Schatten Der Erinnerung
damit wäre ihre Aussöhnung besiegelt gewesen.
Nicht Zweifel, sondern Angst hatten ihn davon abgehalten, sie um die Rückkehr zu ihm zu bitten. »Hör zu, Alter, bring mich nicht in Wut. Dein Interesse an meiner Ehe mag hundertprozentig selbstsüchtig sein oder auch nicht, aber es ist meine Ehe, und ich führe sie auf meine Weise.«
»Führst du denn eine Ehe?« fragte Rick. »Ich kann nicht begreifen, wie! das möglich sein soll, wenn ihr beide getrennt lebt.«
Slade nahm einen Schluck Bourbon. Mit einiger Anstrengung gelang es ihm, ruhig zu bleiben. Im Augenblick wollte er sich wirklich nicht auch noch dieses Problem aufladen. So gab er keine Antwort und rief sich lieber Reginas anmutiges Bild ins Gedächtnis. Das besänftigte ihn.
Rick schien verdutzt zu sein, dass Slade nicht antwortete »Warum ist sie nicht da, wo sie hingehört? Oder vielmehr
- weshalb seid ihr zwei nicht in Miramar, wo ihr hingehört?«
Slade setzte sein Glas ab. »Kannst du dir vorstellen, dass sie in Miramar lebt? Egal, für wie lange?«
Rick runzelte die Stirn. »Was soll die Frage? Natürlich' kann ich das. Was geht in deinem Kopf vor, zum Teufel?«
Slade hatte das Verlangen, Rick alles zu erzählen und, ihm sein Herz auszuschütten, aber das wäre verrückt gewesen. »Sie ist nicht gerade ein Mädchen vom Land.«
»Na und? Ich bin noch keinem Menschen begegnet de sich nicht früher oder später in Miramar verliebt hätte.«
Slade antwortete nicht, denn Rick war voreingenommen Aber wenn es um Miramar ging, war er es auch.
»Junge«, sagte Rick und wies mit dem Finger auf »kämpf nicht gegen Windmühlen an, sondern bring sie nach Hause, und alles wird sich regeln. Sie ist jetzt deine Frau, oder muss ich dich auch daran erinnern? Ihr, beide gehört zu mir nach Miramar und nicht hierher, wo du für einen verdammten Fremden arbeitest.«
»Daran brauchst du mich nicht zu erinnern«, versetzte Slade grimmig.
»Anscheinend doch. Hast du überhaupt schon mit ihr gesprochen, seit sie in der Stadt ist?«
»Ich habe mit ihr gesprochen.« Slade mußte lächeln. »Ich habe sie getroffen.« Zu seiner eigenen Überraschung rückte er freiwillig mit den Neuigkeiten heraus. »Wir haben den Tag miteinander verbracht und ich habe mit ihr im Cliff House zu Mittag gegessen.«
Rick strahlte. »Das höre ich gern! Da wir gerade von Essen sprechen, ich sterbe vor Hunger. Gehen wir irgendwo eine Kleinigkeit essen.«
»Ich habe gerade gegessen«, wehrte Slade ab. »Jetzt e ich ins Büro. Ich setze dich ab, wo du willst.« Er drehte sich um und ging mit großen Schritten aus dem Raum. Da er seinem Vater den Rücken zukehrte, bemerkte er Ricks Enttäuschung nicht.
Regina sah auf den kleinen Jungen, der vor ihr stand und ihr eine Nachricht hinstreckte. »Von Slade?«
»Ja, Madam, von Mr. Slade.« Er strahlte.
Regina konnte nicht zurücklächeln, denn sie war besorgt. Slade hatte sich verspätet. Um halb elf hätte er sie abholen sollen, und jetzt war es fast elf Sie brauchte die Nachricht gar nicht erst zu lesen, um zu wissen, dass er nicht kommen würde.
Liebe Regina, etwas Unvorhergesehenes ist geschehen, und ich muss mich sofort darum kümmern. Wenn ich alles in Ordnung bringen kann, werde ich dich heute Abend besuchen, Solltest du jedoch andere Pläne haben, dann lass dich wegen mir nicht davon abhalten. Dein Slade.
Sie zerknüllte die Nachricht, vor Enttäuschung bebend, und kam nicht umhin, sich zu fragen, ob tatsächlich ein unvorhergesehenes Ereignis eingetreten war, oder ob er einfach nur lieber arbeitete, als mit ihr zusammen zu sein.
Seit sie in der Stadt war, wusste sie, wie gerne er arbeitete.
»Mrs. wollen schicken Nachricht?« fragte der Junge.
Regina hörte ihn kaum. Niedergeschmettert schüttelte sie den Kopf. Der Junge verbeugte sich und ging rückwärts aus der Tür, dann drehte er sich um und lief die Vordertreppe hinunter. Sie nahm kaum wahr, dass er plötzlich die Richtung änderte, durch die Gartenanlagen und unter der Hecke hindurch auf das Nachbargrundstück rannte.
Der gestrige Tag war wunderbar gewesen - einfach herrlich. Nachdem sie das Henessy-Haus verlassen hatten, hatte Slade sie zum Cliff House geführt, von wo man eine fantastische Aussicht auf den Pazifik hatte. Beide strahlten vor Glück und blickten einander so lange an, dass es schon beinahe ungehörig war. Aber sie hatten sich nicht richtig unterhalten. In der Hoffnung, er würde ihre Beziehung zur Sprache bringen, hatte Regina es ihm überlassen, das
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