Schatten Der Erinnerung
rosarot. Als sie Regina erblickte, erhob sie sich lächelnd.
Soweit es ihre starre Miene zuließ, begrüßte Regina sie höflich. Ohne sich um Erfrischungen zu kümmern, setzte sie sich ihrem ungebetenen Gast am anderen Sofaende gegenüber und faltete die Hände im Schoss. »Welch eine Überraschung, Mrs. Kingsly.«
Ach möchte nicht aufdringlich erscheinen, Mrs. Delanza«, sagte Xandria aufrichtig. »Aber ich wollte Sie so gern kennenlernen.«
Regina hatte keine Ahnung, welche Motive Xandria dazu bewogen. Außerdem hatte sie genug von dieser Farce.
»Lassen Sie mich ganz offen sein, Mrs. Kingsly«, sagte Regina kühl. »Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb Sie mich besuchen wollen. Nur vermuten kann ich, dass ich Ihrer Ansicht nach eine vollkommene Närrin bin. Seien Sie versichert, das bin ich nicht.«
Xandria starrte sie mit offenem Mund an.
Regina war zornig und machte jetzt kein Hehl daraus. »Ihre Beziehungen zu meinem Mann interessieren mich nicht im Geringsten. Falls Slade Ihnen nicht alles gesagt hat dann tue ich es gerne. Ich lasse mich von ihm scheiden.
Wenn alles vorbei ist werde ich für immer aus seinem Leben verschwinden. Dann gehört er Ihnen.«
»Ach, du meine Güte«, seufzte Xandria.
Regina stand auf. Das Ganze sollte ihr gleichgültig sein, dennoch haßte sie die andere Frau. Ihre Eifersucht verspottete sie. Auch wenn sie solche Vermutungen eigentlich nicht hegen sollte, fragte sie sich hilflos, ob Slade es wohl wagte, seine Geliebte ebenso zu behandeln wie sie. Regina zweifelte nicht daran, denn die andere Frau besaß ein gewisses Etwas, einen Gang, einen besonderen Stil. An ihr war alles zeitlos verführerisch.
»Mrs. Delanza, ich fürchte, Sie haben einen völlig falschen Schluss gezogen.«
»Bitte.« Regina wies zur Tür.
Anmutig stand Xandria auf. Sie war viel größer als Regina. »Ich habe mit Ihrem Mann nichts zu tun, außer dass er mir ein lieber Freund ist.«
»Natürlich.«
»Mrs. Delanza, Slade ist für mich wie ein Bruder! Ich kenne und schätze ihn seit zehn Jahren, als er ein düsterer, kleiner Rebell war! Glauben Sie wirklich, wir hätten ein Verhältnis? Direkt vor der Nase meines Vaters?«
Regina erschrak, als ihr dämmerte, wer die Frau war. »Wer ist Ihr Vater?«
Wieder war Xandria erstaunt. »Charles Mann.«
Der Boden unter Reginas Füßen schien sich gefährlich zu neigen. Schwer ließ sie sich auf das Sofa fallen. »Mein Gott!«
Xandria setzte sich neben sie. »Ist alles in Ordnung?«
Rot vor Scham konnte Regina das ungeheure Ausmaß ihres Irrtums gar nicht fassen. Sie war so schnell mit ihrer Anklage und Verurteilung bei der Hand gewesen! Nicht von gesundem Menschenverstand, sondern von hemmungsloser Eifersucht hatte sie sich treiben lassen. Sie, war über sich entsetzt. »Bitte, vergeben Sie mir!«
Freundlich tätschelte Xandria ihre Hand. »Da gibt es nichts zu vergeben. Sie konnten ja nicht wissen, dass ich Charles' Tochter bin. Dieser verflixte Slade! Warum hat er es Ihnen nicht gesagt?«
Regina biss sich auf die Lippen und traute sich nicht, ihrem Gast in die Augen zu blicken. »Er wusste nichts von meinen Gedanken.« Und sie betete darum, dass er auch niemals erfahren würde, in was für einem schrecklichen Irrtum sie verstrickt war.
»Mrs. Delanza«, sagte Xandria und lächelte plötzlich amüsiert. »Haben Sie keine Angst Ihr Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.«
Erschöpft und den Tränen nahe sah Regina Xandria in die Augen, die ihr zuzwinkerte. »Danke!« Regina weinte.
»Ich möchte nur Ihre Freundin sein«, versicherte Xandria einfach.
Regina blickte auf ihre Hände. »Ja.« Sie musste Xandria ansehen, denn ihr hatte sie es zu verdanken, dass sie so unermesslich erleichtert war. Und nun war sie zu ihrer Mitverschwörerin geworden. »Mrs. Kingsly. Ich habe Sie völlig falsch eingeschätzt. Das tut mir leid«, begann sie.
Xandria zuckte mit den Schultern und lächelte. »Denken Sie nicht weiter darüber nach. Auch ich habe ein Geheimnis und möchte es Ihnen verraten. Andere Frauen können mich nicht leiden. Das liegt vor allem daran, dass ich Witwe bin und beschlossen habe, nicht mehr zu heiraten. Sie sehen in mir nämlich eine Gefahr. Ich kann Ihren Irrtum also verstehen.« Ihr Lachen klang trocken und aufrichtig. »Aber merkwürdigerweise habe ich das Gefühl, dass Sie Ihren Mann nicht sehr gut kennen.«
»Das stimmt.«
Xandria warf ihr einen durchdringenden Blick zu. »Slade gibt sich nicht mit Frauen ab.«
Daraufhin entstand
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