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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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jemals zu erblicken.
    Es war schon interessant, diese Beiden dort im Licht zusammen zu sehen. Ihr Ursprung war der gleiche und doch waren sie so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Was dem Nosferatu optisch an Scheußlichkeit ausmachte, spiegelte Darian in Eleganz und Schönheit wider. Der Eine krumm und ungelenk, der Andere aufrecht und mit fließenden Bewegungen. Beide strahlten eine unheimliche Kraft aus, doch schien der Nosferatu sich Darian irgendwie zu unterwerfen.
    Ihre Gesten wurden heftiger. Darian wandte sich mit einer abwertenden Handbewegung ab. Der Nosferatu packte ihn am Arm, hielt ihn auf. Darian sah auf die ihn festhaltende Hand und der Nosferatu zog sie eilig zurück. Er schien lächeln zu wollen, doch wirkte es falsch und schief, entblößte dabei zwei scharfe Reißer. Schließlich stimmte Darian zu, griff in die Tasche seiner schwarzen Hose und beförderte einen kleinen Beutel zutage, den er dem Nosferatu in die ausgestreckte Krallenhand fallen ließ.
    Die Augen des Wesens suchten nochmals meine Richtung. Hab Acht vor dunklen Gassen, tönte es spöttelnd in meinem Kopf, er wird dich nicht immer schützen.
    Dem, der mich anpackt, werde ich gehörig heimleuchten, gab ich grimmig zurück und fixierte es mit scharfen Blicken.
    Eine kaum merkliche Kopfbewegung des Wesens, dann war es plötzlich verschwunden. Darian riss die Fahrertür auf und stieg ein. Seine Miene zeigte keinerlei Regung und doch fühlte ich, dass er verärgert war.
    »Alles okay?« fragte ich vorsichtig.
    »Ja«, gab er zurück und schloss energisch die Tür. Dann schaute er mich an und setzte ein Lächeln auf. »Ich erfuhr nichts, was ich nicht schon wusste. Und nun lass uns den Abend genießen. Ich habe uns im Palace einen Tisch reserviert. Du bist bestimmt hungrig.«
    Er startete den Wagen und fuhr an. Im Außenspiegel sah ich kurz die Gestalt des Nosferatu. Neben ihm tauchte eine weitere auf, dann waren sie fort.

– Kapitel Fünfundzwanzig –
    R oastbeef, grüner Spargel, gebackene Kartoffel. Vorher ein kleiner Salat. Mein Magen dankte.
    »Ich vermute, deine Brühe hat eine reine Alibifunktion?«
    Statt einer Antwort schob Darian sie mir lächelnd rüber. So tauschte auch mein inzwischen leerer Teller seinen Platz. Und die Brühe landete in meinem Magen.
    »Du hast einen gesegneten Appetit, Faye.«
    »Ich habe Nachholbedarf.« Als er mir wortlos die Dessertkarte reichte, lehnte ich dankend ab.
    »Nichts Süßes?« fragte er schelmisch.
    Ich schmunzelte zurück. »Der Abend ist ja noch lang, mein Sahnetörtchen.«
    Er lachte so laut, dass sich einige der Gäste nach uns umdrehten. Ich lächelte geziert und zuckte mit den Schultern.
    »Haben die Herrschaften noch einen Wunsch?« erkundigte sich der Ober, während er das Geschirr abräumte. »Vielleicht etwas Dessert für die Dame, oder der Herr einen Kaffee?«
    »Meine Frau wünscht etwas Süßes. Daher bringen Sie mir doch bitte die Rechnung«, gab Darian trocken zurück und verzog nicht eine Miene, als der Ober ihn verwirrt ansah.
    Ich suchte derweil unter dem Tisch nach einem Loch, in das ich verschwinden konnte.
    »Ja, natürlich. Sofort, Sir«, stotterte der Gute und verschwand mit Tellern beladen in Richtung Küche.
    »Hast du das gehört, Phillip? Das ist doch ungeheuerlich!« empörte sich eine dralle Dame, im letzten Abschnitt ihres Lebens, einen Tisch weiter. Sie zupfte ihrem sehr schlanken Gatten am Ärmel und warf böse Blicke in unsere Richtung.
    »Vielleicht sind sie frisch verheiratet«, meinte er teilnahmslos und versuchte indes Klecker frei seine Suppe zu löffeln. Ein schwieriges Unterfangen, solange sie weiter an seinem Arm zupfte. Schließlich gab er auf und legte den Löffel beiseite. Er erhob sich und trat direkt an unseren Tisch. Ich hatte das Loch bislang nicht finden können!
    »Verzeihen Sie bitte die Aufdringlichkeit meiner Gattin«, begann er freundlich. »Aber sie gibt ohnehin keine Ruhe bis sie es in Erfahrung bringen kann. Darf ich erfahren, ob Sie frisch verheiratet sind?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Frisch verliebt«, erwiderte Darian zeitgleich.
    Mein Kopf flog herum und ich starrte ihn entgeistert an. Er bedachte die Dame einen Tisch weiter mit einem so liebreizenden Lächeln, dass ich innerlich erwartete, gleich würden sich sämtliche Balken biegen.
    »Haben Sie Dank und Ihnen viele, glückliche Stunden«, meinte der Mann mit einem aufrichtig lächelnd und wandte sich seiner Gattin zu, die sich nun offensichtlich geschmeichelt fühlte. »Bist du

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