Schatten Der Erinnerung
war?
Sie sprang auf und lief auf und ab. Natürlich war sie Elizabeth! Was für ein dummer Gedanke! Rick hatte sie vor fünf Jahren einmal getroffen und ein weiteres Mal bei der Beerdigung ihres Vaters. Er kannte sie! Aber ...
Menschen verändern sich in fünf Jahren. Auch war sie bei der Beerdigung ihres Vaters sicher verschleiert gewesen.
Wenn sie nur eine entfernte Ähnlichkeit mit Elizabeth Sinclair besaß, könnte er sich geirrt haben.
Sie hielt sich an der Kommode fest und starrte im Spiegel auf ihr Gesicht mit dem bestürzten Ausdruck. Sollte sie nicht Elizabeth Sinclair sein, dann würde das verständlich machen, weshalb sich keine Brautausstattung und kein Hochzeitskleid unter ihren Sachen befanden. Es wäre eine Erklärung für das Medaillon mit den Initialen RS. Aber das war doch unmöglich. Konnte ein solcher Irrtum in den letzten Tagen passiert sein?
»Nein!« Sie schüttelte verneinend den Kopf. »Ich bin Elizabeth, ich muss es sein. Slade und ich werden in drei Tagen heiraten!«
Aber der Gedanke hatte sich in ihrem Kopf festgesetzt und ängstigte sie. Denn -wenn sie nicht Elizabeth Sinclair war, wer war sie dann?
Regina wollte sich Edward anvertrauen. Sie war sicher, dass er ihr helfen würde. Außer ihm gab es absolut niemanden, an den sie sich hätte wenden können, auch nicht an Slade - an ihn schon gar nicht. Sie hatte gewartet, bis die ganze Familie das Haus verlassen hatte. Victoria wollte den ganzen Tag über fortbleiben. Slade und Rick waren bereits vor dem Frühstück ausgeritten. Regina hatte sie nicht zu Gesicht bekommen und war erleichtert darüber. Denn hätte Slade sie angesehen, wäre ihm ihre Beunruhigung aufgefallen. Er war so feinfühlig, auch wenn er wollte, dass alle anders von ihm dachten. Solange Regina das Rätsel um ihr Hochzeitskleid nicht selbst gelöst hatte, wollte sie ihn nicht sehen.
Viel wichtiger aber als ihr fehlendes Hochzeitskleid waren ihre Zweifel, ihre geheime Angst, so dumm sie auch sein mochte, die Befürchtung, nicht Elizabeth Sinclair zu sein. Auf keinen Fall wollte sie, dass Slade auch nur die geringste Ahnung davon hatte, dass sie solche Gedanken beschäftigten. Nun lag ihr nichts mehr daran, ihm vom Diebstahl ihres Medaillons letzte Nacht zu erzählen.
Heute war Edward nicht so makellos gekleidet. Er trug Bluejeans und ein verwaschenes blassblaues Arbeitshemd aus Flanell. Aber auch in der Arbeitskleidung eines Cowboys gab er eine eindrucksvolle Erscheinung ab. Als Regina sah, wie er gerade das Haus verließ, lief sie hinter ihm her und rief seinen Namen.
Er drehte sich mit jenem umwerfenden Lächeln um, das ihrer Überzeugung nach schon so manches Herzflimmern verursacht und schon so manches Herz gebrochen hatte. Dabei war er erst zweiundzwanzig Jahre alt wie sie erfahren hatte.
»Guten Morgen«, sagte er, und sein Blick glitt anerkennend über sie. »Weißt du was? Ich glaube, dass ich auf meinen Bruder eifersüchtig werden könnte.«
Regina errötete nicht spürte sie doch, dass er es aufrichtig meinte. »Du bist ein großer Schmeichler, Edward.«
Er lächelte. »Es gibt nur wenige Frauen, die Komplimente so verdienen wie du. Ich hoffe, Slade weiß sein Glück zu schätzen.«
Das hoffte Regina auch - sogar sehr.
»Hast du etwas auf dem Herzen?«
»Ja, da gibt es etwas.« Sie lächelte zurück. »Edward, ich brauche deine Hilfe, ich habe ein Problem. Aber ... « Sie berührte seinen Arm. »Ich möchte Slade auf keinen Fall beunruhigen.«
Er lächelte wieder, aber jetzt blieben seine Augen ernst. Ihm war klar - wie Regina trotz seiner Galanterie spürte -, dass sie eben eine geheime Abmachung trafen. »Ich würde meinen Bruder niemals unnötig beunruhigen. Schon gar nicht jetzt ein paar Tage vor seiner Hochzeit. Wie kann ich dir helfen?«
Sie holte Atem. »Ich habe alle meine Sachen durchsucht, aber mein Hochzeitskleid fehlt.«
Er hob eine Braue. Sein Blick war schwer zu ergründen. »Ah, das ist in der Tat ein Problem.«
Sie war drauf und dran, ihm zu sagen, dass außer dem Hochzeitkleid auch ihre Brautausstattung fehle, aber ein instinktives Gefühl hielt sie davon ab. Sie wollte nicht, dass Edward oder sonst irgendjemand von diesen beunruhigenden Umständen erfuhr. Wenn sie deswegen misstrauisch geworden war, wenn sie Zweifel wegen ihrer Identität befallen hatten, dann würde es möglicherweise jedem anderen ebenso gehen, befürchtete sie. Edwards Lächeln und sein unergründlicher Gesichtsausdruck beunruhigten sie beinahe. Ihr
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