Schatten Blut
staunte ich selbst darüber, dass ich zwar inzwischen sehr gut wusste, was er war, es mich jedoch nicht mehr störte.
»Nein«, erwiderte ich und drehte mich zu ihm um. »Es ist nicht der Inhalt, sondern das, was daraus gemacht wird.«
»Weise Worte, Faye.« Lächelnd sah er auf mich hinab.
Ich weiß nicht genau, was es war. Wir berührten einander nicht, wir sahen uns nur an. Minutenlang. Schweigend. Doch machte keiner von uns den Anfang, dem Anderen auszuweichen.
»Ich glaube, ich sollte allmählich wieder nach Hause«, meinte ich nach geraumer Zeit.
Er nickte. »Ich könnte dich fahren.«
»Habe keinen Schlüssel dabei«, gab ich tonlos zu bedenken.
»Dann wirst du wohl auf dem gleichen Wege gehen müssen, wie du gekommen bist.«
»Ja, werde ich wohl.«
Und doch bewegten wir uns nicht einen Millimeter voneinander fort. Blickten einander weiter an. Seine Augen waren einfach faszinierend. Tiefgründig und sanft. Irgendwie hatte ich das Gefühl, mich darin verlieren zu können.
»Faye«, erklang seine leicht belegte Stimme schließlich. »Wenn du jetzt nicht gehst, werde ich dich berühren.«
»Ich weiß«, antwortete ich tonlos, ging es mir doch ähnlich.
»Willst du es.«
»Ich weiß es nicht.«
»Dann finde es heraus.« Behutsam, so als wolle er mich nicht erschrecken, nahm er meine Hand.
Gebannt folgte ich seiner Bewegung mit den Augen, und als seine Lippen meine Handfläche berührten, war mir, als jagte elektrischer Strom durch meine Nervenbahnen. Erstaunt riss ich die Augen auf.
»Angst.« deutete er meine Reaktion besorgt und ließ sogleich meine Hand sinken.
Ich schaute ihn irritiert an, verstand und musste leicht lächeln. »Nein, gewiss nicht. Eher überrascht.«
Die Stirn gefurcht, blickte Darian mich eindringlich an. »Vergiss nicht, Faye. Ich bin kein Mensch.«
»Vielleicht ist es gerade das, was mich so an dir reizt«, gestand ich offen und legte ihm die freie Hand an die Wange. Sie fühlte sich warm und glatt an. Der Blick seiner Augen wurde wieder weich, dann schloss er sie und sein Gesicht wirkte entspannt.
Du wirst doch jetzt wohl nicht einschlafen wollen, Darian Knight!
Ich hörte ihn in meinen Gedanken leise auflachen. Nein, meinte er dann, ich bin mit allen Sinnen hellwach. Fühle, und du wirst verstehen.
Und das tat ich.
– Kapitel Dreizehn –
W enn das, was hier geschah, der Grand dafür war, dass Menschen einem Vampir keinerlei Gegenwehr leisten konnten, dann hatte ich es definitiv verstanden. Himmel, danach konnte man ja süchtig werden!
Obwohl Darian mich nur an der Hand hielt, hatte ich das Gefühl, mein kompletter Körper stünde in Flammen. Als berühre er mich überall zugleich, streiche mit der Leichtigkeit von Federn über meine Haut. Niemals zuvor hatte ich auf diese Weise gefühlt. Es war wunderbar, traumhaft, unwirklich. Himmel und Hölle verschmolzen. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich konnte nicht zurück.
Ich wollte ihn fühlen, berühren, anfassen. Es war, als spürte er diesen Drang in mir, umfasste meine andere Hand und vereitelte so, dass ich mich rühren konnte.
Noch nicht, Faye, bremste er meine Bemühungen. Nicht jetzt. Fühle!
Sein Wille schien meinen nun vollkommen zu überlagern. Als hätte ich mich ergeben, beherrschte er das Geschehen. Beherrschte mich und meine Empfindungen und öffnete damit Türen zu meiner Seele, deren Existenz ich nie geahnt hatte. Führte mich auf Wege, die ich noch nie beschritten hatte, und zeigte mir, was pure Erotik meint.
Und als wäre das noch nicht genug, fühlte ich mich mit einem Mal emporgehoben. Alles in mir wirbelte durcheinander, sammelte sich in meinem Unterleib und schoss dann wie ein leuchtender Feuerball durch meinen gesamten Körper. Ekstase pur raste durch mich hindurch, sammelte sich abermals, nur um sich sogleich erneut Bahn zu brechen. Vor meinen geschlossenen Augen blitzten Sterne auf, meine Beine versagten ihren Dienst und atemlos lehnte ich mich an die Spüle.
Wenn ich geglaubt hatte, das wäre nicht mehr zu überbieten, wurde ich eines Besseren belehrt. Ruckartig wurde ich nach vorne gezogen und landete in Darians Armen. Sofort lag eine Hand in meinem Haar und zog meinen Kopf zurück. Für einen Moment blickte er mir fest in die Augen, tauchte tief und dunkel in meine Seele. Mein Herz schien auszusetzen. Dann senkte er sehr langsam sein Gesicht näher an mich heran.
Ich hielt den Atem an, nicht gewillt, die kleine Stimme der Angst lauter werden zu lassen. Meine Finger fuhren seine Arme
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