Schatten Der Erinnerung
Sie wollte alles tun, um mit ihm in Miramar zu bleiben. Und sie war ihm nicht gleichgültig, weder seelisch noch körperlich, das spürte sie. Sie schmiegte sich enger an ihn und bot ihm ihren Mund zum Kuss. »Ich habe dich vermisst, Slade«, sagte sie dann.
Unvermittelt hob er sie hoch und stieß die Tür zu seinem Schlafzimmer auf. »Ich habe dich auch vermisst und mich elend gefühlt.« Er drückte die Tür mit dem Fuß zu und glitt mit Regina auf das Bett. Einen Augenblick später lag sie unter ihm und sah in seine wundervollen nachtblauen Augen, die vor Leidenschaft strahlten. Aber Regina erkannte auch Freude und Erleichterung darin.
»Wie habe ich den vergangenen Monat ohne dich überleben können?« fragte Slade rau und streichelte über ihr Haar und ihre Arme.
Regina umfasste seine Schultern. »Wahrscheinlich so wie ich. Von einem Tag zum nächsten.«
Ihre Blicke versenkten sich ineinander. »Ja«, sagte er heiser, »von einem Tag zum nächsten.«
In diesem Augenblick bekam sie eine Ahnung von seinen wirklichen Gefühlen für sie. Sie erhaschte einen flüchtigen Blick auf sein Herz und seine Seele. »Worauf wartest du?« flüsterte sie.
»Auf dich«, erwiderte er. »Wie ich mich nach diesem Augenblick und nach dir gesehnt habe!«
Die Leidenschaft überwältigte sie. »Bitte, küss mich, liebe mich, Slade!«
Er brauchte keine weitere Ermutigung, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie innig und endlos lange.
Sofort erinnerte sich Regina an den ersten Kuss, den er ihr in der Hochzeitsnacht gegeben hatte. Damals hatte sie dacht, dass sie niemals mehr so geküsst werden würde - als ob sie von ganzem Herzen geliebt werden würde und lange Zeit vermisst worden wäre. Aber das stimmte nicht. Heute küsste er sie ebenso.
Sein Kuss ließ keine Zweifel. Er sagte, dass er sie vermisst hatte. Sie war sicher, dass er die Wahrheit sprach. Sie wollte ja einfach nur wissen, ob er sie wirklich liebte. Sein Kuss überzeugte sie davon.
»Liebling«, murmelte Slade lange Zeit später mit belegter Stimme, »ich glaube, ich war ein Dummkopf.«
Regina pflichtete ihm bei, doch blieb ihr keine Gelegenheit mehr, etwas zu sagen. Slade drang machtvoll in sie ein.
Da begann sie zu weinen, und sie weinte aus Liebe. Und doch lag in ihrer Vereinigung erst die Ahnung jener vollkommenen Erfüllung, die sie wohl erst empfinden konnte, wenn sie seine ganze Liebe besaß.
Verwirrt erwachte Regina. Lange Schatten hatten das Schlafzimmer in ein Halbdunkel getaucht. Eine Erinnerung durchfuhr sie, und sie setzte sich auf. Da Slade verschwunden war, bekam sie Angst.
Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Nachdem er sie zweimal geliebt hatte, hatten sie einander in den Armen gehalten und waren dann eingeschlafen. Aber die geschlechtliche Liebe war nicht genug, sie mussten zu einer Verständigung kommen. Slade hatte zugegeben, dass er sie vermisst hatte. Er hatte mit ihr geschlafen, als ob er Liebe für sie empfände. Doch hatte er eine derartige Leidenschaft für sie auch schon vorher gezeigt, und das hatte ihn nicht von dem Versuch abgehalten, ihre Beziehung zu beenden. Regina würde nun nicht mehr weggehen, und sie wollte, dass er das wusste und akzeptierte.
Sie stand auf, wusch sich kurz, brachte ihre Kleider in Ordnung und machte sich auf die Suche nach ihrem Mann.
Vielleicht saß er im Wohnraum bei einem Drink vor dem Dinner. Aber dort war nur Rick. Er zwinkerte ihr zu, doch sie brachte sie es nicht fertig zurückzulächeln.
Rick ersparte ihr die Suche. »Er ist nach draußen. Den Weg Richtung Norden.«
»Danke.« Regina eilte aus dem Haus. Der Weg verlief parallel zum Ozean, den man aber nicht sehen konnte, weil er von einem steil abfallenden Hügel verdeckt wurde, und stieg dann leicht an. Das Haus hinter ihr war nicht mehr zu sehen. Regina erstarrte, als sie unter sich den kleinen Friedhof erblickte. Dort stand Slade vor einem Grabstein.
Ganz langsam näherte sie sich, denn sie hatte Angst, ihn zu stören. Ihr schoss der Gedanke durch den Kopf, welche Ironie darin lag, dass er auf einem Friedhof Einsamkeit suchte und Trost bei einem Toten. Oder war er hier, um seine Gefühle zu begraben? Dieser Gedanke verärgerte Regina. Seit sie sich kannten, hatte Slade gegen seine Empfindungen angekämpft. Sie wollte ihm nicht gestatten, noch länger den Kopf in den Sand zu stecken - und sein Herz dazu. Langsam, aber sicher würde sie ihm seine Gefühle entlocken, auch wenn es ihr ganzes Leben dauern sollte.
Slade hatte
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