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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Geburtstag eingeladen. Die Chicagoer Gesellschaft war eine große, exklusive Clique, und die erwachsenen Mitglieder hielten es naturgemäß für ihre Pflicht, diese Exklusivität zu wahren und gleichzeitig ihre Kinder zu integrieren. Merediths Vater bildete dabei die große Ausnahme: Einerseits ging es ihm darum, daß Meredith den ihr zustehenden Platz in der Gesellschaft erhielt, andererseits aber wollte er vermeiden, daß sie von anderen Kindern »verdorben« würde, deren Eltern weniger streng waren als er.
    Meredith überstand den Empfang ohne Schwierigkeiten und ging dann zu den elegant gedeckten Tischen hinüber. Da Platzkarten aufgestellt waren, holte sie heimlich die Brille aus ihrer Tasche und linste verstohlen auf jede Karte. Als sie am dritten Tisch endlich ihren Namen gefunden hatte, mußte sie feststellen, daß sie an einem Tisch mit Kimberly Gerold und Stacey Fitzhugh saß, zwei Mädchen, die mit ihr zusammen als »Elfen« bei dem Krippenspiel aufgetreten waren. »Hallo, Meredith«, sagten die beiden gleichzeitig und musterten sie so herablassend, daß Meredith sich plump und ungeschickt vorkam. Dann wandten sie ihre Aufmerksamkeit wieder den beiden Jungen zu, die neben ihnen saßen. Das dritte Mädchen am Tisch war Parkers jüngere Schwester Rosemary, die zur Begrüßung nur beiläufig in Merediths Richtung nickte und dann ihrem Tischherrn etwas ins Ohr flüsterte, woraufhin dieser das Gesicht zu einem breiten Grinsen verzog, während sein Blick wie zufällig auf Meredith haften blieb.
    Verzweifelt bemüht, den Eindruck zu verdrängen, daß Rosemary über sie gesprochen hatte, setzte Meredith ein strahlendes Lächeln auf und gab vor, die rot-weiße Weihnachtsdekoration zu bewundern. Der Stuhl zu ihrer Rechten war und blieb leer, weil, wie sie später herausfand, der junge Mann, der hier sitzen sollte, erkrankt war. Für Meredith bedeutete dies, daß sie keinen Tischherrn hatte.
    Das Dinner schritt fort, ein Gang folgte auf den anderen, und automatisch wählte Meredith die jeweils richtigen Teile des Silberbestecks. Derart förmliche Abendessen waren bei ihr zu Hause ebenso üblich wie bei vielen anderen Eppingham-Schülern, und so lenkte sie nicht einmal dies von dem schrecklichen Gefühl der Isolation ab, während sie beiläufig dem Gesprächsverlauf folgte. Die anderen sprachen über die neuesten Kinofilme.
    »Hast du den gesehen, Meredith?« fragte Steven Mormont, der sich recht spät an Miss Eppinghams Weisung erinnerte, jeden am Tisch in die Unterhaltung mit einzubeziehen.
    »Nein - leider nicht.« Sie mußte nichts weiter sagen, denn in diesem Augenblick begann das Orchester zu spielen, und die Trennwand wurde entfernt, was bedeutete, daß die jungen Herrschaften nun allmählich ihre Tischkonversation zum Abschluß bringen und dann langsam in den Ballsaal hinüberschlendern sollten.
    Parker hatte versprochen, während des Balls vorbeizuschauen, und nachdem seine Schwester hier war, wußte Meredith, daß er kommen würde. Abgesehen davon feierte seine Studentenverbindung in einem der anderen Ballsaäle, also war er sicher hier im Hotel. Sie stand auf, strich sich das Haar glatt, überzeugte sich, daß sie den Bauch eingezogen hatte und ging in Richtung Ballsaal.
    Die nächsten zwei Stunden kam Miss Eppingham ihrer Pflicht als perfekte Gastgeberin nach, mischte sich zwischen die Gäste und sorgte dafür, daß niemand ohne Gesprächs oder Tanzpartner blieb. Meredith beobachtete, wie sie einen widerwilligen Jungen nach dem anderen auf sie zuschob, damit er sie zum Tanz aufforderte.
    Gegen elf Uhr hatte sich die Gesellschaft in kleine Grüppchen aufgeteilt, und die Tanzfläche war noch lange nicht leer - nicht zuletzt dank der altmodischen Tanzmusik, die die Kapelle spielte. Meredith gehörte zu den vier Paaren, die noch tanzten, und ihr Partner Stuart Whitmore sprach angeregt davon, daß er eines Tages in die Anwaltskanzlei seines Vaters eintreten werde. Wie Meredith war er eher ernsthaft und klug, und Meredith mochte ihn lieber als alle anderen anwesenden Jungen, vor allem deshalb, weil er von sich aus mit ihr hatte tanzen wollen. Sie lauschte Stuarts Reden, die Augen auf die Eingangstür des Ballsaales geheftet, als plötzlich Parker mit zwei seiner Kommilitonen in der Tür stand. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie feststellte, wie gut er in dem schwarzen Smoking aussah; sein dichtes, sonnengebleichtes Haar und der braungebrannte Teint taten sein Ihriges. Er stellte alle Anwesenden, seine

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