Schatten Der Erinnerung
Gespräch darauf zu bringen.
Aber er hatte sie nicht gefragt ob sie immer noch die Scheidung wolle. Auch kam von ihm keine Aufforderung, zu ihm zu ziehen, und Gedanken über die Zukunft ihre gemeinsame Zukunft - hatte er ebenfalls nicht boten.
Von sich aus hatte sie dieses Thema nicht anschneiden wollen. Das schickte sich nicht und wäre schrecklich aufdringlich gewesen. Als Mann und Ehemann war es an ihm, Grundsätze vorzugeben und Regeln aufzustellen. Er muss fordern, dass sie nicht mehr weiter getrennt lebten. Doch hatte er nichts in dieser Richtung getan. Nach dem wunderbaren Essen hatte er sie nach Hause gebracht. Und nachdem er sie in der Kutsche ausgiebig geküsst hatte, verabschiedete er sich an der Tür. Da glaubte sie noch, dass er sie ernsthaft liebe, doch jetzt fragte sie sich, ob das alles Ausdruck seiner sexuellen Leidenschaft für sie gewesen sei.
Regina drehte sich um und ließ sich auf die Sitzbank in Foyer sinken. Sie konnte sich nicht entscheiden, was sie tun sollte, denn sie war sich nicht einmal sicher, ob er sie heute Abend besuchen käme. Seine Zeilen könnten durchaus ein Vorwand sein. Vielleicht wäre er glücklich wenn sie getrennt lebten. In London war das nicht unüblich.
Sie gab sich einen Ruck und stand auf. Von Anfang an hatte sie eine richtige Ehe gewollt, auch als sie noch dachte sie wäre Elizabeth Sinclair. Fast war sie bereit, alle Konventionen zu vergessen und das zu tun, was sie wirklich wollte: in sein Haus einziehen - auch ohne seine Erlaubnis. Doch so weit durfte sie nicht gehen.
Andererseits - sie war schließlich seine Frau und hatte auch Rechte. Er würde schon nicht allzu aufgebracht sein, wenn sie dort kurz vorbeisähe.
Es war grauenhaft.
Der Hausboy ließ Regina ein, und sie staunte. Der Flur war so dunkel, dass sie kaum etwas sehen konnte.
»Mr. Slade nicht hier«, verkündete der junge.
»Ich weiß«, entgegnete Regina, ging weiter und knipste eine Wandlampe an. »So ist es viel besser.« Sie sah sich um. Das Haus war dunkel und trist und bei einem Blick auf den Boden stellte sie fest, dass es auch schmutzig war.
Der Flur brauchte Aufhellung, aber mit einem oder zwei gerahmten Bildern und einer weiteren Wandlampe wäre das getan. Der Fußboden war nicht bloß fleckig sondern auch völlig abgenutzt. Man müsste ihn richtig wachsen, um das in Ordnung zu bringen. Regina lächelte.
Sie steckte ihren Kopf in den Salon. Die Möblierung war neu, aber protzig, der Raum stickig und dunkel. Schnell ging sie zu den limonenfarbenen Vorhängen und zog sie auf. Zum Glück sah sie unter sich die Straße und nicht die Ziegelmauer eines angrenzenden Wohnhauses. Sie machte die Fenster auf und ließ frische Luft herein.
»Ich können helfen?« fragte der kleine Junge beflissen.
»Ja, bestimmt. Benutzt Slade diesen Raum?«
Er schüttelte den Kopf. »Niemals.«
Regina wunderte sich nicht. Dicker Staub lag auf allen Möbeln, abgesehen von dem kleinen Tischchen vor dem Sofa, auf dem zwei halbleere Gläser Whiskey standen. »Jemand war vor kurzem hier«, bemerkte sie.
»Mr. Slade und Vater.«
»Mr. Mann?«
»Nein, Mr. Rick.«
Regina war überrascht. Dann ging sie rasch zu den anderen zwei Fenstern, zog alle Vorhänge auf und öffnete sie.
Das veränderte den Raum erheblich, er wurde deutlich heller. Aber sie war noch längst nicht fertig. Vielleicht würde sie dieses fürchterliche Sofa entfernen. Sie dachte gar nicht daran, es in das Henessy-Haus mitzunehmen.
Für den Augenblick aber würden ein paar gefällig drapierte Kissen das Auge von dem viel zu leuchtend grün und gold gemusterten Stoff ablenken. Der Fußboden mußte poliert und der Teppich gut ausgeklopft werden. Als Slades rechtmäßige Ehefrau durfte sie diesen Zustand schließlich nicht ignorieren, dachte Regina vergnügt.
Mit großen Schritten ging sie den Flur entlang und blieb an der Tür zu Slades Arbeitszimmer stehen. Der Schreibtisch war mit Papieren und einem halben Dutzend Papiergewichten aus Glas bedeckt. Bücher standen aufgereiht in den Regalen an der Wand, einige lagen geöffnet am Boden, Offensichtlich hatten sie keinen Platz mehr auf seinem Schreibtisch.
Der Junge drückte sich hinter ihr herum und bemerkte unbehaglich: »Mr. Slade mir sagen, ich darf nichts anfassen hier. Niemals«, betonte er nachdrücklich.
»Hm, ich danke dir für die Warnung. Wie heißt du, Kind?«
»Kim.«
»Und du bist Mr. Delanzas Hausboy?«
Kim nickte. Regina zog die Tür des Arbeitszimmers mit festem Griff hinter
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