Schatten der Angst (German Edition)
»Warum sollte ich nicht nett zu Ihnen sein?«
»Sie wissen genau, was ich meine.«
»Ja, ich glaube, das tue ich wirklich.« Jede Spur von Erheiterung war aus seiner Miene verschwunden. »Weil Sie das kranke Spiel einen wahnsinnigen Sadisten überlebt haben und Ihre Freundin nicht, glauben Sie, dass Sie schuld sind an Ihrem Tod. Das ist Blödsinn.«
»Entschuldigung?«
Er warf seine Serviette auf den Tisch und stand auf. »Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang? Ich würde Ihnen gern etwas zeigen.«
Er trat hinter ihren Stuhl, um ihr beim Aufstehen zu helfen, und ließ ihr auf diese Weise keine Chance, ihm zu widersprechen.
Sie gingen durch die Flügeltüren nach draußen, überquerten die Veranda und betraten eine andere Welt. Das Gras unter Amandas Sandalen war weich und fedrig. Während sie über die Rasenfläche schritten, genossen sie die überraschend angenehme Lufttemperatur im Schatten der hoch aufragenden Kiefern und der moosbewachsenen Lebenseichen.
»Das liegt an dem Bach«, sagte Logan, der ihre Überraschung bemerkt hatte. »Er verläuft am hinteren Ende des Grundstücks und kühlt die Luft. Dahinter liegt der Tiefenwasserzugang zum Golf, der bewirkt, dass noch mehr kühle Luftmassen in diese Richtung strömen.« Er streckte die Hand aus. »Kommen Sie.«
Sie legte ihre Hand in die seine und wurde mit einem liebevollen Händedruck belohnt.
Er führte sie durch das Kiefernwäldchen einen gewundenen Pfad entlang, den Amanda vom Haus aus nicht bemerkt hatte.
»Haben Sie auch wirklich Zeit für so etwas?«, wollte sie wissen und fragte sich, wie weit es noch war.
»Ich bin der Chef. Ich werde mir eine Verwarnung schreiben«, sagte er scherzhaft. »Wir sind fast da.«
Der Pfad endete abrupt am Ufer des Flüsschens, das Logan erwähnt hatte. Um mit seinen großen Schritten mithalten zu können, war Amanda so schnell gelaufen, dass sie Schwierigkeiten hatte, so plötzlich stehen zu bleiben. Hätte er sie nicht festgehalten, wäre sie in den Bach gefallen.
Als er sie aufgefangen hatte, ließ er sie nicht los, sondern schlang die Arme um ihre Taille und zog sie an seine Brust.
Sie versteifte sich zunächst, ließ sich aber dann gegen seine Brust sinken, woraufhin seine Arme sie noch fester umschlossen. Köstliche Hitze durchströmte ihren Körper, als sie den vertrauten Geruch einsog, denselben Geruch, der auch von der Daunendecke auf ihrem Bett ausging. Es fühlte sich so richtig an, hier zu stehen und von ihm gehalten zu werden.
»Das hier ist mein privater Rückzugsort«, sagte er mit leiser Stimme, als befänden sie sich in einer Kirche. »Hierher komme ich, wenn ich nachdenken muss oder einfach nur meine Ruhe haben will.«
Der Bach war kaum mehr als sechs Meter breit, hatte aber eine kräftige Strömung, wie man an den kleinen Wirbeln und den schnell dahingleitenden Kiefernnadeln erkennen konnte, die die Wasseroberfläche bedeckten. Durch die hoch aufragenden Kiefern und die Eichen, die die Waldlichtung beschatteten, war es recht dunkel, doch das war gleichzeitig der Grund, warum es auf der Lichtung so kühl und angenehm war, sogar mitten im heißen Floridahochsommer. Jasminduft lag in der Luft, und eine kühle Brise wehte über das Wasser zu ihnen herüber.
»Es ist wunderschön«, murmelte sie und senkte ebenfalls respektvoll die Stimme.
Er nahm ihre Hand und zog sie zu einer malerischen Holzbank, die in der Mitte der Lichtung stand und von der aus man eine herrliche Aussicht auf den Bach hatte. Er setzte sich und klopfte neben sich auf die Sitzfläche.
»Setzen Sie sich«, befahl er. Als sie zögerte, fügte er ein »Bitte?« hinzu und zog sanft an ihrer Hand.
Sie schüttelte den Kopf über seinen unwiderstehlichen Charme und ließ sich nieder; da die Sitzfläche sehr eng war, wurden ihre Oberschenkel aneinandergepresst. »Wie viele Frauen haben Sie schon hierhergebracht in dieses lauschige, kleine Refugium?«
»Nur eine. Sie.« Er sah ihr tief in die Augen.
Bei seinen geflüsterten Worten stockte ihr der Atem. Sie konnte seinem intensiven Blick nicht standhalten, sah hinüber zum Bach und konzentrierte sich auf den herrlichen Anblick, den das Wasser bot, das sich über kleine Felsen und an herunterhängenden Ästen vorbei seinen Weg bahnte.
»Warum haben Sie mich hierhergebracht?«, fragte sie, kaum in der Lage, die Worte über die Lippen zu bringen, da ihre Kehle wie zugeschnürt war.
Er seufzte, ein lautes Geräusch in der Stille des Wäldchens. »Ich hätte Sie niemals
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