Schatten Blut
nun zufrieden, Martha?« Er setzte sich und nahm den Löffel wieder auf. »Ich hoffe doch, du lässt mich jetzt in Ruhe essen.«
»Sind sie nicht ein reizendes Paar«, säuselte sie auf einmal hingerissen und ich blickte Darian verblüfft an. Du hast doch wohl nicht …?
Geistig Schwache sind leicht zu beeinflussen, Faye, sowohl ins Negative als auch ins Positive.
Nette, kleine Demonstration. Ich grinste in mich hinein.
Ich mache niemals etwas umsonst, Faye. Er zwinkerte mir zu.
Der Ober kehrte mit der Rechnung zurück an unseren Tisch und Darian zahlte.
»Lass uns gehen, Schatz.« Er stand auf und zog mir den Stuhl zurück. Dann nahm er meine Hand und wandte sich an das ungleiche Paar nebenan: »Es war uns ein Vergnügen. Schönen Abend noch.«
Sie lächelte gerührt, er nickte freundlich. Ich zog Darian aus dem Restaurant.
Es hatte begonnen zu regnen. Darian zog sein Sakko aus und legte es mir fürsorglich über die Schultern. »Warte hier, ich hole den Wagen.« Damit verschwand er bereits in Richtung Seitengasse, wo er den Austin geparkt hatte.
Mein Blick wanderte über die Straßen und ich beobachtete die vorbeifahrenden Autos, als ich neben mir das Klicken eines Feuerzeugs vernahm. Verwundert drehte ich mich um und fuhr erschreckt zusammen.
»Unschönes Wetter, aber eben typisch englisch«, meinte Lagat O’Malloy im Plauderton und zog an seiner Zigarette.
Sein komplettes Erscheinungsbild war bezeichnend. Schwarze Hose, schwarzes Hemd, schwarzer Mantel und dazu schwarzes Haar. Gab es an diesem Vampir überhaupt etwas, was hell war? Ja, die Glut seiner Zigarette! Das war aber auch schon alles.
Fast gelangweilt ließ er den Rauch entweichen, dann erfasste mich der Blick seiner ins Schwarz tendierenden Augen direkt. Ich unterdrückte den Impuls, zurückweichen zu wollen. Sah stattdessen fest zu ihm auf. »Ersparen Sie mir Ihre Plattitüden, Lagat. Kommen Sie auf den Punkt. Was wollen Sie?«
»Ein kleines Gespräch unter Freunden, liebste Faye. Weiter nichts.«
Ich rang mir ein geringschätziges Lächeln ab. »Mir ist unbekannt, dass wir Freunde sind oder es gar werden könnten, Lagat.«
»Man sollte niemals etwas beurteilen, bevor man es nicht probiert hat!« gab er mit hartem Blick zurück.
»Was sind Sie heute aber wieder bissig«, ließ ich meinen Sarkasmus tropfen. »Zu große Brocken können bisweilen sehr unbekömmlich sein.«
»Ihre Sorge ist rührend, liebste Faye.« Er schnippte die Asche ab und zog an seiner Zigarette. Dann blies er mir den Rauch fast ins Gesicht. »Achte lieber darauf, wohin dein Weg dich führt. So mancher hat sich im Nebel schon verirrt.«
»Wussten Sie eigentlich …« Ich wedelte den Rauch beiseite, »dass Rauchen sehr ungesund ist? Es kann Krebs verursachen und den frühzeitigen Tod bedeuten. Das wäre doch sehr tragisch, nicht wahr?«
Seine Augen wurden schmal, er schnippte die Zigarette mit einer sehr energischen Bewegung fort und trat einen Schritt auf mich zu. Ich war zu stur, um auch nur einen Millimeter zu weichen und sah ihm finster in die Augen. Wie Darian überragte er mich um eine Kopflänge. Daher ließ ich mich von Körperlängen nicht weiter einschüchtern.
»Ich könnte dir hier und auf der Stelle deinen dünnen Hals brechen!« raunte er mir drohend zu. »Reiz mich also nicht!«
»Du würdest dafür einen Arschtritt von Naridatha kassieren, der es in sich hat!« fauchte ich zu wütend, um Angst zu haben. »Und Ungehorsam wird mit dem Tode bestraft, Lagat. Lust auf eine Blutjagd? Als Beutel Nein? Dann behalt deine Griffel besser bei dir!«
Das Zucken seiner Augen machte deutlich, ich hatte ins Schwarze getroffen. Ein Hoch auf das Büffeln von alten Geschichten und Hintergründen, sonst hätte ich Lagat sicherlich nicht Paroli bieten können. Doch Dank Darians Unterricht wusste ich so einiges über die Strukturen und Hierarchien der einzelnen Clans als auch der allgemeinen Organisation der so genannten Kainskinder.
Dennoch zog ich das Sakko enger um mich, machte mich schon auf einen Angriff gefasst, als das Motorgeräusch eines haltenden Wagens mich innerlich erleichtert aufatmen ließ.
»Tut mir wahnsinnig leid, dass ich unser reizendes Gespräch hier abbrechen muss, Lagat. Mein Taxi ist da«, säuselte ich übertrieben liebenswürdig.
Ich trat zurück und drehte mich zu Darian um, der soeben aus dem Wagen sprang. Sein ganzes Augenmerk war auf Lagat gerichtet und eine greifbare Drohung schwang in der Luft. Ich sah zu, dass ich in den Wagen kam
Weitere Kostenlose Bücher