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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Läuten wurde lauter. Es war nicht der melodische Klang der Glocken des hohen Kirchturms der Stadt, auch nicht das schrille Klingeln aus dem gegenüber gelegenen Feuerwehrhaus.
    »Hey, Farrell, sind Sie da drin?« Läuten.
    Ganz sicher war er »da drin«. In ihr, kurz vor der Explosion. Läuten.
    »Verdammt, Farrell ...« Läuten. »Wo zum Teufel...« - läuten - »sind Sie?« Ganz allmählich dämmerte es ihm: Draußen bei den Zapfsäulen zog jemand wie verrückt an der Klingelschnur, die ins Innere der Tankstelle führte, und rief seinen Namen.
    Laura erstarrte, einen unterdrückten Schrei auf den Lippen. »O mein Gott, da ist jemand draußen.« Zu spät. Er konnte nicht aufhören, wollte nicht aufhören. Er hatte das hier gar nicht erst anfangen wollen, aber sie hatte darauf bestanden und ihn verführt, und jetzt war sein Körper nicht bereit, irgendeine Störung zuzulassen. Er packte sie hart, riß sie mit sich - und dann war es soweit. Einen Augenblick lang gönnte er sich Ruhe, dann setzte er sich auf, wobei er sie zart, aber mit Nachdruck zur Seite schob. Laura zog bereits ihren Rock herunter und richtete ihre Bluse. Er drängte sie hinter einen Stapel runderneuerter Reifen und stand in dem Moment auf, als die Tür aufging und Owen Keenan finsteren Blickes das Tankstellenhäuschen betrat. »Was zum Teufel ist hier los, Matt? Ich habe mir die Seele aus dem Leib gerufen.«
    »Ich habe nur eine kurze Pause gemacht«, antwortete Matt und strich sich mit den Händen durch sein dunkles Haar, das Laura in ihrer ungestümen Leidenschaft völlig zerzaust hatte. »Was wollen Sie?«
    »Ihr Vater ist total besoffen drunten bei Maxime's. Sheriff is' schon unterwegs. Wenn Sie nicht wollen, daß er die Nacht im Kittchen verbringt, sollten Sie ihn lieber da rausholen.«
    Als Owen gegangen war, hob Matt den Mantel Lauras, auf dem sie gelegen hatten, vom Boden auf, schüttelte ihn aus und half ihr hinein. Sie hatte sich von einem Freund hier absetzen lassen, was hieß, daß er sie irgendwohin fahren mußte.
    »Wo hast du dein Auto stehen?« fragte er.
    Sie sagte es ihm, und er nickte. »Ich bringe dich hin, bevor ich meinen Vater abhole.«
    Die Weihnachtsdekoration hing bereits über den Kreuzungen, als Matt die Hauptstraße hinunterfuhr. Die beleuchteten Sterne glitzerten im Schneegestöber. Am Nordende der Stadt hatte man, um das Schild »Willkommen in Edmunton, Indiana; 38 145 Einw.« eine bunte Girlande geschlungen. Aus einem Lautsprecher, den der Elks Club gestiftet hatte, dröhnte »Stille Nacht«. Die Melodie mischte sich mit Tönen von »Jingle Beils«, die aus einem Kunststoffschlitten kamen, der auf dem Dach von Horton's Eisenwarenhandlung aufgestellt war.
    Der leise fallende Schnee und die Weihnachtsbeleuchtung hatten Edmunton auf wundersame Weise verändert. Die in ein schmales Tal gezwängte Kleinstadt wurde bei Tageslicht von den hohen Fabrikschornsteinen zahlloser Stahlwerke dominiert, die in regelmäßigen Abständen dunkle Rauchwolken und Dampf ausstießen. Jetzt verhüllten Schnee und Dunkelheit alles Häßliche. Sie ließen sogar das Südende der Stadt idyllisch erscheinen, wo heruntergekommene Hütten, Leihhäuser und Kneipen und schließlich das im Winter trostlos daliegende Ackerland die ordentlichen Arbeiterhäuschen ablösten.
    Matt lenkte seinen Pritschenwagen in die dunkle Ecke eines Parkplatzes neben Jackson's Kurzwarenhandlung, wo sie ihr Auto stehen gelassen hatte, und Laura preßte sich an ihn. »Vergiß nicht«, sagte sie, während sie ihre Arme um seinen Hals schlang, »heute abend um sieben, unten am Hügel. Damit wir da weitermachen können, wo wir vorhin unterbrochen wurden. Und, Matt, laß dich nicht sehen. Daddy hat das letzte Mal deinen Wagen erkannt und angefangen, ein paar unbequeme Fragen zu stellen.«
    Matt blickte sie an und fühlte plötzlichen Ekel aufkommen. Sie war schön, reich, verwöhnt und egoistisch, und er wußte es. Er hatte sich von ihr sexuell ausnutzen lassen, hatte sich auf heimliche Treffen und verstohlene Rendezvous eingelassen, hatte sich sogar dazu bereitgefunden, im verborgenen auf sie zu warten, anstatt sie an der Vordertür abzuholen, wie es ihre anderen - gesellschaftlich höher stehenden - Freunde zweifellos taten.
    Außer jener starken gegenseitigen sexuellen Anziehungskraft verband die beiden absolut gar nichts. Laura Fredericksons Vater war der reichste Einwohner von Edmunton, und sie hatte gerade mit dem Studium an einem vornehmen College in Neuengland

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