Schatten Blut
sah ich Darian an. Er hatte sich neben mich gesetzt und die Hände bereits nach meinem Shirt ausgestreckt.
»Was hast du vor?« fragte ich argwöhnisch.
»Ich sehe mir an, was mit deinem Rücken ist«, gab er zur Antwort, dann hörte ich ein lautes Ratschen und mein Shirt war bis zu meinen Schultern hinauf in der Mitte zerrissen.
»Sag mal, hast du –«
»Halt jetzt mal bitte deinen Mund und leg’ dich gerade hin«, schnitt er mir das Wort ab. »Das Hemd werde ich dir selbstverständlich ersetzen.«
»Das ist ein Shirt«, gab ich besserwisserisch zurück, drehte mich aber nach vorn und starrte ärgerlich auf den Teppich.
Ich hörte ihn leise zischen und wollte mich schon wieder umdrehen, als er durch zusammengepresste Zähne murmelte: »Bleib bitte liegen, Faye. Das sieht gar nicht gut aus.«
»Es fühlt sich auch gar nicht gut an, Doc. Was ist, kriege ich jetzt den Gnadenschuss oder bekommst du das wieder hin?«
»Wenn du vielleicht für einen Augenblick deinen Redeschwall unterbrechen würdest, Liebes, dann könnte ich mich eventuell auf das hier konzentrieren«, gab er zurück. »Es erstaunt mich ohnehin, dass du dermaßen viel redest, wo dir doch in den letzten Tagen die Zunge abhanden gekommen zu sein schien.«
»Du animierst mich halt dazu.«
Ich fühlte seine kühlenden Hände sanft über meine Haut streichen. »Tue ich das?«
»Ja. Du machst mich momentan nämlich ziemlich wütend, Darian.«
»Du bist mehr erschöpft als wütend.«
»Woher willst du wissen, was ich … Ja, ja schon gut, ich weiß. Meine Gedanken schreien.«
»Unter anderem.«
Seine Hände fuhren sanft an meiner Wirbelsäule entlang und über meine Schultern. Ich machte mich innerlich auf weitere Schmerzen gefasst. Erstaunlicherweise blieben sie aus. Auch als er hier und da etwas fester drückte. Dann ließ er die Hände über meine Beine bis hinunter zu meinen Kniekehlen gleiten. Die ganze Haut schien in Flammen zu stehen und es prickelte und piekste wie unter Strom. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, es war ungemein angenehm.
»Was genau tust du da?« fragte ich wesentlich milder gestimmt.
Ich hörte ihn leise lachen. »Ich aktiviere deine Selbstheilungskräfte, Faye. Die menschliche Regeneration ist wesentlich langsamer als die eines Unsterblichen. Sie lässt sich jedoch durch bestimmte Techniken beschleunigen.«
»Aha. Und woher weißt du das?«
»Aus Japan.« Na klar, woher auch sonst!
»Schick! Jason lernte dort, wie man jemanden zerlegt und du, wie man diesen anschließend zusammensetzt. Ihr seid echt ein klasse Team!«
»Dein Sarkasmus in allen Ehren, Faye. Aber ganz so ist es nicht. Jeder Krieger sollte genau die Punkte kennen, an denen sein Gegner am verletzlichsten ist. Und dazu gehört das Wissen um die Anatomie sowie das der Energiepunkte. Kannst du dich aufsetzen?«
Ich blickte mich vorsichtig nach ihm um. »Flickst du mich zusammen, falls ich in der Mitte durchbreche?«
»Ich werde dir das Gipskorsett eigenhändig anlegen, Faye. Nun komm schon hoch.«
Sehr vorsichtig stemmte ich mich erst mal mit den Ellenbogen ab. Nichts geschah. Kein Schmerz, kein Druck, kein Aua. Langsam schob ich mich höher. Noch immer war alles schmerzfrei. Ich wurde mutiger und zog die Beine an. Herrlich! Ich machte einen Buckel, rollte mit den Schultern, streckte die Knie aus. Freudestrahlend setzte ich mich auf.
»Wow! Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du magische Hände hast?«
Er lächelte. »Nein, keine Magie. Nur sehr altes Wissen. Kannst du laufen?«
Ich stand ganz auf und drehte eine Runde im Zimmer. Dann blieb ich abrupt stehen und musterte ihn scharf. »Wenn du mich jetzt nur zusammengebastelt hast, damit du mich nach unten auf den Übungsplatz schleppen kannst, so schlag dir diesen Gedanken gleich wieder aus dem Kopf.«
»Warum so feindselig, Liebes?« Weiterhin auf dem Bettrand sitzend, schaute er mich betrübt an. »Ich habe nur dein Bestes im Sinn.«
»Pah! Das sagte meine Oma auch immer! Und dann musste ich doch diese hässliche Bluse mit den blöden Puffärmeln anziehen! Also vergiss es!«
»Du bist derzeit bissiger als ein Gangrel in akuter Hungersnot.« Lächelnd erhob er sich und schüttelte den Kopf. »Nein, Faye. Ich werde dich heute weder auf das Übungsfeld schleppen noch dich sonst weiter mit irgendwelchen Lektionen belasten. Und ich kann sehr gut verstehen, dass du momentan wahrlich genug von alledem hast. Ich mach dir einen anderen Vorschlag: Geh duschen, wirf dir ein hübsches Kleid
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