ein junger Gott! Das ist ungerecht!
»Faye«, meinte er mit einem milden Lächeln. »Du schreist.«
»Ist doch wahr!« brummte ich und marschierte die Treppe hinauf. Darian warf mir aus der Halle noch eine Kusshand zu, dann verschwand er in einem der Salons. Ich trabte milder gestimmt in unser Zimmer. Mein Trainingsanzug flog aufs Bett, ich selbst unter die Dusche.
Wie erwartet, war der Trainingsanzug nach dem Duschen wie durch Zauberei verschwunden und an seiner Stelle lag eine schmale Schachtel mit einer Rose darauf. Ich lächelte und roch an der Blume. Wenn Darian weiterhin Jasons Rosengarten dermaßen plünderte, würde der alte Mann ihm vermutlich bei Gelegenheit die Dornen zeigen.
Ich hatte bereits geahnt, was in der Schachtel sein könnte und daher überraschte es mich kaum, dass sich darin ein Kleid befand. Allerdings war ich etwas erstaunt, dass es sich dabei um ein bodenlanges, knallrotes Neckholder-Chiffonkleid mit einem atemberaubenden Ausschnitt handelte. Nie zuvor hatte ich Rot getragen, allein schon meiner Haarfarbe wegen. Zu gewagt!
Ich nahm das Kleid ganz aus der Schachtel, um es mir wenigstens einmal anzuhalten, als ein kleiner Zettel zu Boden fiel. Verwundert nahm ich ihn auf und faltete ihn auseinander. Und brach in schallendes Gelächter aus. Das war mal wieder typisch!
Trau dich, Liebes, es wird dir stehen! D. stand darauf geschrieben.
Wer konnte dem schon widerstehen? Ich jedenfalls nicht. So warf ich mir das Kleid über und trat äußerst skeptisch vor den Spiegel.
Ja hallo! Oben hauteng anliegend, nach unten in einer weiten Glocke abfallend. Traumhaft schön. Der Effekt Ich kenne dich nicht, grüße dich aber trotzdem hätte nicht gravierender sein können. Fast wirkte es, als würde mein Haar die Farbe des Kleides widerspiegeln und in feuchten Lichtblitzen an die Wände werfen. Schnell ergriff ich das Handtuch, rubbelte das Haar nochmals energisch durch, schüttelte es über Kopf aus und schwang es zurück. Sogleich grinste ich mir im Spiegel löwisch zu. Heute blieben sie offen.
So wandte ich mich dem perfekten Make-up zu und brachte mich auf Hochglanz. Bis auf das Kreuz von Ernestine verzichtete ich auf jede Form von Schmuck.
Die Pumps noch an die Füße, ein gekonntes Lächeln im Spiegel, dann nahte der Auftritt.
Meine Hand lag auf der Klinke, als diese wie durch Zauberhand sank. Da schwang die Tür auf und Darian stand lächelnd davor.
Während sein Lächeln breiter wurde, bekundete ich meine Überraschung durch einen anerkennenden Pfiff durch die Zähne. Dieser Dressman im perfekt sitzenden Smoking war eine echte Augenweide. Schwarzes, einreihiges Sakko mit einem Schließknopf, blütenweißes Hemd mit Stehkragen und schmaler, schwarzer Schleife, schwarzer Kummerbund zu passender Hose. Die Füße steckten in auf Hochglanz polierten Schuhen. Ich sah wieder auf und grinste. Sein Haar hatte er zu einem strengen Zopf tief im Nacken gebunden. Trüge er dort eine breite Schleife, würde ich ihn wieder einmal für einen modernen Piraten halten. Doch es war nur ein dünnes Band in der Farbe seiner Haare.
»Bezaubernd«, meinte er nur und reichte mir den Arm. »Du erlaubst, dass ich heute Abend mit dir angebe?«
»Gern doch«, lächelte ich süß zurück und ließ mich den Gang entlang geleiten. »Und du erlaubst doch, dass ich jeder Frau, die sich dir auf weniger als zehn Meter nähert,
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