Schatten Blut
»Ja?«
»Ich … Pass auf dich auf, Schatz.« Darian küsste mich flugs auf den Mund, ließ meine Hände los und stürmte beinahe aus dem Raum.
Verwundert sah ich ihm nach. Dann stand ich schließlich auf und ging ins Bad, um meine Haare hochzustecken. Sie offen zu tragen, wäre katastrophal. Einerseits konnte jemand hineingreifen und mich umreißen, andererseits verdeckten sie die Diamanten am Rücken des Kleides. Also drehte ich sie zu einem strengen Knoten zusammen und steckte sie mit dem kleinen, ebenfalls mit Diamanten besetzten Netz an Hinterkopf fest, dass ich aus dem kleinen Leinensack nahm, welcher bei dem Kleid in der Truhe gelegen hatte.
Ich war gerade fertig geworden und hatte sogar noch Zeit gefunden, Wimperntusche aufzulegen, als es an der Tür klopfte. Mit einem Handtuch um den Leib gewickelt, bat ich Eileen herein.
»So, so«, machte sie ihrem Unmut sogleich Luft. »Da hat der Herr Sie also zu diesem gefährlichen Unterfangen überreden können.«
»Eher war ich es, die ihn überredet hat, Eileen«, gab ich zurück, ehe sie noch weiter schimpfen konnte. Meine Nerven lagen ohnehin schon blank, da brauchte ich nicht noch ein unschönes Orakel.
»Nun gut, wie Sie wünschen. Wobei soll ich Ihnen helfen?«
»Sie müssen mir bitte die Knöpfe des Kleides hinten schließen«, erklärte ich, während ich Unterwäsche anzog, die Dattel aus der Schublade nahm und sie im BH verstaute. Anschließend zog ich das Kleid über und drehte Eileen den Rücken zu.
»Ein schönes Kleid«, meinte sie bewundernd und begann mit ihrer Aufgabe. »Ist es nicht etwas zu aufwändig für Ihr Unternehmen?«
Ich lachte leise und meine Spannung wich etwas. »Eine Jeans wäre mir auch lieber, aber weniger effektiv als dieses Kleid.«
»Hmm«, machte sie nachdenklich, beendete ihre Arbeit und sah mich aufmerksam an. »Es blendet sehr, finden Sie nicht auch?«
»Genau das ist geplant. Danke, Eileen.«
»Gern geschehen. Kann ich noch etwas für Sie tun?«
»Nein, das wäre alles. Sind Dad und Steven unten im Salon?«
»Ihr Vater wartet dort bereits auf Sie, Miss McNamara. Steven hat aber kurz nach Mr. Knight das Haus verlassen.«
»Er hat –« Ich brach ab und sah sie erschrocken an. Dann fluchte ich verhalten. »So ein Idiot!«
»Hätte Jason ihn aufhalten sollen?«
»Ich wage zu bezweifeln, dass es etwas genützt hätte, Eileen. Wenn Steven sich etwas in den Kopf setzt, zieht er es durch. Ich kann nur hoffen, dass er keinen Mist baut.«
»Das hoffe ich auch.« Eileen sah mich fest an, wandte sich dann um. »Ich werde Ihrem Vater Bescheid geben, dass Sie gleich kommen.«
Kaum war die Tür hinter ihr zugefallen, zog ich meine Turnschuhe an. Ein eklatanter Stilbruch, da stimme ich Ihnen zu. Doch glauben Sie nicht auch, dass im Falle eines Scheiterns schnelles Schuhwerk wesentlich sinnvoller ist als elegante Pumps, lieber Leser? Sehen Sie? Genau das habe ich auch gedacht!
In Kleid und Turnschuhen gekleidet und mit einer kleinen Kiste unter dem Arm, verließ ich das Zimmer und begab mich in den gelben Salon, wo mein Vater mich bereits nervös erwartete.
»Ich habe ein beschissenes Gefühl bei der Sache, Faye«, begrüßte er mich recht uncharmant, blieb stehen und blickte mich überrascht an. »Holla! Ich dachte, du wolltest einige Vampire vernichten und nicht heiraten!«
»Danke Dad«, brummte ich missmutig und ließ mich auf der Kante eines Hockers nieder. »Kannst du bitte die Kippe ausmachen? Die stinkt ja widerlich!«
Ohne weiter auf Dad zu achten, der seine Zigarette in den Kamin schnippte, legte ich die Kiste vor mich auf den kleinen Tisch und klappte sie auf. Dann nahm ich die beiden Rosen von Thalion heraus, legte sie auf meinen Knien ab und griff nach den Federn. »Bist du bereit, Dad?«
»Nein, und das werde ich auch nie sein!« maulte er und trat dennoch hinter mich, um mir die Hände auf die Schultern zu legen. »Bist du sicher, dass es funktioniert?«
»Das Springen zusammen mit Darian hat bisher immer geklappt. Wie das aber mit dem Sehen ist, weiß ich nicht.«
»Soll das heißen, ihr habt es noch nicht ausprobiert?« Dads Hände verschwanden von meinen Schultern und gleich darauf stand er direkt vor mir. »Bist du irre?«
»Dad«, begann ich lahm. »Wir haben kaum die Möglichkeit gehabt, es zu probieren. Wenn du dabei sein willst, wirst du mir schon vertrauen müssen. Eine andere Wahl haben wir nicht. Du weißt genau, dass wir uns im Elysium sofort als Menschen zu erkennen geben würden, hätten
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