Schatten Blut
tat es mir leid, darunter wieder hervorzukommen.
Als ich aus der Dusche trat, lag ein Handtuch griffbereit und vorgewärmt auf einem der beiden Stühle. Meine Sachen waren verschwunden, das neue Kleid hing auf einem Bügel an der Glastrennwand, die Schuhe direkt darunter. Neben den Schuhen stand eine kleine Tasche mit der Aufschrift Victoria’s Secret. Beinahe ehrfürchtig zog ich das cremefarbene, mit Spitze besetzte Set heraus und war erstaunt, dass es genau meiner Größe entsprach. Gleichzeitig musste ich schmunzeln. Das Preisschild war entfernt worden.
Bevor meine Skrupel überhand nehmen konnten, zog ich es an und begutachtete mich im Spiegel. Alleine schon damit kam ich mir sehr elegant vor, wäre jedoch für einen öffentlichen Auftritt etwas zu gewagt. Außerdem hieß ich nicht Heidi Klum!
Schnell zog ich das Kleid an. Akrobatische Verrenkungen zwecks Schließen des Reißverschlusses hinten hatte ich ja schon im Geschäft selbst üben können. Daher wusste ich diesmal, wie es ging. Ich nibbelte mein Haar weitestgehend trocken, kämmte es mit den Fingern durch und schüttelte es anschließend einmal aus. In der Tasche mit dem Wäscheset hatten sich zusätzlich ein Kajalstift und Wimperntusche befunden. Beides kam nun zum Einsatz. Dann war ich mit meinem Spiegelbild zufrieden.
Ich hängte das Handtuch ordentlich auf und verließ das Bad. Schon von hier aus vernahm ich Darians Stimme. Er telefonierte. Dem Klang nach zu urteilen, schien das Gespräch keinesfalls auf einer freundschaftlichen Ebene stattzufinden. Ich trat näher heran. Darian bemerkte mich, blickte auf und stockte einen Moment. Dann winkte er mich heran. »Como? … Sim. Agora, Manuel!«
Er legte den Hörer mit Nachdruck auf und blickte mich lächelnd an. »Fertig?«
»Ja. Stress?« fragte ich auf das Telefon weisend.
»Nein. Nicht mehr als sonst.« Er trat zu mir, nahm meine Hand und küsste sanft meinen Handrücken. Sein Blick ließ meinen nicht los. »Du siehst atemberaubend aus, Faye.«
Seine Stimme sandte einen Schauer durch meinen Körper. Und sein glühender Blick ließ mich erahnen, dass unsere geschäftliche Verbindung der letzten Tage ein Ende gefunden hatte.
Ich schmunzelte leicht. »Und du siehst … hungrig aus.«
Darian lachte laut auf, nahm bereits meinen Arm, als das Telefon klingelte. Übertrieben genervt verdrehte er die Augen. »Entschuldige, Faye. Es spricht sich leider recht schnell herum, dass ich in der Stadt bin. Moment bitte.« Er nahm ab. »Ja.« Pause. »Nein.« Noch eine Pause, er lauschte. »Bitte? Nein, nicht am Telefon …. In zirka fünfzehn Minuten?« Er schaute kurz auf die Uhr. »Ist machbar … Ja, wie gewohnt.« Er legte auf und sah mich ein wenig betrübt an.
Ich winkte gelassen ab. »Ist schon okay, Darian. Wir können es auch verschieben.«
»Nein, mit Sicherheit nicht. Wir machen nur einen kurzen Umweg.«
»Du sprichst Portugiesisch?« fragte ich bemüht beiläufig, als sich die Türen zum Lift öffneten und er mich zum Eintreten aufforderte. Die Türen schlossen sich hinter uns und es ging abwärts. Sich an die Wand lehnend, blickte Darian mich aufmerksam an. »Ich spreche einige Sprachen, Faye. Da meine Investitionen über den gesamten Erdball verteilt sind, ist es sinnvoller, die dem Land entsprechende Sprache zu beherrschen. Das vermeidet Missverständnisse.«
»Es klang nach Brasilien«, gab ich mich weiter beiläufig.
»Es war Brasilien, Faye. Genauer gesagt, ein Mitarbeiter aus Rio. Und es handelte sich bei dem Gespräch um die Verschiffung von Edelholz.« Er legte eine Hand an meine Wange und zwang mich, ihn direkt anzuschauen. »Sprich aus, was du genau möchtest, Faye. Auch das verhindert Missverständnisse.«
Verlegen senkte ich den Blick. »Vermutlich erliege ich hier gerade einem. Verzeih.«
Der Fahrstuhl stoppte und die Türen glitten auf. Es ersparte Darian die Antwort. Wortlos reichte er mir seinen Arm und geleitete mich zum Wagen.
Nachdem ich eingestiegen war, verschloss Darian das Verdeck und fragend schaute ich ihn an. Er hob eine Braue. »Ich habe hinten ungern Gäste kleben, Faye. Insbesondere solche, die ich nicht mitzufahren gebeten habe.«
Nun verstand ich und packte mit an, das Verdeck sicher zu schließen. Dabei fragte ich besorgt: »Wird es jemanden daran hindern, es zu zerschneiden, falls er doch mit möchte?«
Darians Blick wurde mörderisch. »Das sollte mal jemand wagen!«
Okay, deutlicher ging es nicht! Ob ich ihm sagen sollte, dass ich hinten links
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