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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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Schattenseite des Lebens.
    Selbst sie würde mich nicht sehen und
ich spürte wie mein Herz bei diesem Gedanken kurz aussetzte.
    Für sie war ich Luft, ein dunkler
Fleck, eine Sackgasse, keine Zukunft. Aber ich konnte sie sehen und ich
wollte es mehr als alles andere.
    Da war es, das Haus in dem unsere –
ihre Wohnung lag. Im Erdgeschoss auf der rechten Seite, der Balkon zum
Hinterhof hinaus.
    Es brannte noch Licht. Sie war noch
wach, mitten in der Nacht. Sie konnte nicht schlafen – meinetwegen.
    Sollte ich es wirklich tun? Sollte
ich wirklich nach ihr sehen?
    Warum stellte ich mir diese Frage
überhaupt, wo ich doch auch hierbei keine Wahl hatte. Ich musste sehen, dass es
ihr gut ging, zumindest ein bisschen. Ich musste sehen, dass sie keine
Dummheiten machte. Nicht das ich das wirklich befürchtete. Dafür war sie zu
stark, aber ich wollte Gewissheit.
    Mit Leichtigkeit erklomm ich das
Balkongeländer, ohne dabei das leiseste Geräusch zu erzeugen. Alles war friedlich
und still.
    Ich spähte hinein und wünschte im
gleichen Augenblick, ich hätte es nicht getan.
    Da lag sie, kauerte auf der Couch,
zusammengerollt, ihr Blick starr nach vorn gerichtet, die Augen leer. Und sie
war verletzt. Eine große Platzwunde prangte auf ihrer Stirn und ich sah das
Blut an ihren Knien.
    Was hatte ich nur getan?
    Ich hätte es ihr erklären müssen, ich
hätte ihr sagen müssen, warum wir uns nicht mehr sehen konnten. Aber ich war
einfach gegangen.
    Was Richard und Ria wohl getan
hatten, damit sie mich endgültig vergessen würde, vergessen konnte? Ich hoffte mehr
als alles andere auf der Welt, dass es bald so weit sei. Sie so zu sehen, so
apathisch, so weggetreten, so hilflos – es war mehr als Folter.
    Das Fenster war zu, das Fenster zu
ihr, das es mir erlaubt hatte, einige wenige kostbare Momente mit ihr zu verbringen.
Das Fenster, dass mich in ihr Bewusstsein ließ, in dem ich mich zeigen konnte,
in dem sie mich sah.
    Warum nur war ich zu ihr zurückgekehrt?
Warum hatte ich es nicht dabei bewenden lassen?
    Sie war auf dem Weg der Besserung
gewesen. Sie hatte mich beerdigt, sie hatte versucht weiter zu leben und ich
war in ihr Leben getreten und hatte damit alles nur noch schlimmer gemacht.
    Ich war ein Monster, hatte nur an
mich selbst gedacht. Daran, dass ich nicht ohne sie weiter leben konnte. Doch
sie konnte nicht mit mir leben. Ich hatte sie in Gefahr gebracht, in Lebensgefahr.
Sie hätte sterben können!
    Die anderen unserer Art hatten
keinerlei Skrupel. Schon einmal hatten sie es versucht und da wussten sie noch
nicht, wer sie wirklich war. Wenn jemand von ihrer Existenz, von der Verbindung
zu mir erfahren würde, wäre dies mehr als nur eine Einladung. Sie würden sie
töten, egal ob es an der Zeit war oder nicht. Alles nur um mir zu schaden, um
mich aus dem Weg zu räumen, damit mehr für sie selbst übrig blieb.
    Und jetzt lag sie da, halb tot und
ich konnte nichts mehr für sie tun. Ich konnte nicht bei ihr sein, ich konnte
ihr nicht helfen. Ich konnte das, was ich getan hatte, nicht wieder gut machen.
Ich konnte nur auf sie aufpassen, über sie wachen, auch wenn sie es nicht
wissen würde.
    Ich würde ein unsichtbarer Schatten
an ihrer Seite sein, für immer und länger.

Kapitel 16
     
    Da standen sie und sahen wie ein
Abholungskommando aus. Die drei hatten ihre schwarzen Mäntel angezogen, dessen
Geruch nach altem Leder sich sofort in meiner Nase festsetzte.
    »Es ist an der Zeit«, sagte Richard
und reichte mir die Liste. »Es sind über zehn Neue aufgetaucht und du wirst
diesmal nicht fehlen.« In seiner Stimme lag großer Nachdruck. Wie ein tadelnder
Lehrer hatte er sich vor mir aufgebaut und wurde rechts und links von den
anderen beiden flankiert.
    Also ging das wieder los. Die endlose
Diskussion darüber, dass ich sie auf die Jagd begleiten würde. Die Jagd – es
klang fast so, als würde uns ein kleiner freudiger Ausflug erwarten. Aber es
war weit mehr als das und mit Freude und Spaß hatte dies am Wenigsten zu tun.
    »Ich werde nicht mitkommen«,
erwiderte ich und sah zu ihnen auf. Kurz ließ ich meinen Blick auf jedem der
drei Gesichter ruhen.
    Wann würden sie endlich begreifen,
dass ich das hinter mir gelassen hatte?
    Ich sah, wie Wut in Rias Augen
aufblitzte. Mal wieder war sie stark damit beschäftigt, ihr spanisches
Temperament zu zügeln. Aber sie wollte sich keine Blöße geben – nicht vor
Richard. Wie fadenscheinig das doch alles war. Wollte sie mich belehren?
Es war anmaßend, vor allem von

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