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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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umschlang sie erneut.
    Sie schob mich ein Stück von sich
weg. »Ich bin jetzt da und ich werde auch nicht wieder gehen. Du musst es
endlich hinter dir lassen. Bitte.« Es klang so viel Flehen in ihren Worten und
meine vorhin noch empfundene Wut war verpufft.
    Schuld war an ihre Stelle getreten.
Die Schuld daran, dass ich die bisher glücklichste Zeit meiner besten Freundin
nicht geteilt hatte. Die Schuld, dass ich jeden der versuchte hatte mir zu
helfen, von mir gestoßen hatte.
    »Ich war nur ein einziges Mal dort«, gestand
ich ihr. Diese Antwort war ich ihr schuldig und ich hoffte, dass es zumindest etwas wieder gut machen würde.
    Sie begann zu lachen und bald war ihr
Körper von einem heftigen Beben erschüttert. Immer wieder schnappte sie nach
Luft und konnte kaum aufhören.
    Ich wusste nicht, was daran so
komisch war.
    »Ich glaube«, setzte sie an und wurde
von einem weiteren Lachkrampf unterbrochen. »Das eine Mal war schon zu viel!
Eine Selbsthilfegruppe – oh mein Gott – Fremde Menschen, die einem Zeug erzählen,
das man eh nicht hören will. Alex ist so ein Idiot!«
    Und automatisch fing auch ich an zu
lachen. Mein Bauch wurde von Lachkrämpfen erschüttert und auch ich bekam kaum
noch Luft.
    Das war der erste unbeschwerte Moment
seit zwei Monaten und zum ersten Mal beschlich mich das Gefühl, dass doch noch
alles gut werden könnte. Wann auch immer dies sein möge.
    * * *
    Vor uns lag eine riesige Partypizza
und wir hatten es uns auf dem Küchenboden gemütlich gemacht. Als der Bote das Monstrum
geliefert hatte, sah er uns beide skeptisch an. Er schien zu lauschen, ob es
hinter der halb geöffneten Tür noch weitere Esser gab. Wir mussten den Karton
hochkant stellen, damit er überhaupt durch die Tür gepasst hatte.
    »Auf meine Brautfigur!«, hob Jessica
feierlich ein Stück in die Luft und der Käse tropfte in langen Fäden daran
herunter. Die zweite Flasche Wein war inzwischen halb leer.
    »Und was mach ich jetzt?«, fragte ich
sie und hoffte inständig, dass sie eine brauchbare Antwort für mich parat hätte.
    »Tja mal überlegen.« Sie unterbrach
ihre Antwort und schob sich ein Stück Salami in den Mund.
    »Also wo fang ich an. Fakt ist, du
bist eine Witwe. Fazit eins: du brauchst eine Veränderung. Fazit zwei: du
solltest ausziehen. Fazit drei: du brauchst einen neuen Mann und es muss ja
nicht gleich wieder einer für immer sein.« Ihre Antwort war mehr ein Nuscheln
als klare Worte, was deren Inhalt allerdings in keinster Weise schmälerte.
    Ungläubig starrte ich sie an. Ich
wusste, dass sie mit ihrer Meinung nie hinter dem Berg hielt, aber das war
schon sehr starker Tobak.
    »Jetzt guck nicht wie ein scheues Reh,
das gleich überfahren wird. Ich hab ja nicht gesagt, dass du das alles auf
einmal machen sollst.«
    »Ich beantrage die Streichung von
Fazit zwei und drei, fürs erste zumindest, an dem Rest könnte man arbeiten.«
    »Einwand angenommen. Also eine
Veränderung, mal überlegen, was könnte denn da in Frage kommen?« Dabei starrte
sie auf ihr Pizzastück, als würde sie auf einen Vorschlag warten.
    Sie sah sich im Raum um. »Was hältst
du von einem neuen Anstrich? Ich mein, wann habt ihr das letzte Mal renoviert?
Vor drei Jahren? Dieses Gelb ist übrigens scheußlich«, und zeigte dabei auf
eine der Küchenwände.
    »Robert hatte das damals gemacht.« Es
tat weh dies zuzugeben und allein seinen Namen in den Mund zu nehmen schmerzte.
    »Na dann werde ich mal Christoph
Beine machen. Ich schick ihn nächste Woche zu dir. Er wird das übernehmen und
wir werden in Ruhe sein Werk bewundern.«
    »Solltest du ihn nicht vorher erst
mal fragen, bevor du ihn hier so großzügig verplanst?«
    Ein verschmitztes Lächeln huschte ihr
über die Lippen. »Er kann mir keinen Wunsch abschlagen.« Das musste als Antwort
genügen. Sie hatte ihn vollkommen um ihren Finger gewickelt. »Und nun zu dir.«
    »Zu mir?« Ich war verwirrt, was
meinte sie damit?
    »Du könntest etwas an deinem
Kleidungstil ändern.«
    »Um dann so rumzulaufen wie du?
Vergiss es«, wiegelte ich diesen Einwand sofort ab. Jessicas Kleidungsstil war
manchmal mehr als nur freizügig. Was sie als Rock bezeichnete, war für mich
nichts weiter als ein breiter Gürtel. So etwas würde ich niemals tragen.
    Sie ging nicht weiter darauf ein.
Wahrscheinlich war ihr klar, dass ich von diesem Standpunkt nicht abrücken
würde. Auch wenn sie das alles andere als verstand. Schließlich konnte man als
Frau ruhig seine Vorzüge zur Geltung

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