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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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ist auf einer Vorstandssitzung«, antwortete Meredith, und da sie annahm, daß Lisa von dem Thema Bancroft & Company genauso fasziniert sein würde wie sie es war, fuhr sie fort: »Die Punkte, die auf der Tagesordnung stehen, sind wirklich spannend. Zwei Vorstandsmitglieder sind dafür, daß Bancroft's in andere Städte expandiert. Der Leiter des Finanzwesens hält das für unverantwortlich, aber die zuständigen Geschäftsführer sind der Ansicht, daß das zusätzliche Käuferpotential die Unkosten mehr als wettmachen wird.«
    »Ich verstehe immer nur Bahnhof«, sagte Lisa, deren Aufmerksamkeit schon wieder einer großen Dieffenbachia galt, die in einer Ecke des Zimmers stand. Sie zog den Blumentopf ein Stückchen vor, und die Wirkung dieser kleinen Änderung war verblüffend.
    »Auf welche Schule gehst du nächstes Jahr?« fragte Meredith, die ihr völlig verändertes Schlafzimmer bewundernd musterte, und dachte, wie ungerecht es doch wäre, daß Lisa nicht aufs College gehen könne und daß ihr Talent verkümmern würde.
    »Kemmerling High School«, antwortete Lisa.
    Meredith zuckte zusammen. Sie kam auf ihrem Schulweg nach St. Stephen's an Kemmerling vorbei. St. Stephen's war alt, aber sehr gepflegt. Kemmerling dagegen war eine große, häßliche und heruntergekommene staatliche Schule, deren Schüler sehr ungepflegt und ärmlich aussahen. Ihr Vater hatte immer wieder betont, daß man eine hervorragende Ausbildung nur an einer hervorragenden Schule erhalten könne.
    Lange nachdem Lisa eingeschlafen war, nahm in Merediths Kopf eine Idee Gestalt an, die ihr nach längerem Nachdenken als durchaus realisierbar erschien. Sie würde ihr Vorgehen sehr genau planen - genauer als irgend etwas anderes, abgesehen von den Verabredungen mit Parker, die jedoch immer nur in ihrer Phantasie stattfanden.

5
    Am nächsten Morgen wurde Lisa von Fenwick nach Hause gefahren, und Meredith ging hinunter ins Speisezimmer, wo ihr Vater die Zeitung las und mit dem Frühstück auf sie wartete. Unter normalen Umständen hätte sie neugierig nach dem Ergebnis des gestrigen Abends gefragt, aber heute hatte sie etwas Dringenderes im Kopf. Sie setzte sich auf ihren Stuhl, sagte Guten Morgen und startete dann ihren Angriff, solange er noch in die Zeitungslektüre vertieft war. »Hast du nicht immer gesagt, daß eine gute Erziehung unerläßlich ist?« begann sie. Als er geistesabwesend nickte, fuhr sie fort: »Und hast du nicht auch gesagt, daß viele staatliche Schulen zuwenig und vor allem schlechte Lehrer haben?«
    »Ja«, antwortete er, wiederum nickend.
    »Und hast du mir nicht erzählt, daß die Bancroft-Stiftung Bensonhurst seit Jahrzehnten finanziell unterstützt?«
    »Mmmm«, murmelte er und blätterte um.
    »Also«, Meredith versuchte, ihre wachsende Erregung nicht zu zeigen, »in St. Stephen's habe ich ein nettes Mädchen aus einer sehr gläubigen Familie kennengelernt. Sie ist außerordentlich talentiert und will Innenarchitektur studieren, aber sie muß auf die Kemmerling-Schule gehen, weil ihre Eltern es sich nicht leisten können, sie auf eine bessere Schule zu schicken. Ist das nicht traurig?«
    »Mmmm«, antwortete er wieder und runzelte über einen mißliebigen politischen Artikel die Stirn. Kandidaten der Demokratischen Partei war er nicht gerade wohlgesonnen.
    »Würdest du nicht auch sagen, daß es tragisch ist, daß so viel Begabung und Intelligenz und - und Ehrgeiz einfach verkümmern sollen?«
    Ihr Vater hob seinen Blick von der Zeitung und sah sie überrascht an. Mit zweiundvierzig war er ein attraktiver, eleganter Mann mit stahlblauen Augen und braunem Haar, das sich an den Schläfen leicht silbrig färbte. »Was willst du damit sagen, Meredith?«
    »Ich spreche von einem Stipendium. Wenn Bensonhurst keine vergibt, könntest du sie doch bitten, einen Teil des von uns gestifteten Geldes dafür zu verwenden.«
    »Und ich könnte auch gleich dazusagen, daß dieses Stipendium an jenes Mädchen zu vergeben ist, von dem du mir gerade erzählt hast - das willst du doch damit bezwecken, oder?« Aus seinem Munde klang es, als ob sie etwas Unehrenhaftes verlangt hätte, aber sie wußte, daß ihr Vater gewohnt war, seine Macht und seine Beziehungen skrupellos immer und überall einzusetzen, wenn es ihm nützlich erschien. Dazu hatte man schließlich Macht, das hatte er ihr viele hundertmal erzählt.
    Sie nickte leicht, und ein Lächeln spielte um ihre Augen. »Ja.«
    »Ich verstehe.«
    »Du wirst niemand finden, der ein

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