Schatten Blut
ist ja mörderisch.«
»Ich kenne schlimmere. Damals brach sich mein Pferd ein Bein.«
»Lass mich raten, das war vor fünfzig Jahren?«
»Hundertfünfzig, Liebes.«
Ich atmete auf, als er an die Seite fuhr und den Motor ausstellte. Einen Moment lang sahen wir uns in der Dunkelheit um. Und obwohl ich nichts weiter erkennen konnte als die üblichen Verdächtigen, lag etwas Bedrohliches in der Luft.
Meine Hand berührte bereits den Türgriff, als Darian mich mit eindringlicher Miene aufhielt: »Was immer auch geschieht, Faye, bleib hier!«
»Dann kann ich dir aber nicht helfen, falls du Hilfe brauchen solltest«, wandte ich ein. Sein Blick war amüsiert und fordernd zugleich. »Faye, bitte, ich weiß dein Einsatz durchaus zu schätzen. Trotzdem keine Heldentaten, einverstanden?«
Zähneknirschend nickte ich. Da ich Darian bereits in Aktion erlebt hatte, war mir der Unsinn meiner Bemerkung längst aufgegangen. Er und Hilfe? Kaum vorstellbar.
»Entschuldige, da sprach wohl die Frau in mir.«
»Der bin ich sehr zugetan und möchte sie daher auch in Sicherheit wissen, Faye.«
»Aber gucken darf sie?«
»Faye.«
»Nur ein bisschen. Ich werde auch ganz vorsichtig lauschen.«
Diesmal lachte er. »In Ordnung. Aber du bleibst hier beim Wagen.«
Schnell nickte ich und faltete demonstrativ meine Hände im Schoß.
Dann wies ich mit dem Kinn nach vorn. »Da kommt übrigens Collum.«
»Wer?«
»Dein Informant. Dieser optisch etwas benachteiligte Parodontose Patient.«
»Ach, du meinst unseren heimlichen Adonis. Sein Name ist übrigens Arodonatis.« Lachend stieg er aus, gab mir einen schnellen Kuss und schloss die Wagentür.
Ich beobachtete, wie er mit festen Schritten auf Klein Adonis zuging und kurz vor ihm stehen blieb. Sofort deutete der Nosferatu auf den Wagen, auf mich. Eine knappe Handbewegung Darians folgte und mit einer erschreckten Miene wich der Nosferatu einen Schritt zurück. Nochmals erreichte mich sein diesmal zögerlicher Blick, dann schien er sich ganz auf Darian zu konzentrieren.
Beide waren dermaßen ins Gespräch vertieft, dass ich es wagte, vorsichtig das Fenster etwas herunterzukurbeln. Dummerweise bedienten sie sich der nonverbalen Sprache, ihre Abschirmung wirkte auch gegen mich. Daher hörte ich rein gar nichts. Zumindest nicht aus ihrer Richtung.
Die Schritte jedenfalls vernahm ich aus der Richtung hinter dem Wagen. Verwundert sah ich mich um. Optisch gewahrte ich einen Schatten auf den Wagen zuschleichen, akustisch schien eine Elefantenherde durch den Urwald zu brechen. Verwundert blinzelte ich. Welcher Dilettant machte beim Anschleichen einen solchen Lärm? Sogleich musste ich mich revidieren. Nicht meine Ohren vernahmen diese Laute, es dröhnte in meinem Kopf!
»Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?« fragte ich bemüht locker und blickte genau in die Richtung, in der der Schatten lauerte. »Vielleicht helfen dir Tücher an den Schuhen, das schluckt den Lärm ungemein. Wenn du einen Moment wartest, werde ich mal nachsehen, ob ich welche im Handschuhfach finden kann.«
Siehe da, der Lärm erstarb. Dann bemerkte ich an meiner Seite eine Bewegung und plötzlich schoss eine Hand durch das Fenster. Verblüfft sah ich, dass die langen Finger nach meinem Hals zu greifen versuchten. Blitzschnell betätigte ich die Kurbel und klemmte die Hand im Fenster fest. Ein Fauchen folgte, dann ein lauter Knall.
Mit schmalen Augen blickte ich erst auf die Hand, anschließend durch das Fenster auf den Gefangenen. Dann machte ich ruckartig die Tür auf und schlug ihm so den Türrahmen gegen das Gesicht. Darian hatte gesagt, ich solle hier bleiben. Dass ich im Auto bleiben sollte, davon hatte er nichts gesagt. Na, und das mit der Sicherheit hier war ebenfalls so eine Sache! Die seines geliebten Wagens zumindest war nicht wirklich gewährleistet!
Wütend stieg ich aus und zerrte das unter dem Sitz eingeklemmte Kleid heraus. Da fiel mein Blick auf die Delle in der Tür und meine Augen wurden gefährlich schmal. »Du hast wohl nicht mehr alle Kanäle auf Sendung, du Testbild! Wie kannst du es wagen, diesen Wagen zu demolieren? Darian killt dich, wenn er das sieht!« Und auch mich, weil er sich darauf verließ, dass ich aufpasste. Das war ja wohl in die Hose gegangen!
Statt einer adäquaten Antwort, zerrte er heftig an seiner Hand und versuchte sie so aus dem Fenster zu befreien. Als ihm das nicht zu gelingen schien, sah er mich an und ich vernahm seine fast jugendliche Stimme in meinem Kopf. Öffne
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