Schatten Der Erinnerung
würde stattfinden.«
»Aber er ist nicht mehr am Leben«, erwiderte Rick schroff. Er drehte seinem Sohn den Rücken zu und goss sich noch ein Glas ein. Als er sich ihm wieder zuwandte, lächelte er. »Jetzt hast du natürlich alle Hände voll zu tun.«
Slade sah seinen Vater über den Rand seines Glases an.
»Warum habe ich nur das Gefühl, dass mit das nicht sehr gefallen wird?«
Rick grinste. »Dir wahrscheinlich nicht. Edward würde es als Herausforderung ansehen, aber du nicht.«
»Was würde Edward als Herausforderung ansehen?«
»Ihr den Hof zu machen.«
»Vergiss es.« Er knallte sein Glas auf das Büfett.
Rick neigte sich dicht zu ihm und senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Wir brauchen Geld, und wir brauchen es schnell. Wir haben keine Zeit für eine ausgedehnte Verlobung. Ich denke, du solltest den Termin für nächste Woche festmachen. Um das tun zu können, musst du die Einwilligung von dem kleinen Mädchen bekommen.«
»Nächste Woche?« Slade war entsetzt. Gleichzeitig aber wusste er, dass Rick recht hatte. je eher, desto besser.
Aber schon nächste Woche?
»Putz dich heraus, wie es sich für jemanden gehört, der auf Freiersfüßen wandelt«, forderte ihn Rick auf und bemühte sich, nicht zu lachen. »Und mach vielleicht auch ein entsprechendes Gesicht dazu.«
Slade musterte ihn, Aufmunternd sagte Rick: »Ich weiß, du kannst ihr den Kopf verdrehen, wenn du es nur versuchst.«
Slade erwiderte nichts. In diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass seine Zustimmung zur Heirat mit Elizabeth noch keine Lösung brachte. Irgendwie mußte er ihr einen Heiratsantrag machen. Undeutlich tauchte in seiner Erinnerung das Märchenbild eines Ritters in schimmernder Rüstung auf, der vor einer Frau in mittelalterlich aussehender Tracht kniete. Die Frau sah Elizabeth verdächtig ähnlich, der Ritter glich James. Das verstärkte seine Verdrossenheit noch, und er verscheuchte diese lächerlichen Gedanken aus seinem Kopf. Er hatte nicht die leiseste Idee, wie er ihr einen Heiratsantrag machen sollte oder an sie herantreten könnte. Da mußte er Rick recht geben.
Was wäre, wenn sie ihm eine Abfuhr erteilte?
Eine Art Angst befiel ihn. Natürlich würde sie ihn zurückweisen. Jede Frau, mit der er ein paar Nächte verbracht hatte, wollte später nichts mehr mit ihm zu tun haben. Selbst seine Mutter hatte ihn abgelehnt. Auch beim besten Willen konnte man keine dieser Frauen als eine Dame bezeichnen, einschließlich seiner Mutter, die Rick verlassen hatte, um mit einem anderen Mann zu leben. Aber Elizabeth war eine Dame. Ungeachtet ihrer gegenseitigen Anziehung würde sie seinen Antrag nicht annehmen, es sei denn, sie wäre durch den Schlag auf ihren Kopf verrückt geworden.
»Du malst dir aus, was passiert, wenn sie nein sagt, habe ich recht?« fragte Rick. »Du kannst nicht einfach zu ihr gehen und sie fragen, denn sie ist nicht dumm. Du solltest dir ein paar Manieren zulegen, wenn du um sie wirbst, Junge.«
Slade hörte ihn kaum. jetzt, nachdem die Entscheidung getroffen worden war, überfiel ihn leichte Panik. Er umklammerte sein Glas fest und dachte dabei, dass er eine Zurückweisung durch Elizabeth Sinclair nicht mit leichtem Herzen verkraften könnte.
»Ein Nein als Antwort kannst du nicht akzeptieren«, fuhr Rick fort. »Verführe sie, wenn es sein muss.«
»Das ist wirklich ein unmögliches Gespräch«, sagte Slade und setzte sein Glas sehr sorgfältig ab. »Ich werde sie nicht verführen. Behalte deinen Rat für dich. Du bist sowieso der letzte, auf den ich hören würde, wenn es um Liebe und Heirat geht.« Slade schob sich an seinem Vater vorbei und ging in Richtung Hof.
»Vielleicht solltest du dir dann Rat bei Edward holen, denn weiß Gott, du brauchst Rat.«
Slade hörte ihn nicht mehr. Draußen war die Luft kühl und süß und erfüllt vom Duft der orangenen Rosen, die an den dicken Ziegelmauern des Hofes Knospen trieben. Der Brunnen in der Mitte war zwar abgedreht, aber das Wasser sprudelte am Beckenrand hoch. Sein Blick wanderte zurück und blieb an den geschlossenen Türen zu ihrem Zimmer haften.
Verführung kam nicht in Frage. Rick wusste nicht, dass es nur eine Ehe auf dem Papier sein würde, und Slade hatte nicht vor, es ihm zu sagen. Das ging ihn nichts an. Auch wusste er, dass die Antwort seines Vaters nur aus Spott bestünde. Rick war ihm zu ähnlich, auch er war kein edler Mensch.
Wieder starrte er auf ihre Türen, die wegen der Dunkelheit oder wegen jemandem wie ihm
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