Schatten Blut
flammte der Kristalllüster an der Decke auf. Das Licht fiel auf mein Kleid, und als wild durcheinander wirbelnde Lichtblitze schossen die gleißenden Strahlen von den Diamanten reflektiert durch den Raum. So hell, dass es mich selbst fast blendete.
»Wow!« war alles, was ich zunächst hervorbrachte. Ich hob einen Arm und sofort schossen die Strahlen unkontrolliert durch die Gegend. Ich lachte vergnügt. »Ist ja irre. Ich bin eine wandelnde Diskokugel!«
»Ein etwas unpassender Vergleich mit der Kugel, der es dennoch trifft, Faye«, meinte Darian amüsiert und löschte das Licht. Beinahe traurig nahm ich wahr, wie aus dem intensiven Strahlen ein mattes Glitzern wurde.
»Ich denke doch«, meinte ich, während Darian die vielen Knöpfe des Kleides an meinem Rücken wieder öffnete, »dass nicht ein Einziger der anwesenden Herren Beißer dort eine Sonnenbrille trägt?«
»Doch, einer schon.« Ich fühlte Darians Lippen meinem Hals entlang streifen. »Ich.«
»Und Thalion?«
»Er wird sich zu schützen wissen, da ihm bekannt ist, was ihn erwartet, wenn du dort auftauchst«, beantwortete er meine Frage. Dann erhielt ich einen sanften Klaps auf mein Hinterteil. »So, fertig. Leg es sorgfältig weg, Faye. Der Zeitpunkt ist nicht mehr fern.«
»Ein paar Stunden noch, ich weiß.«
Mit einem Mal wurde mir sehr mulmig zumute. So wenig Zeit. Hatten wir alles bedacht? Waren wir richtig vorbereitet? Würde alles gut gehen? Was, wenn wir etwas übersehen hatten? Wenn einer von uns sein Leben lassen »Schatz«, vernahm ich seine Stimme leise hinter mir und spürte seine kraftvolle Umarmung. »Es wird alles gut gehen. Vertrau mir.«
In seinen Armen drehte ich mich um und lehnte meinen Kopf an seine Brust. »Halte mich fest bis du aufbrichst, Darian. Bitte.«
»Das werde ich«, versprach er mit einem sanften Kuss in mein Haar.
I st es schon soweit?« fragte ich vier Stunden später und konnte das ängstliche Zittern in meiner Stimme kaum unterdrücken.
Darian deutete ein Nicken an und zog mich für einen Augenblick sehr fest in seine Arme, ehe er mich losließ und endgültig aus dem Bett stieg. Fast ein wenig zu energisch eilte er zum Schrank hinüber und nahm einen eleganten, maßgeschneiderten Anzug heraus.
Ich hatte mich aufgesetzt, die Decke über meine Brust gezogen und sah Darian beim Ankleiden zu. »Weinrot?« fragte ich schließlich über seine Wahl erstaunt.
Er grinste mir über die Distanz hinweg verschmitzt zu. »Dem Anlass entsprechend, Schatz.«
»Welch blutrünstige Phantasie du doch hast!« neckte ich ihn und erhob mich ebenfalls aus dem Bett. »Ich sollte mich wohl auch ankleiden.«
»Könntest du damit eventuell warten, bis ich fort bin«, warf Darian übereilt ein und brachte mich dazu, dass ich auf dem Bett sitzen blieb. »Ich werde dir Eileen schicken, sobald ich unten bin.«
Zustimmend nickte ich. Was hätte ich auch sagen sollen? Nein?
Nachdem er sich angekleidet hatte, kam er auf mich zu und setzte sich neben mich auf das Bett. Dabei sah er mir sehr ernst in die Augen. »Wirst du es schaffen, Faye?«
Nochmals nickte ich. Sprechen konnte ich nicht, denn der Klos in meinem Hals machte es inzwischen unmöglich. Zu groß war schon meine Sorge um ihn, um mich, um uns alle. Und doch spürte ich die Hoffnung und Zuversicht tief in mir. Ein kurioses Gefühlsgemisch.
»Bleib immer in meiner Nähe«, raunte er mir zu und drückte meine klammen Finger aufmunternd. »Konzentriere dich auf mich und sieh durch meine Augen. Lass dich durch Nichts und Niemanden ablenken, egal, was auch geschieht. Und trete erst in Erscheinung, wenn ich es dir sage, Faye. Nicht zu früh und nicht zu spät, sonst laufen wir Gefahr zu scheitern.«
Wieder ein Nicken meinerseits. Er senkte kurz den Blick, sah mich dann wieder an. »Ich wünschte, wir hätten eine andere Lösung gefunden, Schatz.«
»Aber wir haben keine«, brachte ich fast tonlos heraus.
»Leider nein.« Darian schenkte mir ein kleines Lächeln. »Doch gerade weil es so unglaublich erscheint, haben wir eine Chance. Hast du alles beisammen?«
»Ja.« Meine Stimme war nur ein Hauch. Ich räusperte vernehmlich und rang mir ein Lächeln ab. »Ja, habe ich. Sobald Eileen mir ins Kleid geholfen hat, werde ich dich durch die Federn beobachten.«
»Gut.« Er küsste mich auf die Stirn. »Sehr gut.« Damit erhob er sich, ließ meine Hände jedoch nicht los. »Faye«, meinte er nach einer Weile des Schweigens. »Ich …«
Fragend sah ich ihm direkt in die Augen.
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