Schatten Der Erinnerung
Schweigen.
Regina konnte sich nicht mehr zurückhalten. Ihre Tante hatte, wenn auch mit anderen Worten, genau das gleiche gesagt. »Wirklich?«
»Nein, so etwas tut er nicht.« Xandria musterte sie. »Slade ist nicht nur höchst moralisch, sondern ausgesprochen prüde.«
Regina starrte sie an.
»Sie sehen, ich bin als Slades Verteidigerin hier.«
Regina begann zu zittern. Slades intensive, leidenschaftliche Augen und seine quälende Frage - könntest du mich wieder mögen - waren offenbar eine Gefahr für ihren Entschluss. Abrupt richtete sie sich auf. Sie würde sich nicht von seinen Worten verführen lassen. Wie sie ihm schon gesagt hatte, zählten Taten, nicht Worte. Sie hatte zwar seine Beziehung zu Xandria Kingsly missverstanden, aber er hatte sie verlassen. Hätte er nur ein Fünkchen Zuneigung für sie empfunden, dann hätte er sie nicht nach ihrer Hochzeitsnacht sitzen gelassen, selbst wenn er sie für Elizabeth gehalten hatte.
Immer noch sah Regina Xandria an. Eigentlich hätte sie sie wegschicken sollen. Doch ein Teil von ihr wollte unbedingt wissen, was sie ihr über Slade erzählen würde. Vorsichtig sagte sie: »Ich glaube nicht dass Slade prüde ist.«
Xandria lachte. »Darf ich Sie Regina nennen? Können wir ungezwungen reden?«
Regina nickte. Sie war unfähig, an etwas anderes als an ihre Hochzeitsnacht zu denken. Dabei hatte sie nichts von Prüderie gespürt.
»Slade ist für mich wie ein Bruder. Wenn ich ihn nicht gerne hätte, würde ich mich nicht um sein Wohlergeh sorgen. Dann hätte ich mir bestimmt nicht die Mühe g macht, mich Ihnen aufzudrängen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ich mich gefreut habe, als ich erfuhr, dass er endlich eine Frau gefunden hat. Als ich feststellen musste, dass er Sie nicht mit in die Stadt zurückbrachte und Sie sogar getrennt leben, war ich schockiert.«
»Er hat mich verlassen, Mrs. Kingsly«, erklärte Regina mit hochrotem Gesicht. Sie blickte auf ihre Hände in ihre Schoss hinab.
»Er hat Ihnen weh getan.«
Regina sah auf. Schmerz stand in ihren Augen. Er würd nicht so leicht vergehen wie ihr Zorn. »Ja.«
Xandria beugte sich vor. »Lieben Sie ihn?«
Regina zögerte. Sie hatte Angst, ihre eigenen, turbulenten Gefühle zu erforschen. »I-ich... habe ihn geliebt. Ich weiß es nicht.«
Jetzt nahm Xandria ihre Hände. »Slade ist ein liebenswerter und großartiger Mann! Ihr zwei seid füreinander bestimmt! Glauben Sie mir!«
»Sie sind eine Fremde, auch wenn Sie gute Absichten haben. Bitte verlangen Sie nicht von mir, dass ich Ihnen vertraue oder zu Slade zurückkehre. Ich kann es nicht riskieren, ein zweites Mal so viel Schmerz erdulden zu müssen, zumal ich noch vom ersten Mal leide.«
»Dieser verdammte Slade«, stieß Xandria in einem Anflug von Zorn aus. Dann seufzte sie. »Er ist kein einfacher Mann, das weiß ich ebenso wie Sie. *Aber könnten Sie nicht versuchen, sich wieder mit ihm zu versöhnen? Slade ist es wert, meine Liebe. Sollten Sie nicht zu ihm zurückkehren, dann werden Sie ihn früher oder später an jemand anderen verlieren.«
Regina stellte überrascht fest dass der Gedanke, ihn an eine andere Frau zu verlieren, äußerst erschreckend war.
Die Vorstellung gefiel ihr gar nicht. »Ich weiß nicht.«
»Erlauben Sie mir, Ihnen etwas über Ihren Mann zu erzählen, da Sie ihn nicht so gut kennen. Er ist hingebungsvoll und loyal - schrecklich hingebungsvoll und loyal. Die schlimmsten Feinde meines Vaters, die ihn gerne stürzen würden, haben Slade riesige Summen an Bestechungsgelder geboten, damit er ihn verrät, aber er hat abgelehnt.
Große Geldsummen wurden ihm angeboten, nur damit er von Charles weggeht um für die Konkurrenz zu arbeiten. Aber er hat es nicht gemacht. Obwohl er sich selbständig machen könnte, arbeitet er für Charles. Slade ist selbstlos. Für sich selbst hat er kein besonderes Interesse.«
Regina konnte nur staunen.
Xandria sah ihre Überraschung, und ihr Blick nahm einen entschlossenen Ausdruck an. »Das wussten Sie nicht? Er ist auch mir gegenüber loyal. Es ist mir peinlich zuzugeben, aber wenn ein Mann mich auch nur unziemlich ansieht, dann ist es schon vorgekommen, dass Slade wegen mir Schläge ausgeteilt hat. Sie sind jetzt seine Frau.
Eines kann ich Ihnen versprechen: Auch wenn Sie sich entfremdet haben, ist er -Ihnen absolut treu.« Xandria lächelte leicht. »Deshalb ist es schon komisch, dass Sie annahmen, ich wäre seine Geliebte. Slade würde das Eheversprechen, das er Ihnen gegeben hat
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