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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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bestätigen, trug sie ein kleines, ovales Medaillon um den Hals, das in seiner materiellen Form seit Jahren schon in meiner Schmuckschatulle sein Dasein fristete.
    »Woher kommt das Bild?« brachte ich nahezu tonlos hervor, ohne den Blick von dem Bild nehmen zu können. Mir war, als würde ich um viele Jahre zurück katapultiert werden. Als säße ich wieder auf einem warmen Schoß, wiegten mich weiche Arme und eine sanfte Stimme flüsterte mir beruhigende Worte ins Ohr. Worte, die meine schmerzenden Knie heilten, wenn ich gefallen war. Arme, die mich hielten, wenn ich nachts weinend vor Angst aufgewacht und orientierungslos im leeren Haus herumgeirrt war. Und beinahe glaubte ich sogar ihren Geruch um mich herum wahrnehmen zu können.
    »Faye, ich –«
    »Woher?« schnitt ich ihm scharf das Wort ab, schoss zu ihm herum und sah ihn regelrecht mordlüstern an.
    Er blieb ruhig und erklärte mit leichtem Lächeln: »Ebenso wie dein Vater, war auch Brianna zuvor Gast in meinem Haus, Faye. So wie viele Generationen deiner Familie hier ebenfalls Unterkunft fanden. Aber das weißt du.«
    Michael hatte erwähnt, dass Menschen mit meinen Fähigkeiten, auch meine Familie, Darian schon seit langer Zeit begleiteten. Doch dass meine Großmutter …
    »Dann war meine Großmutter eine von uns«, murmelte ich mehr zu mir selbst und sah das Bild erneut an. Und doch hätte ich es wissen müssen. Alleine schon durch die alten Aufzeichnungen in der Bibliothek, in denen ich ihren Namen entdeckt hatte. Mir gelang ein kleines Lächeln und ich bekam das Gefühl, als lächelte Großmutter durch ihr Bild zurück. »Das Bild, Darian, wieso steht es hier? Und wer hat es gemalt?«
    Ich fühlte ihn hinter mich treten und seine Arme um mich legen. »Frag Thalion, Schatz. Er kann dir alles erklären.«
    »Thalion?« echote ich erstaunt und drehte mich in Darians Umarmung herum. »Was hat denn Thalion mit –« Da riss ich die Augen weit auf. »Du meinst, sie und er … 1 Jetzt verstehe ich!«
    Darian lächelte matt. »Es tut mir leid, dass ich es dir nicht habe sagen können.«
    »Schon gut.« Ich küsste ihm verzeihend auf die Wange. »Ich verstehe es. Darf ich das Bild haben? Es würde mir sehr viel bedeuten.«
    Nochmals lächelte er matt. »Zu gern möchte ich dir diesen Wunsch erfüllen, Faye. Doch das Bild gehört nicht mir. Es gehört –«
    »Thalion« unterbrach ich ihn zerknirscht. »Schon klar. Noch ein Grund mehr, ihn aus den Händen der Tremere zu befreien. Ich möchte ungern sein Erbe antreten. Dann lass uns das Kleid suchen, Darian.«
    Er lachte leise und wies mir den Weg durch die vielen Gegenstände. Am hinteren Ende des Dachbodens, an der Wand unter einem kleinen blinden Fenster, befand sich eine ebenfalls abgedeckte Runddeckeltruhe. Darian zog das Tuch herunter und machte sich sogleich an einem altersschwach wirkenden Schloss zu schaffen. Es schlug Funken, er fluchte verhalten, lächelte mich knapp an und machte dann kurzen Prozess. Mit einem verlegenen Grinsen und einer Stange brach er den Verschluss kurzerhand auf.
    »Im Laufe der Jahrhunderte vergisst man so das eine oder andere«, entschuldigte er sich für die rüde Behandlung der antiken Truhe und schlug den Deckel hoch.
    Bevor ich neugierig näher treten konnte, hielt sein ausgestreckter Arm mich auf. Sekunden später wusste ich auch warum. Eine gleißend helle Feuersäule schoss aus der Truhe hervor und war Sekunden später wieder entschwunden. Nur der dezent kokelnde Rußfleck am Dachbalken erinnerte an das spektakuläre Schauspiel.
    »Genauso wie es Dinge gibt, an die man sich doch wieder erinnert«, knüpfte Darian ungerührt an seinen vorangegangenen Satz an. »Möchtest du jetzt einen Blick hineinwagen?«
    »Möchtest du nicht vorher noch einmal genau in deinen Erinnerungen graben?« stellte ich zweifelnd die Gegenfrage.
    »Nun …« Er legte den Kopf ein wenig schief und gab den Anschein angestrengten Nachdenkens. Dann lächelte er mich offen an. »Nein, da ist nichts weiter. Du kannst unbesorgt nachschauen.«
    Doch kaum, dass meine Hand in Richtung Truheninhalt langte, rief er plötzlich aus: »Stop!«
    Verschreckt sprang ich zurück, erwartete bereits eine weitere Flammensäule oder sogar ein Skelett daraus hervorkommen, als Darians leises Lachen mich aufmerken ließ.
    »Entschuldigung«, gluckste er und wich ein paar Schritte vor mir zurück. Dann durfte er sich bereits in Sicherheit bringen. »Nicht so dolle, Faye. Aua!«
    »Was hast du dir dabei gedacht, mich so

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