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Schatten der Angst (German Edition)

Schatten der Angst (German Edition)

Titel: Schatten der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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wer Kate war. Wenn im Leben einer der verdächtigen Personen eine Kate eine Rolle spielte, dann führte diese Person automatisch die Liste der Verdächtigen an.
    Amandas gleichmäßige Atemzüge stockten, und sie murmelte etwas. Er wollte gerade zu ihr hinübergehen, als sie sich beruhigte und sich wieder in ihr Kissen kuschelte.
    Er begriff nicht, wie sie das fertigbrachte – wie sie es schaffte, jeden Tag mit diesen Erinnerungen zu leben, im Bewusstsein, dass der Mann, der ihr diese furchtbaren Dinge angetan hatte, noch immer dort draußen war und andere Frauen verfolgte und ermordete. Ihm selbst machte schon der Gedanke an die möglichen weiteren Taten des Mörders, den er hatte entkommen lassen, an manchen Tagen ein normales Leben fast unmöglich. Wenn man bedachte, was Amanda immerzu mit sich herumschleppte, dann erstaunte es ihn, dass sie überhaupt imstande war zu funktionieren.
    Seine Finger bohrten sich in den weichen Stoff der Armlehnen, als er an die Fotos von Amanda zurückdachte, die nach der Entführung im Krankenhaus aufgenommen worden waren. Schon bevor er sie persönlich gekannt hatte, war es hart gewesen, sich jene Fotos anzusehen. Wenn er jetzt an sie dachte, stieg heiße Wut in ihm auf. Wie konnte ein Mensch, selbst wenn er noch so krank war, in dieses engelhafte, herzförmige Gesicht schauen und die Frau, der es gehörte, verletzen wollen?
    Der Mörder konnte nur hoffen, dass ein anderer als Logan ihn schnappte, denn im Moment verspürte er nur noch das Verlangen, ihn umzubringen, am besten mit bloßen Händen. Es würde ihm Vergnügen bereiten, diesem Schwein die Faust ins Gesicht zu schmettern und zu spüren, wie unter seinen Fingerknöcheln die Knochen splitterten. Das war unprofessionell und kleinlich, sicher, aber Logan hätte sich bedeutend besser gefühlt.
    Und später, wenn Amanda sicher sein konnte, dass der Mörder ihr nie wieder wehtun konnte, würde sie dann imstande sein, endlich wieder ein normales Leben zu führen? Konnte sie eines Tages wieder glücklich sein? Das Bild, das er sich von ihr gemacht hatte, war das einer Frau, die sich von der Welt zurückgezogen hatte, die alles getan hatte, um den Kontakt zu anderen Menschen zu vermeiden, und die sich in ihrem sicheren, kleinen Kokon von der Welt abschottete.
    Er konnte verstehen, warum sie das Bedürfnis hatte, sich von der Welt zurückzuziehen, verstehen, dass sie alles tat, um nicht wieder verletzt zu werden. Als er Shadow Falls vor zehn Jahren verlassen hatte, war das ein Rückzug gewesen, seine Art, vor seinen Problemen davonzulaufen. Allem Anschein nach gab ihm keiner der anderen Polizisten die Schuld wegen des Fehlers, den er begangen hatte, doch es waren nicht seine Kollegen gewesen, vor denen er auf der Flucht war. Er war vor sich selbst davongelaufen. Und er hatte zehn Jahre gebraucht, um das zu begreifen.
    Wieder sah er zu Amanda hinüber, beobachtete, wie sich ihre Brust sanft hob und senkte, und betrachtete die dunklen Locken, die ihre zarten Gesichtszüge einrahmten und sich wie ein Satinvorhang auf der Decke ausbreiteten. Es war nicht zu leugnen, sie hatte etwas Besonderes an sich; sie war eine verwandte Seele, die er in dem Moment als solche erkannt hatte, als sie seinen Fuß in ihrer Tür eingequetscht hatte. Alles, was er seither über sie erfahren hatte, hatte seinen Respekt für sie nur noch wachsen lassen.
    Nach dem Gesetz hätte sie nach dem Tod ihrer Eltern die Hälfte des Besitzes geerbt. Sie hatte zu jener Zeit nicht viel Geld besessen, und das Erbe hätte ihr das Leben bedeutend erleichtert. Stattdessen hatte sie alles ihrer Schwester gegeben, um deren Ausbildung zu finanzieren.
    Im Zuge der Ermittlungen hatte er mit Heather, Amandas Schwester, telefoniert. Heather hatte ihre ältere Schwester als einen Menschen geschildert, der sich immer um sie gekümmert hatte; allerdings hatte irgendein Zerwürfnis sie entzweit, zu dem Heather nichts hatte sagen wollen.
    Wie musste es für Amanda gewesen sein, in dem Moment, in dem es ihr am schlechtesten ging, von der einzigen Person, die ihr an Familie geblieben war, verlassen zu werden? Und dennoch schickte sie ihrer Schwester zum Todestag ihrer Eltern und zu Weihnachten großzügige Schecks, wobei sie als Vorwand irgendeine erschwindelte Ausrede von Ausschüttungen aus einem Treuhandfonds benutzte.
    Ganz allein auf sich gestellt, hatte sie alles getan, um die hässliche Welt von sich fernzuhalten und sich vollständig zu isolieren. Nichtsdestotrotz hatte sie der

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