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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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erfüllte sie, eine fast schon schmerzhafte Süße durchzog ihr Herz. »Du darfst nicht weinen«, flüsterte sie, und während ihr selber die Tränen über die Wangen liefen, hob sie die Hand und streichelte sanft sein Gesicht. »Jetzt ist ja alles vorbei. Dein Vater hat mir die Wahrheit gesagt. Deshalb bin ich hergekommen ... Ich mußte dir einfach erzählen, was wirklich passiert ist. Ich mußte dich einfach um Verzeihung bitten ... «
    Matt lehnte den Kopf zurück, schloß die Augen und schluckte, um den Kloß zu beseitigen, der ihm im Hals saß. »Um Verzeihung bitten?« wiederholte er abgehackt. »Wofür denn?«
    »Dafür, daß ich dich all die Jahre gehaßt habe.«
    Er zwang sich, die Augen zu öffnen und blickte hinunter in ihr wunderschönes Gesicht. »Du kannst mich unmöglich mehr gehaßt haben, als ich mich in diesem Moment selbst hasse.«
    Meredith schlug das Herz höher, als sie die Reue in seinen Augen sah; er war ihr immer so unverwundbar erschienen, daß sie ihn keiner tieferen Gefühle für fähig hielt. Vielleicht waren auch ihre Jugend und Unerfahrenheit dafür verantwortlich gewesen. Aber gleichgültig, was es auch gewesen war, jetzt ging es nur darum, ihn zu trösten. »Es ist vorbei.
    Denk nicht mehr daran«, sagte sie sanft und schmiegte sich an seine breite Brust. Aber das war ein unsinniger Vorschlag, denn während des Schweigens, bevor er wieder sprach, konnten beide an nichts anderes denken. »Hattest du große Schmerzen, als es passierte?« fragte er schließlich.
    Meredith wollte ihn schon bitten, doch nicht mehr davon zu sprechen, aber unbewußt merkte sie, daß er sie auf diese Art bat, ihn jetzt an dem teilhaben zu lassen, was er schon vor Jahren mit ihr hätte teilen sollen. Gleichzeitig bot er ihr so eine verspätete Chance, sich bei ihm den Trost zu holen, den sie damals so dringend gebraucht hätte. Und Meredith erkannte, daß sie sich auch jetzt noch danach sehnte. Sie schmiegte sich in seine Arme und spürte, wie er beruhigend ihren Rücken streichelte - und auf einmal war sie nicht mehr neunundzwanzig; sie war achtzehn, und er war sechsundzwanzig, und sie war in ihn verliebt. Er bot ihr Stärke, Sicherheit und Hoffnung. »Ich schlief, als es anfing«, begann sie. »Irgend etwas weckte mich, ich fühlte mich so komisch und knipste das Licht an. Als ich auf das Bett blickte, sah ich, daß die Laken blutdurchtränkt waren, und ich schrie.« Sie hielt inne und zwang sich dann fortzufahren. »Mrs. Ellis war gerade an diesem Tag aus Florida zurückgekommen. Sie hörte mich und weckte meinen Vater, und irgend jemand hat einen Krankenwagen gerufen. Und dann fingen die Schmerzen an, und ich bat meinen Vater, dich anzurufen, doch da kamen schon die Sanitäter. Ich erinnerte mich, wie sie mich auf einer Bahre aus dem Haus trugen. Sie rannten. Und ich erinnere mich an das Sirenengeheul. Ich wollte mir die Ohren zuhalten, um es nicht hören zu müssen, aber sie gaben mir eine Spritze, und der eine Sanitäter hielt meine Arme fest.« Meredith holte tief Luft; sie war sich nicht sicher, ob sie weitersprechen konnte, ohne wieder in Tränen auszubrechen, aber Matts Hand fuhr ihren Rücken entlang und preßte sie gegen seinen Körper, und so fand sie die Kraft, fortzufahren. »Das nächste, an das ich mich erinnere, ist das rhythmische Piepsen einer Maschine, und als ich die Augen aufmachte, sah ich, daß ich in einem Krankenhausbett lag mit allen möglichen Plastikschläuchen am Körper und an einen Apparat angeschlossen, der meinen Herzschlag auf einem Monitor wiedergab. Es war Tag, und jede Menge Ärzte und Schwestern standen um das Bett herum. Ich fragte sie nach dem Baby, und sie antworteten, daß mein Arzt schon auf dem Weg zu mir sei und daß alles wieder in Ordnung käme. Ich wußte, daß sie mich belogen. Und ich bat ... nein«, verbesserte sie sich mit einem traurigen Lächeln, legte den Kopf in den Nacken und sah ihn an, »ich befahl ihnen, daß sie dich zu mir lassen sollten, weil ich wußte, daß sie es nicht wagen würden, dich anzulügen.«
    Er versuchte zurückzulächeln, aber seine gequälten grauen Augen blieben ernst, und sie schmiegte ihre Wange an seine Brust. »Sie sagten mir, du seist nicht da, und dann kam mein Arzt, und dann mein Vater, und alle anderen verließen das Zimmer ...«
    Meredith hielt inne; die Erinnerung an das, was nun kam, war zu schmerzhaft. Als ob er ihre Gefühle ahnte, legte Matt seine Hand auf ihre Wange und drückte ihren Kopf gegen seine Brust.

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