Schatten der Angst (German Edition)
Hüften bedeckte – offensichtlich seine persönliche Version einer Schürze, die dafür sorgen sollte, dass das Fett nicht auf seine Kleidung spritzte.
Er erwiderte ihr Lächeln, holte mit einer Gebäckzange mehrere Streifen angebrannten Speck aus der Pfanne und legte sie auf einen Teller. Es waren weder Servietten noch Papierhandtücher in Sicht, mit denen man das ganze Fett hätte aufsaugen können. Ihr war es wirklich ein Rätsel, wie Männer ihre eigenen Kochkünste überlebten.
»Ich hoffe, Sie mögen Rühreier mit Speck«, sagte er, während er den Herd abschaltete und die Pfanne zum Auskühlen auf ein unbenutztes Kochfeld der gläsernen Herdoberfläche stellte. »Dazu gibt es Muffins.«
»Klingt großartig«, log sie und unterdrückte ein Schaudern, als sie an all das Fett dachte. Normalerweise aß sie morgens nur einen Bagel, doch er stellte sich so ungeschickt an, dass sie jede Wette einging, dass er nur sehr selten kochte. Seit sie bei ihm eingezogen war, hatte er ganz sicher kein einziges Mal am Herd gestanden, doch sie hatte angenommen, das hätte daran gelegen, dass er immer erst so spät nach Hause kam. Nachdem er sich die Mühe machte, für sie zu kochen, würde sie alles essen, was er zubereitet hatte und so tun, als schmeckte es wunderbar – egal, wie fettig oder verbrannt es war.
»Frühstück ist die einzige warme Mahlzeit, die ich zubereiten kann«, sagte er und bestätigte damit ihren Verdacht. »Naja, abgesehen von Grillfleisch.«
»Grillfleisch?« Sie lächelte.
»Hamburger, Steaks, Rippchen.«
»Aha. Typisches Männeressen.«
Er grinste sie an und stellte eine Servierplatte mit Eiern, Speck und Muffins vor sie auf den Tisch. »Ich habe Kaffee gemacht, aber Sie trinken lieber Limonade, stimmt’s?«
Da er bereits dabei war, eine Limonadendose aus dem Kühlschrank zu holen, machte sie sich nicht die Mühe zu antworten und bedankte sich mit einem Nicken.
»Also, warum sind Sie nicht im Büro?«, fragte sie und hoffte, dass er den nervösen Unterton in ihrer Stimme nicht bemerkte.
Zu ihrer Verwirrung trat er hinter sie, bis ihr klar wurde, dass er ihr den Stuhl zurechtgerückt hatte, damit sie sich hinsetzen konnte. Seine Mutter hatte ihn wirklich gut erzogen. Das hier war nicht das erste Mal, dass sie in den Genuss seiner tief verinnerlichten Südstaatenmanieren kam.
Sie bedankte sich mit einem Nicken, setzte sich hin und löffelte sich etwas Rührei auf den Teller. Offenbar kannte er nur eine einzige Methode, Frühstück zuzubereiten: Gut durch. Trockener hätten die Eier nicht mehr sein können, ohne zu verbrennen.
Statt auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz zu nehmen, setzte er sich neben sie. »Ich habe Karen gebeten, heute ein paar Stunden später zu kommen. Sobald sie da ist, fahre ich zur Arbeit.«
Er hatte ihre Frage, warum er nicht ihm Büro war, nicht wirklich beantwortet, aber sie beschloss, ihn nicht zu drängen. Wahrscheinlich wollte sie den wahren Grund für seine Anwesenheit auch gar nicht wissen. Sie mochte die Ereignisse der vergangenen Nacht nicht unbedingt wieder aufwärmen und hoffte sehnlichst, dass er nicht zu Hause geblieben war, um sie mit weiteren Fragen über ihre Entführung zu quälen.
Während sie dasaßen und aßen, herrschte kameradschaftliches Schweigen zwischen ihnen. Keiner von ihnen schien erpicht darauf zu sein, die Stille mit Worten zu füllen, was Amanda nur recht sein konnte.
Nachdem sie genug von dem Essen heruntergewürgt hatte, um ihm ihre Wertschätzung zu zeigen, legte sie die Gabel hin und nahm einen Schluck von ihrer Limonade.
Kaum hatte sie die Gabel hingelegt, hörte auch er auf zu essen, als hätte er nur darauf gewartet, dass sie fertig war. Sie warf einen Blick auf seinen Teller und stellte fest, dass er kaum mehr gegessen hatte als sie. Anscheinend hatte er heute Morgen ebenfalls keinen Appetit.
»Ich wollte sichergehen, dass Sie in Ordnung sind, bevor ich aufs Revier fahre«, sagte er. »Ich weiß, dass das gestern Abend sehr … schwierig für Sie war.«
Warum konnte er die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen? Sie nahm noch einen Schluck Limonade.
»Geht es Ihnen gut?«, fragte er.
Seufzend stellte sie die Dose auf den Tisch. »Ich weiß nicht, ob es mir gut geht. Sie haben mich ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht.«
»Wie meinen Sie das?«
Sie deutete auf das Essen. »Frühstück. Dass Sie überhaupt zu Hause sind. Und nett zu mir sind.«
Er lehnte sich mit einem schiefen Grinsen im Gesicht zurück.
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