Schatten der Angst (German Edition)
richtig im Kopf bin. Mit mir stimmt etwas nicht. Ich hatte es schon aufgegeben, dass ich jemals wieder eine normale Beziehung führen könnte, und dann – dann habe ich dich getroffen, und dann …«
»Und dann was?«
»Es ist sinnlos, verstehst du das denn nicht? Ich habe dir ernsthaft Schmerzen zugefügt. Und ich habe es nicht einmal gemerkt.«
»Ich kann dir helfen. Ich bin ein guter Zuhörer …«
»Nein«, schluchzte sie und schüttelte den Kopf. Dann wirbelte sie herum, dass ihr langes Haar flog, und rannte in das Wäldchen.
Logan joggte hinter Amanda her zum Haus. Er wusste, dass sie Zeit für sich brauchte, aber er würde sie nicht aus den Augen lassen, bis er wusste, dass sie im Haus in Sicherheit war und Karen ihr Gesellschaft leistete. Karen sollte zwar erst in einer Stunde herkommen, aber er würde sie anrufen und fragen, ob sie früher losfahren konnte. Es hatte keinen Sinn zu warten.
Er konnte das Bild von Amandas blassem Gesicht nicht abschütteln, von ihrem wild umherjagenden Blick, als sie ihn gekratzt und dermaßen herzzerreißend geschrien hatte.
Als er an diesem Morgen neben ihr aufgewacht war, hatte es ihn verblüfft, wie richtig sich das angefühlt hatte. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Nicht, weil seine Gefühle für sie sich geändert hatten. Das hatten sie nicht. Aber er hatte sich in ihr geirrt, hatte unterschätzt, wie groß die inneren Narben waren, die sie mit sich herumtrug.
Er hatte sie zu seinem Zufluchtsort am Bach gebracht, entschlossen, ihn mit ihr zu teilen, ihr zu helfen, Frieden zu finden nach der schweren Nacht, die sie hinter sich hatte. Der Kuss war ein furchtbarer Fehler gewesen. Als sie ihn so voller Vertrauen angeblickt hatte, hatte er sich in ihren Augen verloren. Und dann, als sie auf seinen Mund geschaut und sich vorgebeugt hatte, da hatte er die Kontrolle verloren und sie damit zu Tode erschreckt.
Die ganze Zeit hatte er gegen die Anziehung angekämpft, die sie auf ihn ausübte, und sich Sorgen gemacht, dass seine Gefühle für sie ihn von seiner Arbeit ablenkten, dass er ihr zu wenig geben konnte, wie damals seiner Ex-Frau. Diese Sorge hatte sich bewahrheitet. Er tat Amanda nicht gut. Er musste sich jetzt zurückziehen, sich endlich professionell verhalten.
Aber jetzt, wo er ein Stück vom Himmel gekostet hatte, wie würde er sie da aufgeben können?
12
Amanda wusste, dass es feige war, einfach so vor Logan davonzulaufen, aber als sie an dem Fenster in seinem Schlafzimmer stand und zusah, wie er mit dem Wagen wegfuhr, da wusste sie, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte.
Und es würde nicht bei der Flucht aus dem Wäldchen bleiben.
Sie würde nach Hause fahren.
Wenn auch nur für ein paar Minuten, um sich ein paar Kleider und ihren Reisepass zu holen. Dann würde sie fortgehen – und zwar nicht nur aus Shadow Falls. Sie würde das Land verlassen. Sie konnte jetzt nichts mehr zu den Ermittlungen beitragen, es gab keinen Grund für sie zu bleiben.
Die Erinnerung an Logans liebevolles, anziehendes Lächeln ließ sie zusammenzucken; der Schmerz war so groß, dass er sie beinahe in die Knie zwang. Wie hatte er es geschafft, sich so schnell in ihr Herz zu stehlen? Sie schüttelte den Gedanken ab und stopfte ihre wenigen Habseligkeiten in den Koffer, der auf dem Bett lag.
Die Stadt zu verlassen war das einzig Sinnvolle. Sie tat das Richtige. Sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, Logan noch einmal zu sehen, da sie wusste, dass sie nicht zurückkommen würde.
Unbemerkt aus dem Haus zu kommen würde nicht schwierig sein. Als Karen gekommen war, hatte sie Logan sagen hören, Amanda sei im ersten Stock und wolle allein sein. Karen würde nicht damit rechnen, dass sie sich so bald unten sehen ließ.
Und da Logan ihren Wagen neben seiner Garage abgestellt hatte, musste sie nur warten, bis Karen zu einem ihrer Kontrollgänge rund um das Grundstück aufbrach, und konnte dann unbemerkt wegfahren.
Mit etwas Glück konnte sie ihre Sachen aus ihrem Haus holen und den Flughafen erreichen, bevor Logan bemerkte, dass sie fort war. Wenn er es herausfand, saß sie bereits im Flugzeug, und er konnte nichts tun, um sie aufzuhalten.
Würde es ihm etwas ausmachen? So wie sie sich an diesem Morgen verhalten hatte, zweifelte sie daran. Logan würde wahrscheinlich froh sein, sie mitsamt ihrem emotionalen Gepäck los zu sein, doch er war ein Ehrenmann. Sein fehlgeleitetes Pflichtbewusstsein würde ihn vermutlich zwingen, sie aufzuhalten, deshalb musste sie sich
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