Schatten Der Erinnerung
sauberste Etablissement auf, das er kannte. In solchen Momenten war sein Verlangen nicht mehr zu zügeln, doch die Nacht darauf, voller Ausschweifungen, brachte ihm nie Befriedigung. Wie oft er auch körperliche Erleichterung fand, so bereitete ihm das Zusammensein mit einer Prostituierten nicht mehr Vergnügen als Selbstbefriedigung. Manchmal sogar weniger.
Vor seiner Rückkehr nach Hause war er gerade wieder reif für eine dieser langen, fieberhaften Nächte gewesen, doch James' Tod hatte seine Lust getötet. Das hielt an bis zu dem Augenblick, als er Elizabeth Sinclair kennenlernte.
Doch diese Gedanken konnten ihn nur für einen Augenblick ablenken. Jetzt spürte er, wie sich heiße, heftige Begierde tief und langsam in seinem Inneren festsetzte. Aber diesmal war das Gefühl anders als sonst beängstigend.
Er vermied es, zu angestrengt über den Unterschied nachzudenken. Heute abend war er an seinem kritischen Punkt angekommen. Beinahe hätte er seine ganze Entschlossenheit, all seine Vorsätze, seine Schwüre und Versprechungen James gegenüber in den Wind geschlagen. Sie war willig gewesen, sehr, sehr willig.
Er hatte kurz davor gestanden, sie zu nehmen. Ein Kuss nur hätte schon zum Äußersten führen können, so unverhohlen und explosiv war seine Leidenschaft. Wie sehr hatte er danach verlangt, sie zu küssen! Selbst jetzt noch konnte er ihre sanften, geöffneten, verlangenden und unschuldigen Lippen auf seinen spüren. Slade fluchte.
Dann setzte er seinen sehnigen, schlanken Körper mit dem harten, aufgerichteten Glied in Bewegung, ging vom Bett hinüber zu der großen Eichenkommode, goss sich ein Glas Brandy aus der Karaffe ein und nippte daran. Aber der Brandy konnte seinen schmerzenden Leib auch nicht betäuben. Er brauchte Erlösung, und er brauchte sie schnell. Er war frustrierter und hatte ein stärkeres Verlangen, als er es jemals zuvor erlebt hatte.
O Gott, wie sollte er diese Ehe überstehen?
Wieder sah Slade auf den Hof hinaus. Sie wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Der Teufel sollte sie holen! Er konnte den schattenhaften Umriss des Hauses auf der anderen Seite des Hofes kaum erkennen. Bald würde der Nebel so dicht sein, dass er nicht einmal mehr den Brunnen sehen könnte. Er brauchte auch gar nichts zu sehen.
Sie nahe zu wissen - und doch so fern -, war schon genug.
Er schritt zu den Fliegentüren.
Dort blieb er stehen. Sein Blick versuchte, die Nebelschleier vor ihren geschlossenen Türen zu durchdringen, als ob er mit seiner Fantasie durch das dicke Holz dringen und hineinsehen könnte, wenn er nur hartnäckig und lange genug hinstarrte. Sie schlief sicher in diesem hochgeschossenen Nachthemd, das Haar gelöst und fließend, den Mund leicht geöffnet.
Sein Geschlecht, Teilhaber seiner Fantasie, richtete sich wieder ganz auf. In seinen Gedanken hatte Slade sie hastig ausgezogen und stürmisch unter seinen gierigen Leib gepresst. Er packte den Türknopf und dachte kurz daran, die Tür aufzureißen und zu ihr gehen. 0 Gott, wie sehr er sie begehrte! Aber zwischen ihnen stand James. Er würde immer zwischen ihnen stehen. Sie war zwar seine Braut, aber nur auf dem Papier. Immer würde sie James gehören, auch wenn er tot war. Seine Hände schlossen sich fester um den Messingknopf, und er presste seinen gemarterten Körper gegen die Maschen der Fliegentür. Sein Atem ging schneller.
Es war so verdammt einfach, sich Elizabeth in seinem Bett vorzustellen. Er sah sie daliegen, hingestreckt und unruhig auf ihn wartend. Aber nicht ihr wunderschöner Körper war es, der ihn gefangen nahm, sondern ihr Gesicht.
Er würde schonungslos sein, nicht von ihr ablassen, würde nicht aufhören können. Er würde sie lieben, bis sie beide vor Erschöpfung umfielen.
Lieben würde er sie ... Er hielt den Atem an, Angst befiel ihn. Er hatte geahnt, weshalb sein Lustgefühl so anders war. Bisher hatte er niemals in seinem Leben mit einer Frau aus Liebe geschlafen, doch genau das wollte er mit ihr erleben. Dringend. Sehr, sehr dringend.
Slade schloss die Augen und lehnte sich fest gegen das Fliegengitter. Sein angespanntes Lustgefühl war ihm so unerträglich, dass er kurz davor stand, aus der Haut zu fahren. Es ging nicht mehr darum, seine Hochzeit zu überleben - er war nicht einmal sicher, ob er die nächsten Tage überstehen könnte.
Kapitel 13
Da Regina nicht mehr schlafen konnte, stand sie gleich nach Sonnenaufgang auf.
Sie hatte den Aufgang der Sonne beobachtet und es herrlich gefunden. Im
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