Schatten Der Erinnerung
wahnsinnig von ihr, einer solchen Verbindung zuzustimmen. Aber dann war es auch verrückt von ihr, ihn so anzusehen. Sollte Rick es geschafft haben, sie zu überreden, dann würde hier ein verdammter Krieg ausbrechen, und Slade gewann seine Kriege gewöhnlich.
Aber dasselbe galt für Rick.
Beim Gedanken an Rick zog sich sein Magen zusammen.
Ricks Tür stand offen. Als er Slade erblickte, lächelte er ihm, offensichtlich gutgelaunt, zu. »Komm rein, Junge.
Bist du bereit, ein bisschen zu arbeiten?«
Slade ignorierte die kleine Beleidigung, die er herauszuhören glaubte, und betrat das Arbeitszimmer seines Vaters.
Er war schon seit Jahren nicht mehr hier gewesen. Erinnerungen überkamen ihn, Erinnerungen daran, wie er vor der Tür stand, während James und Rick drinnen waren. »Hast du dich mit ihr geeinigt?«
Rick schloss die Tür. »Nicht so, wie du es dir gedacht hast.«
»Wie zum Teufel willst du meine Gedanken kennen?« fragte Slade.
»Sie wird eine Weile hierbleiben«, erwiderte Rick, wobei er den Köder ignorierte. »Und ich wäre froh, wenn du nicht bei der ersten Gelegenheit vor ihr davonlaufen würdest.«
»Ich habe es ernst gemeint, als- ich sagte, dass ich sie nicht heiraten werde.« Sollte Rick auch nur im geringsten daran gedacht haben, wegen des Mädchens einen privaten Krieg gegen ihn zu führen, würde er ihn mit allen ihm verfügbaren Mitteln attackieren. Dessen war Slade sich bewusst, und so sprach er aus voller Überzeugung.
»Du wirst deine Meinung ändern, wenn du die Bücher eingesehen hast. Wenn du feststellst, dass wir tatsächlich bankrott sind, wirst du einer Heirat mit ihr zustimmen, und zwar sehr schnell.«
Slade sah seinen Vater an. Rick glaubte, was er sagte. Wenn Miramar nun tatsächlich bankrott war ... Fast konnte er fühlen, wie diese verdammte Schlinge sich fester zuzog. Er schwitzte.
»Lass mich die Bücher sehen«, sagte er unvermittelt. In diesem Augenblick haßte er Rick wirklich.
Rick lächelte. »Setz dich. Es wird einige Zeit dauern.«
Mit zusammengepresstem Mund ging Slade zum Schreibtisch hinüber und setzte sich auf Ricks überdimensionalen Stuhl. Er sah auf, als Rick ihm drei dicke Hauptbücher hinwarf.
»Du machst den Eindruck, als gehörtest du hierher«, sagte Rick spitz.
Slade ignorierte diese Bemerkung. »Wie weit gehen sie zurück?«
»Neun Jahre. Bis zu dem Jahr, in dem wir zum letzten Mal Profit gemacht haben.«
»Sag Lucinda, sie soll mir Kaffee und Sandwiches bringen«, verlangte Slade und knipste die Schreibtischlampe an.
»Ich nehme an, dass ich hier den ganzen Nachmittag zu tun haben werde.«
Draußen herrschte Dunkelheit die Sonne war schon lange untergegangen. Slade hatte seit dem frühen Nachmittag in Ricks Arbeitszimmer hinter verschlossenen Türen gesessen und gerade das letzte Hauptbuch zugeklappt. Er war entsetzt denn sie hatten nicht nur Schulden, sondern die letzten zwei Jahre sogar mit Verlust gearbeitet. Mit Verlust. Selbst wenn sie die ausstehenden Zahlungen für die Hypothek nachholen konnten, wie zum Teufel sollten sie künftige Zahlungen leisten und die Ranch betreiben? Es war praktisch unmöglich. Es sei denn, natürlich, er heiratete eine Erbin.
Aber es müsste eine äußerst reiche Erbin sein.
Nun war die Schlinge zugezogen. Er fühlte es und sah keinen Ausweg, ihr zu entgehen.
Unvermittelt sprang er auf und ging mit großen Schritten auf die offenen Balkontüren zu. Am finsteren Himmel glitzerten die Sterne. Noch dunkler zeichneten sich die Berge zu seiner Linken wie ein gezackter Schatten gegen den Nachthimmel ab. Mit einiger Mühe konnte er vor sich den in der Nacht silbrig glitzernden Ozean sehen. Wenn er ganz genau lauschte, vermochte er die Wellen in einem trommelartigen Rhythmus gegen das Ufer schlagen zu hören. Normalerweise konnte ihn das Geräusch der rhythmisch an den Strand brausenden Wellen für kurze Zeit beruhigen. Aber heute Nacht war das nicht der Fall.
Er musste zu einer Entscheidung kommen.
Wenn er auf seiner Weigerung bestand, Elizabeth Sinclair zu heiraten, erteilte er damit Miramar eine Absage. Alles würde sich mit seiner Weigerung ändern. Miramar wäre für Rick, dessen Familie und ihn selbst verloren. Die Banken würden ihnen Miramar wegnehmen, aufteilen und stückweise verkaufen. Damit würde Miramar das Schicksal fast aller anderen großen Ranches in dieser Gegend erleiden. Doch das durfte nicht geschehen.
Er wusste, dass mit der Entscheidung zu bleiben und der Beanspruchung seines
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