Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten Der Erinnerung

Schatten Der Erinnerung

Titel: Schatten Der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
auch nicht daran denken, wie gut er aussah, wie männlich und kraftvoll.
    Wenn er ihr doch nur gleichgültig wäre!
    In diesem Augenblick empfand Regina Furcht. Nicht ihrer Lage, ihres Gedächträsverlustes, ihrer wahren Identität und des Vorgefallenen wegen. Vielmehr ging es um den rätselhaften Mann, der auf der anderen Zimmerseite mit dem Rücken zu ihr stand. Dazu kam möglicherweise, dass sie sich vor sich selbst fürchtete. »Warum haben Sie mir nichts erzählt?«
    Er verharrte regungslos und betrachtete die Wolken, die in ihre Richtung segelten. »Wovon erzählt?«
    »Dass Rick unsere Heirat beabsichtigt.«
    Er drehte sich um. »Victoria hat wohl ihren Mund nicht halten können?«
    Regina wartete im Bewusstsein, dass wieder Schmerzenstränen in ihren Augen schimmerten. »Warum haben Sie mir nichts gesagt?«
    »Ich sehe, dass Sie bei der Aussicht darauf nicht allzu sehr erfreut sind.«
    »Ich habe Ihnen vertraut.«
    »Ich habe Ihnen nichts gesagt, weil ich mich noch nicht entschlossen ha be«, entgegnete Slade brüsk. »Ehrlich gesagt, ich habe nicht zugestimmt Sie zu heiraten.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe Rick gesagt, dass ich darüber nachdenken werde.«
    »Sie haben Rick gesagt, Sie würden darüber nachdenken.«
    »Richtig.«
    Sie vermochte ihren Ohren kaum zu trauen, denn sie hatte angenommen, dass Slade sie wegen ihres Geldes zu heiraten beabsichtigte, was aber wohl nicht stimmte. Er überlegte es sich. Dass er nicht zugestimmt und sie nicht gezwungen hatte, sich zu. entscheiden, sollte sie eigentlich erleichtern. Aber das war nicht der Fall, denn der Situation haftete nach wie vor der Charakter einer Verschwörung an, auch wenn Slade das Ganze noch nicht mit seiner endgültigen Zustimmung besiegelt hatte. »Ich habe Ihnen vertraut.«
    »Das sagen Sie jetzt zum zweiten Mal.«
    Sie machte die Augen zu, fest entschlossen, nicht zu weinen, zumindest nicht, bis er ihr Zimmer verlassen hatte Deshalb holte sie tief Luft, und das gab ihr Kraft. »Ihnen ist klar, dass das absurd wäre?«
    »Wie absurd?«
    »Völlig absurd.«
    »Warum habe ich nur den Eindruck, dass Ihre Weigerung viel mit mir, aber überhaupt nichts mit James zu tun hat?
    «
    In einem Reflex trat sie zurück, entsetzt über seinen Ärger. Sie hatte tatsächlich alles über ihren toten Verlobten vergessen und dazu gehörte auch, dass Slade sein Bruder war.
    »Nur so ein Gedanke.«
    »Ich kann mich nicht einmal an James erinnern«, protestierte sie.
    »Aber ich«, gab er zurück.
    Sein Schmerz war genauso ursprünglich und dunkel wie die anderen Gefühle, die er zuvor im Buggy geäußert hatte. Sie wusste, dass sie in dieser Situation eigentlich nicht dabei sein sollte, auch hätte sie nicht einen derart tiefen, wenn auch nur kurzen Einblick in seine Seele erhalten sollen. »Es ist nicht meine Schuld. Für James' Tod kann ich nichts, und ich bin nicht schuld daran, dass ich mich nicht an ihn erinnern kann. Glauben Sie mir, ich würde mich sehr gern an ihn erinnern - und ich wollte, er wäre nicht tot.«
    Mit einer ihr unverständlichen Wut starrte er sie zornig an. »Wissen Sie was, Elizabeth? Der Teufel soll Sie holen.«
    Er drehte sich hinter ihr um, verließ das Zimmer und warf die Flügeltüren ins Schloss.
    Regina schrie auf. Sein Fluch ließ sie für einen Moment erstarren, dann lief sie zu den Türen und hielt sie fest bevor sie erneut zuschlagen konnten. Sie zog sie nicht zu und starrte Slade hinterher, bis ihr doch die Tränen kamen und die Wangen benetzten. Gerade hatte sie ganz ähnliche Tränen kurz in seinen Augen schimmern gesehen, davon war sie überzeugt. Aber sie weinten aus unterschiedlichen Gründen -oder etwa nicht?
    Regina wollte keinen Moment länger in Miramar bleiben. Es war ein Fehler gewesen hierherzukommen, denn Miramar war für sie keine einladende Zufluchtsstätte mehr. Sie konnte nicht darüber hinwegkommen, dass Slade ihr Vertrauen missbraucht hatte. Die Wunde schmerzte unerträglich. Eigentlich sollte es ihr nicht so viel ausmachen, denn in Wirklichkeit war er nur ein Fremder, aber die Vernunft konnte nicht die Oberhand über ihr Herz gewinnen. Ganz gewiss war er nicht mehr ihr Retter, und diese Erkenntnis brachte sie erneut zum Weinen.
    Sie brauchte ihn. Wusste er das nicht? Wie konnte er ihr das antun, wo sie ihn doch so brauchte!
    Doch selbst während ihrer Vorbereitungen für die Abreise konnte sie ihn nicht aus ihrem Kopf verbannen.
    Unablässig musste sie an ihn denken. All das, was sie besser nicht erinnern

Weitere Kostenlose Bücher