Schatten der Angst (German Edition)
sehr an Logan, dass es ihr wehtat, ihn anzusehen.
»Ich dachte, Sie wären schon vor Wochen nach Jacksonville zurückgefahren«, sagte sie.
»Ich hatte hier noch etwas zu erledigen, deshalb bin ich zurückgekommen.« Er beäugte die Kistenstapel. »Ich nehme an, das ›Zu verkaufen‹-Schild in ihrem Vorgarten müsste eher ein ›Verkauft‹-Schild sein. Sieht so aus, als hätten Sie gepackt und wären bereit zur Abreise.«
»Ich hatte ein paar Anfragen wegen des Hauses, aber bis jetzt gibt es noch kein verbindliches Angebot. Ich wollte trotzdem nicht mehr warten. Morgen kommt das Umzugsunternehmen. Ich werde die Sachen einlagern lassen, bis ich ein neues Haus gefunden habe.«
»Sie verlassen bereits morgen die Stadt?« Überrascht zog er die Augenbrauen hoch.
»Tatsächlich fliege ich schon heute, sobald das Taxi kommt. In zwei Stunden geht mein Flieger. Ich gehe nach Tennessee und miete mir für ein paar Monate ein möbliertes Apartment in der Straße, in der meine Schwester lebt. Und danach …«, sie zuckte mit den Achseln. »Wer weiß?«
»Ihr Name ist Heather, stimmt’s?« Als sie nickte, sprach er weiter. »Ich habe sie im Krankenhaus kennengelernt. Wenn ich mich recht erinnere, haben sie und Madison sich gut miteinander verstanden.«
Das hatten sie tatsächlich. Nachdem Madison herausgefunden hatte, dass Amanda eine ihr entfremdete Schwester in Tennessee besaß, hatte sie es zu ihrem persönlichen Kreuzzug erklärt, Heather ein schlechtes Gewissen zu machen, damit sie nach Shadow Falls kam. Sobald Heather das Krankenhauszimmer betreten hatte, hatte Madison ihr die Leviten gelesen, weil sie es zuließ, dass ein Mann sich zwischen sie und ihre Familie drängte. Nachdem Heather den anfänglichen Schock verwunden hatte, hatten sie und Madison Stunden damit verbracht, sich über Gott und die Welt auszutauschen. Und sie hatten jede Sekunde genossen. »Sie planen bereits eine gemeinsame Einkaufstour nach New York. Wie geht es Madison?«
»Ich weiß es nicht.« Sein Gesicht blieb unbewegt, es verriet nichts, doch seine Stimme klang verhalten, als wollte er nicht zuviel preisgeben.
»Ich dachte, Sie beide hätten was am Laufen?« Madison hatte sich zu dem Thema nicht äußern wollen, doch als sie letzte Woche die Stadt verlassen hatte, war Amanda davon ausgegangen, dass sie nach Jacksonville fuhr, um Pierce zu sehen.
Er zuckte mit den Achseln. »Wir sind ein paar Mal miteinander ausgegangen. Wir telefonieren hin und wieder.«
»Das tut mir leid, dass es zwischen Ihnen beiden nicht geklappt hat.« Und das tat es wirklich. Sie hatte gehofft, Madison hätte endlich jemanden gefunden, der hinter die Fassade des quirligen Sonnenscheins blickte und den Schmerz heilte, den Amanda in vermeintlich unbeobachteten Augenblicken in Madisons Augen gesehen hatte.
»Das müssen Sie nicht. Wir haben uns nur ein paar Mal getroffen. Keiner von uns beiden hat besonders viel in diese Beziehung investiert.«
Sie war sich nicht sicher, ob sie ihm glauben sollte, aber da er offensichtlich nicht länger über das Thema reden wollte, bohrte sie nicht weiter nach. »Und Sie sind hergekommen, weil Sie noch etwas zu erledigen haben?«
Er rückte die Krawatte zurecht und rutschte unbehaglich auf dem Stuhl hin und her. »Ich bin zurückgekommen, um mit Logan zu sprechen.«
Amanda erstarrte, und ihre Begeisterung über Pierces Besuch schwand.
Er beugte sich vor und stützte sich mit den Unterarmen auf die Knie. »Wussten Sie, dass er den Job als Polizeichef an den Nagel gehängt hat?«
Überrascht lehnte sie sich ebenfalls vor und zuckte zusammen, als ihre Seite bei der Bewegung schmerzte. »Logan hat gekündigt? Warum? Hat er woanders einen Job gefunden?«
»Ich glaube, dass Sie am besten wissen, warum er gekündigt hat. Er fühlt sich schuldig und glaubt, alle enttäuscht zu haben – insbesondere Sie, weil er Riley nicht schon vor zehn Jahren aufgehalten hat.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das war nicht seine Schuld.«
»Vielleicht muss er das von Ihnen hören.«
Wenn es so wäre, hätte er sie dann nicht angerufen oder im Krankenhaus besucht, statt ihr feige eine Nachricht zu hinterlassen? »Ich nehme an, dass er nach New York zurückgeht?«
»Soweit ich weiß, bleibt er in Shadow Falls. Als ich heute Morgen mit ihm gesprochen habe, sagte er nichts davon, dass er die Stadt verlassen will.«
Sie starrte ihn ehrlich entsetzt an. »Wollen Sie damit sagen, dass er kein Polizist mehr sein will? Diese Arbeit liegt ihm im Blut.
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