Schatten der Angst (German Edition)
hatte, hatte er ihr tief in die Augen geblickt. Er hatte die Verzweiflung und das Grauen darin gesehen, gesehen, wie sie sich von ihm abwandte, und da hatte er gewusst, dass sie niemals imstande sein würden, den Ozean des Schmerzes zu überwinden, der sich zwischen ihnen erstreckte.
Und dann, im Wald, hatte sie jene Worte gesagt, Worte, die sich wie ein Messer in sein Herz gebohrt hatten.
Warum hat das so lange gedauert?
Er machte ihr keinen Vorwurf daraus, dass sie so empfand und wütend darüber war, dass er so lange gebraucht hatte, um den Mörder zu finden – um sie zu finden. Durch seine Fehler hatte sie schon viel zu viel gelitten.
Und dennoch, obwohl er es nicht verdiente, sehnte er sich danach, noch einmal in ihre wunderschönen Augen blicken zu dürfen. Doch er wusste, dass das nicht möglich war. Er konnte es nicht ertragen, sie voller Hass und Verachtung zu sehen, und er war überzeugt davon, dass sie ohnehin nichts mehr von ihm wissen wollte. Stattdessen würde er sich an das Staunen in ihren Augen erinnern, als sie sich das erste Mal geliebt hatten. Er würde dieses Bild in seinem Herzen tragen, und das würde ihm genügen – es musste ihm genügen.
Nach einem innigen Kuss auf ihre Fingerspitzen legte er ihre Hand vorsichtig zurück auf das weiße Laken. Er zog einen Umschlag aus seiner Jackentasche und legte ihn auf den Beistelltisch neben ihrem Bett. Dann verschwand er aus ihrem Leben und blickte nicht zurück.
Amandas Kehle war trocken und wund. Als sie versuchte, zu schlucken, fühlte ihre Zunge sich an wie Sandpapier.
Als sie aufgewacht war, hatte der Arzt ihr erklärt, dass sie einen Schlauch im Hals hatte, ein Gerät, das ihr beim Atmen half. Das war der Grund, warum ihre Kehle sich so rau anfühlte. Der Schlauch musste mindestens noch einen Tag dort bleiben, bis sicher war, dass sie auch allein atmen konnte.
Der Arzt hatte ihr auch gesagt, dass sie drei Tage lang bewusstlos gewesen war, aber mehr Informationen hatte er nicht preisgegeben. Sie wollte ihm Fragen stellen, konnte jedoch mit dem Schlauch in der Kehle nicht sprechen. Als er ihr einen Notizblock und einen Stift brachte, war es ihr unmöglich gewesen, den Stift festzuhalten, um ihre Fragen aufzuschreiben. Sie war einfach noch zu schwach.
Nachdem er ihr mitfühlend zugelächelt und ihr versichert hatte, dass sie sich auf dem Weg der Besserung befände, hatte er das Zimmer verlassen, und sie war frustriert und verstört zurückgeblieben.
Sie wollte wissen, wie es Karen und Pierce ging.
Sie wollte hören, dass Riley auch wirklich tot war, denn obwohl sie diejenige gewesen war, die den Abzug betätigt hatte, fiel es ihr schwer, zu glauben, dass der Mann, der ihr wehgetan und Dana getötet hatte, wirklich tot war.
Und sie sehnte sich nach Logan. Sie musste ihn sehen, ihn in die Arme nehmen. Ihm sagen, dass ihn keine Schuld traf. Ihm sagen, dass sie ihn liebte.
»Ms Stockton?« Eine lächelnde Frau in einem weißen Kittel betrat das Zimmer. »Ich heiße Shelly. Ich werde Sie heute Nachmittag betreuen. Es ist schön, zu sehen, dass es Ihnen besser geht. Ich war hier, als Sie eingeliefert wurden.«
Sie ersetzte den leeren Infusionsbeutel am Ständer durch eine durchsichtige Plastiktüte. »Brauchen Sie ein Schmerzmittel?«
Amanda schüttelte verneinend den Kopf.
Die Krankenschwester tätschelte ihre Hand und beugte sich über sie, um ihr Kissen zurechtzurücken. »Oh, sehen Sie nur, jemand hat einen Brief für Sie hinterlassen.« Sie hob den Umschlag hoch. »Darauf steht › Für Amanda, von Logan. ‹ Wie süß! Die muss von Polizeichef Richards sein. Seit Sie hier eingeliefert worden sind, ist er ständig im Flur auf- und abgelaufen und hat in dem Stuhl neben Ihrem Bett geschlafen. Erst heute ist er weggefahren, um an der Beerdigung der Polizistin teilzunehmen. Möchten Sie, dass ich Ihnen den Brief vorlese?«
Die Beerdigung der Polizistin? Oh Gott. Karen hatte es nicht geschafft. Amanda schüttelte als Antwort auf die Frage der Schwester den Kopf und schluckte die Tränen herunter.
»Ich verstehe. Sie möchten den Brief selbst lesen. Ich lege ihn hier hin, dann können Sie ihn öffnen, wenn Sie so weit sind.« Sie legte den Umschlag neben Amandas Hand auf das Bett und arrangierte die Ruftaste so, dass Amanda leicht herankam. »Ich komme bald zurück und schaue, wie es Ihnen geht. Wenn Sie vorher etwas brauchen, drücken Sie einfach auf den Knopf, in Ordnung?«
Amanda nickte und schloss die Augen. Hoffentlich würde Logan
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