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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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es ein schönes Aroma, wenn man Schnittlauch dazu gibt.«
    Ich tat ihm den Gefallen und wie
nicht anders zu erwarten – er hatte recht. Das was da nun vor mir stand, hätte
genauso gut in einem Kochbuch abgedruckt sein können. Die rote Paprika, die blass
gelben Nudeln und der grüne Schnittlauch – es sah fast aus wie ein Gemälde.
    Vorsichtig hob ich meine Gabel. Ob es
auch so gut schmeckte, wie es aussah? Immerhin hatte ich es gekocht und nicht
er, da konnte man sich nicht sicher sein. Der erste Happen wanderte in meinen
Mund und mit jedem Bissen breitete sich ein anderer Geschmack auf meiner Zunge
aus – es schmeckte wundervoll.
    Robert saß einfach da und sah mir
dabei zu, wie ich binnen kürzester Zeit einen Teller verschlang. Er schien auf
einmal beruhigter zu sein, als zuvor. Als ich mir nochmals Nachschub auftat
unterbrach er meine stille Fressorgie.
    »Du kannst das Ganze auch mit
Kartoffeln machen oder statt dem Hähnchen Hackfleisch anbraten. Wenn dir mal
eher nach etwas Fruchtigem ist, dann nimm statt der Sahne etwas Wasser und
passierte Tomaten. Und wenn es mal etwas dekadenter sein soll, kannst du auch
Muscheln kurz in der Soße mitkochen lassen. Bloß nicht zu lange, sonst werden
sie wie Gummi.« Er
schien völlig in sein Rezeptreferat vertieft zu sein und bemerkte dabei nicht,
dass ich ihn anstarrte.
    »Warum erzählst du mir das alles?«
    Er seufzte. »Weil ich geschworen
habe, für dich zu sorgen«, und auf einmal legte sich ein trauriger Schatten
über sein Gesicht.
    »Ich kann mir das eh nicht alles
merken. Du wirst mir beim nächsten Mal wieder helfen müssen. Ich weiß kaum
noch, was da für Gewürze reingekommen sind« , kicherte ich.
    Doch als ich in seine Augen sah, war
mir nicht mehr zum Lachen zumute.
    »Emilia, ich werde nicht wiederkommen.«
    Seine Worte waren vernichtender als
jeder Schlag und mein Magen verkrampfte sich zu einem bleischweren Klumpen.
    »Sag, dass das nicht wahr…« Meine
Stimme versagte.
    Er wand seinen Blick ab und stand
auf.
    »Du hattest Recht, mit dem was du
letzte Woche gesagt hast.«
    »Nein, NEIN, das war – es ist mir so
raus – nichts davon ist…«, stammelte ich. Er hob nur die Hand.
    »Ich bin gegangen und ich hätte nicht
wieder kommen sollen.«
    »NEIN, Robert!!« Ich schrie es fast
und spürte, wie ich bereits begann zu hyperventilieren. »Du darfst nicht – sag
sowas nicht… Bitte!«
    Ich konnte ihn nun kaum noch sehen,
so viele Tränen schossen mir in die Augen - alles verschwamm hinter einem wässrigen
Schleier. Und im gleichen Augenblick verstand ich, was das hier alles sollte.
Er hatte geschworen für mich zu sorgen, aber weil er es in der Zukunft nicht
tun würde, hatte er zumindest versucht dafür zu sorgen, dass ich es selbst
konnte.
    »Ich habe meine Entscheidung schon
getroffen. Nichts was du einwenden kannst, wird daran etwas ändern. Du musst
dein Leben weiter leben und im Moment hindere ich dich nur daran.«
    Er klang auf einmal ganz kalt –
gefühlslos und kalt – als würde er mit irgendjemandem reden.
    »Und das ich dich liebe? ZÄHLT DAS
NICHTS? Und das die letzten Tagen mit dir die einzig sinnvollen in meinem Leben
waren? ZÄHLT DAS NICHTS?«
    »Emilia, ich muss gehen. Es tut mir
sehr leid. Das musst du mir glauben. Und ich würde es gern ungeschehen machen,
dass ich mich wieder in dein Leben eingemischt habe.« Er war nur noch aus Stein – seine
Stimme, sein Gesicht – ein kalter, eisiger Brocken. »Ich werde alles in
meiner Macht stehende tun, damit du mich vergessen kannst.«
    »NEEEEIIIIN! HAST DU MICH NICHT
GEHÖRT??!! ICH LIEBE DICH!!! ICH BRAUCHE DICH!!!«
    Ich schrie mir die Seele aus dem
Leib, als wär er kilometerweit entfernt, in der Hoffnung, dass eines meiner
Worte zu ihm durchdringen würde.
    »Versprich mir, dass du auf dich
aufpassen wirst und nimm dich vor Bussen in Acht.«
    »ROBERT! NICHT, ICH…«
    »Es tut mir leid«, sagte er, mehr nicht.
    Er flackerte kurz auf – und dann war
er weg.
    »ROBERT!!!«, schrie ich, doch nichts
änderte sich.
    Er war weg. Einfach gegangen.
    Ich bekam keine Luft mehr. Ich spürte
meine Beine nicht mehr. Mein Herz setzt aus – und dann war alles schwarz.
    * * *
    Als ich aufwachte, lag ich auf dem
Küchenboden und es war stockfinster.
    »Robert«, flüsterte ich. Aber ich
bekam keine Antwort – da war nichts außer das Geräusch meines eigenen Atems.
    Ein unerträglicher Schmerz breitete
sich in meinem Körper aus. Er zerfraß mich von innen heraus und ich wartete

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