Schatten Blut
die Augen auskratze?«
»Bei diesem Blick, Liebes, wage ich zu bezweifeln, dass es überhaupt jemand wagen wird, mich anzusehen.«
»Gut so.« Ich grinste und küsste ihm auf die Wange. »Dann ist das ja geklärt. Was hast du vor, dass wir uns so in Schale geworfen haben?«
»Magst du La Traviata? Falls nicht, werfe ich die beiden Karten für die Premiere in den Müll und wir gehen Essen.«
»Lass uns erst die Oper genießen und anschließend etwas Nettes essen. Sollte ich in deinem Fall nicht lieber jemand Nettes essen sagen?«
»Bitte nicht gar so spitzfindig, Schatz. Ich lebe abstinent«, witzelte er zurück. »Wenn mich auch bisweilen bei deinem Anblick eine gewisse Fleischeslust überkommt. Wohin wollten wir noch gleich?«
»Aus dem Haus hinaus und nicht zurück ins Zimmer, Darian.« Lachend zog ich ihn weiter und die Treppe hinunter. Seine Gegenwehr war nur angedeutet.
»Ich bitte um Verzeihung, Sir«, fing Jason uns in der Halle ab. Er wirkte erregt und fuhr sich mit der Hand fahrig durchs ergraute Haar.
Darian war sogleich in Alarmbereitschaft. »Was ist los, Jason?«
»Sir. Thalion ist nicht auffindbar.«
»Was, bitte, soll das heißen, Jason?«
»Sir, ich wollte ihm wie jeden Abend üblich seine Nahrung bringen. Er befand sich jedoch nicht im Verließ. Auch mein Suchen im Garten und der Umgebung war erfolglos. Duncan ist noch auf der Suche in den umliegenden Wäldern«, erklärte Jason nervös. »Es ist sehr unüblich für Thalion, ohne ein weiteres Wort abwesend zu sein.«
»In der Tat, Jason. In der Tat.«
»Dann muss Verdi eben warten. Wir sollten ihn sofort suchen gehen«, warf ich ein und erntete von beiden Männern einen ungläubigen Blick. »Was ist?«
»Liebes, ich wage zu bezweifeln, dass deine Kleidung einer unauffälligen Suche nach einem verschollenen Vampir dienlich sein wird.«
»Ich muss mich diesen Worten leider anschließen, Miss McNamara.«
Die Hände in die Seiten gestemmt, blitze ich die Beiden ärgerlich an. »Ihr scheint zu vergessen, dass wir auf dem Weg ins Theater sind. Würde ich mich jetzt umziehen, würden alle erfahren, dass wir von Thalions Verschwinden wissen. So aber haben wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite.«
Darian sah mich nachdenklich an. »Ich weiß nicht. Ich möchte nicht, dass du in Gefahr gerätst.« Ich verdrehte die Augen. Wieder dieses Thema!
»Sir, ich muss mich Miss McNamaras Worten leider anschließen. Sie hat Recht.«
»Das befürchte ich ebenfalls.«
Über meinen Sieg erfreut, klatschte ich voller Tatendrang in die Hände. »Also los. Wo fangen wir an?«
»Sie bleiben hier und geben uns Bescheid, sollte Thalion in der Zwischenzeit wieder auftauchen, Jason. Duncan soll weiter die nähere Umgebung absuchen, Faye und ich fahren nach London wie geplant. Vielleicht kann ich das Nützliche mit dem Angenehmen kombinieren.«
W as, die Bemerkung über angemessene Bekleidung betrifft, stimme ich momentan mit dir vollkommen überein«, meinte ich lakonisch, als Darian in die mir bereits bekannte, ungastliche Gegend abbog. »Ich hoffe, wir bleiben hier nicht unbedingt länger als nötig.«
»Ich glaube kaum, dass der Nosferatu uns zu einem Drink einladen wird«, gab er trocken zurück und lenkte den Austin über die holprige Straße.
»Vielleicht hättest du den Bentley nehmen sollen, der ist nicht ganz so hart in der Federung.«
Ich vernahm nur das gemurmelte Wort Frauenauto und schwieg lieber.
Seit unserem letzten Besuch hatte sich die Gegend nicht wirklich verändert. Oder doch, sie schien noch verkommener zu sein als vorher. Wieder sah ich schemenhafte Gestalten an und hinter den Fenstern, sah genauer hin und entdeckte sogar einige an den Wänden.
»Sie beobachten uns.«
Darian nickte. »Schon seit einer geraumen Weile, Schatz. Sie wissen, dass wir kommen.«
»Meinst du, der Nosferatu kann uns etwas über Thalions Verbleib sagen?«
»Die Nosferatu verfügen über ein ausgezeichnetes Informationsnetz, Faye. Ihre mentale Kommunikation kommt dem World Wide Web recht nahe. Wenn jemand etwas weiß, dann sie.«
»Werden sie ihre Informationen denn freiwillig herausgeben?«
Sein Lächeln wirkte alles andere als freundlich. »Verlass dich darauf, dass sie freiwillig darauf verzichten werden, unfreiwillig meinem Ärger ausgesetzt zu sein.« Behände wich er einem Schlagloch aus und ich hielt mich am Armaturenbrett fest.
»Du solltest dir deine nächsten Informanten nach ihrem Wohnort aussuchen, Darian. Diese Parodie einer Straße
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