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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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ihr. Sie, die es nicht einmal ertrug, bei ihrem
richtigen Namen genannt zu werden – Maria, der Name der heiligen Mutter. Aber
wir waren keine Heiligen, bei weitem nicht.
    Johann stand mit verschränkten Armen
auf der anderen Seite und schien der Szenerie keinerlei Aufmerksamkeit zu
schenken. Warum auch? Wer war er überhaupt? Ein Söldner? Jemand, der sich aus
freiem Willen einer Gruppe angeschlossen hatte und doch immer allein war?
    Sie waren sich bei einem Auftrag
begegnet, so hatte es mir zumindest Richard erzählt. Es gab nur ein Opfer –
etwas wenig für drei, aber es konnte reichen, um den ersten Hunger zu stillen.
Richard und Ria waren damals als erste angekommen, Johann kurze Zeit später.
Man hatte sich geeinigt. Etwas, dass für unsere Art nicht selbstverständlich
war. Er sprach niemals darüber, was wirklich seine Beweggründe gewesen waren, warum
er sich ihnen angeschlossen hatte. Auch sonst sprach er nicht viel. Aber bei
seiner Statur, die der eines jungen Schwarzeneggers glich, musste man
wahrscheinlich auch nicht viel sagen. Sein Körper sprach für sich selbst.
    Noch immer schwebte der Zettel vor
meiner Nase, ein altes Pergament und vor allem kein Gewöhnliches. Richard war
entschlossen, mich diesmal nicht entkommen zu lassen.
    »Ich habe dir lange genug Zeit
gelassen. Du wirst dich uns anschließen und wenn ich dich höchst persönlich
hier herausschleppen muss.« Er würde es wahr machen oder vielmehr Johann dazu
missbrauchen, seinen Drohungen Nachdruck zu verleihen.
    »Lange genug Zeit? Ein Woche nennst
du ausreichend Zeit? Nachdem was du von mir verlangt hast?!!« Wie konnte er es
nur wagen, mit mir über den richtigen Zeitpunkt zu reden? Ausgerechnet er!
    Ich umklammerte die beiden Lehnen des
Sessels und stützte mich darauf ab, um aufzustehen. Meine Beine waren nicht so Willens
wie mein Geist, Richard erhobenen Hauptes gegenüber zu treten. Nur widerwillig
waren sie bereit, mein Gewicht zu tragen.
    »Lasst uns allein«, raunte Richard
den anderen beiden zu.
    Ihnen hingegen schien der Gedanke daran
überhaupt nicht zu gefallen. Doch während Johann sich in sein Schweigen hüllte,
hielt Ria mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg.
    »Aber Richard, die Namen. Sie sind
schon fast schwarz. Wenn wir uns nicht beeilen, dann -«
    »Maria! Sofort.« Obwohl seine Stimme
dabei voller Güte war, trafen sie sie wie ein brennendes Schwert. Er war der Einzige
von uns, der ihrem Wunsch nach einem anderen Namen nicht nachkam. Wie so oft
setzte er sich über die Wünsche von anderen hinweg. »Bitte.«
    Sie gehorchten, beide – das war alles
so lächerlich! Sollen sie doch wie eine blinde Herde hinter ihm her traben, ich
würde es nicht tun!
    Einen Augenblick später waren wir
allein. Noch immer versuchte ich mich auf den Beinen zu halten und ließ Richard
dabei keine Sekunde aus den Augen. Konnten es die anderen denn nicht sehen?
Hinter der starken Fassade, hinter den muskulösen Schultern und dem starken
Gesichtszügen verbarg sich ein gebrochener Mann. Ein Mann, der mit sich
haderte, der mit allem haderte und nur durch die Kontrolle anderer seine eigene
Existenz rechtfertigen konnte.
    Ich hatte es bereits bei unserer
ersten Begegnung gesehen, den Zweifel, die Angst, als er über mich gebeugt mein
neues Leben eingeläutet hatte.
    »Willst du mir jetzt wieder erzählen,
dass es der einzig richtige Weg war?« Ich konnte den Spott der meinen Worten
mitklang kaum unterdrücken. Aber ich spürte auch, wie viel Kraft mich diese
Worte kosteten. Nichts war größer, als der Drang mich wieder hinzusetzen. Aber
das würde Schwäche auf meiner und Macht auf seiner Seite bedeuten, eine Macht,
die ich ihm nicht zugestehen wollte.
    Aus dem Augenwinkel konnte ich gerade
noch sehen, wie sein Bein vorschnellte. Er stieß den Sessel, an dem ich mich
krampfhaft festklammerte, beiseite und ich stürzte. Doch noch ehe ich den Boden
berührte, spürte ich seine starken Arme unter meinem Körper und in einer
fließenden Bewegung setzte er mich aufrecht hin.
    »Robert jetzt sieh dich an! Eine
Woche. Mehr Zeit kann ich dir nicht geben, selbst wenn ich es wollte !«
    »Ich werde nicht mitkommen.« Ich
presste die Worte förmlich aus meinen Lungen.
    Abrupt ließ er mich los und brachte
einige Meter zwischen uns. Ich sackte zusammen und schlug hart auf dem Boden
auf. Ein stechender Schmerz durchfuhr meine Schulter, war aber binnen kürzester
Zeit wieder verschwunden. Er hatte Recht. Ich war schwach, sehr schwach sogar.
    Wie lange

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