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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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das Buch auf den Tisch und machte sich daran, die Vorhänge vor den Fenstern zu schließen. Fenster für Fenster sperrte er die herbstliche Nachmittagssonne aus, bis nur noch einzelne Strahlen von Tageslicht die Dunkelheit des Raumes durchbrachen.
    »Warum dunkelst du ab?« fühlte ich mich genötigt zu fragen. »So kann ich nicht lesen.«
    »Ich gehe davon aus, dass du den Spruch inzwischen perfekt auswendig gelernt hast. So wie ich auch davon ausgehe, dass du das Kleid gern anprobieren möchtest.«
    »Ah! Und damit auf diesen arg belebten Straßen rund um das Haus niemand Unbefugtes durch die Fenster spähen könnte, verrammelst du eben alles?«
    »Knapp daneben, Liebes.« Grinsend kam er wieder auf mich zu, öffnete den Wäschesack und zog das Kleid hervor.
    Die Steine fingen das durch die Schlitze der Vorhänge einfallende Licht auf und ein funkelndes Lichtermeer breitete sich in den ganzen Raum aus. Es erinnerte mich an viele kleine Sterne am Firmament. Warum hatte ich das auf dem Dachboden nicht bemerkt?
    Weil es dort staubig war, vernahm ich Darians Stimme in meinen Gedanken und blickte ihn grimmig an. Er lachte leise.
    »Nein! Sag es nicht!« Ich hob die Hand. »Ich schreie.«
    Er wagte ein angedeutetes Nicken, während sein mühsam unterdrücktes Schmunzeln nun doch durchbrach. Eingeschnappt streckte ich ihm die Zunge heraus, nahm ihm das Kleid ab und hielt es mir an. Und stutzte.
    »Was ist, Schatz?« erkundigte Darian sich freundlich, doch ließ seine Miene erahnen, er wusste genau, was war.
    »Ist es gewachsen oder bin ich geschrumpft?« gab ich meiner Verblüffung nach.
    Er trat an mich heran, nahm es mir aus der Hand und legte es auf den Tisch. »Ersteres. Es passt sich seiner Trägerin an. Kann ich dir helfen?«
    Verstohlen blickte ich mich um. Kein Zylinder, kein weißes Kaninchen, kein Zauberstab.
    »Es passt sich …? Aber wie denn, wenn ich es noch nicht einmal probiert habe.«
    Darian lachte leise. »Du hattest es bereits berührt.«
    »Du doch auch!« erwiderte ich erstaunt.
    »Ich bin keine Frau, Schatz. Und ich habe nicht vor, ein Kleid zu tragen. Es ist Magie in ihrer reinsten Form, Faye«, grinste er breit.
    »Ich muss es wohl glauben.« Achselzuckend machte ich mich daran, mich auszuziehen. Nur in Unterwäsche gekleidet, sah ich Darian erwartungsvoll an. Er verstand sogleich, übergab mir das Kleid und ich schlüpfte hinein. Dann schloss er die vielen kleinen Knöpfe am Rücken. Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Schließlich war er fertig und ich drehte mich fragend zu ihm um.
    »Zauberhaft«, murmelte Darian und das Funkeln der vielen Diamanten spiegelte sich in seinen Augen.
    Entgegen meiner Erwartung war der Stoff weich und anschmiegsam, umfloss meinen Körper wie Seide. Es lag am Oberkörper und den Armen sehr eng an und fiel ab der Taille in langen Bahnen so weit ab, dass ich mich problemlos darin bewegen konnte. Selbst der kleine Stehkragen an meinem Hals bereitete mir erstaunlicherweise keinerlei Unbehagen.
    Ich zupfte die Ärmel gerade, die so lang waren, dass sie fast meine Hände bedeckten. Dann wickelte ich meine Haare zu einem Knoten auf, den ich in Ermangelung einer Haarnadel kurzerhand mit einem Bleistift feststeckte.
    »Ich brauche einen Spiegel«, murmelte ich, trat schon an eines der Fenster, als Darian mich aufhielt: »Keine gute Idee, Schatz! Entweder gehst du nach oben und schaust dort in den Spiegel, oder du verlässt dich auf mein Urteil.«
    Ich sah ihn verwundert an. »Warum? Du kannst doch Licht ertragen.«
    Darian nickte lächelnd, kam auf mich zu und zog mich an den Händen von dem Fenster fort, zurück in die sichere Dunkelheit des Raumes. »Das ist richtig. Doch bündeln die Steine des Kleides das Sonnenlicht dermaßen intensiv, dass sie wie Laserstrahlen wirken und somit auch mich ernsthaft verletzen könnten. Und da die kleinste Bewegung von dir sich sofort auf das Gewebe überträgt, ist es unmöglich, den Strahlen auszuweichen.«
    »Ich bräuchte nur dastehen und atmen, und schon haut es jeden Vampir aus den Schuhen?«
    »So in etwa wäre es bei Tageslicht.« Er lächelte verlegen. »Allerdings steht uns im Zeitraum von Thalions Urteil keine Sonne zur Verfügung. Doch wird der Schein von vielen Kerzen und Fackeln seinen Zweck erfüllen.«
    »Und der wäre?« hakte ich nach.
    Schmunzelnd trat Darian an den Sekretär, entnahm einer Schublade eine dunkle Sonnenbrille und setzte sie auf. Dann ging er zu Tür und betätigte dort den Lichtschalter. Sofort

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