Schatten der Liebe
sachlich: »Würdest du mir freundlicherweise erklären, warum du auf einmal beschlossen hast, daß das ganze Wochenende ein hinterlistiges Komplott von mir sein soll?«
»Sagen wir einfach, mit meiner Gesundheit ist auch mein Verstand zurückgekehrt«, antwortete er kurz. Zehn Minuten lang versuchte Meredith immer wieder, ein Gespräch in Gang zu bringen, aber es scheiterte an seinen knappen Antworten; dann aßen sie schweigen. Sobald er aufgegessen hatte, stand er auf und sagte, er werde jetzt die Sachen im Wohnzimmer einpacken.
Mutlos und enttäuscht blickte Meredith ihm nach, dann begann sie automatisch damit, die Küche sauberzumachen. Als der letzte Teller gespült und weggeräumt war, ging sie ins Wohnzimmer. »Hier gibt es eine Menge zu packen«, sagte sie, entschlossen, ihn irgendwie freundlicher zu stimmen. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
Matt hörte die leise Bitte in ihrer Stimme, und sein Körper reagierte mit einer neuen Woge von Begierde, als er sich aufrichtete und sie ansah. Du könntest mit mir nach oben gehen und mir deinen köstlichen Körper anbieten. »Mach, was du willst«, knurrte er.
Meredith ging nach oben, um dort aufzuräumen, und verbrachte Stunden damit, Bücher und Kleinkram in Kartons zu verstauen, während er in den unteren Räumen und im Keller herumhandtierte.
Irgendwann gegen Mittag kam er schließlich zu ihr in Julies Zimmer, wo Meredith alte Fotoalben in einen Karton legte. »Pack deine Sachen. Irgendwie werde ich deinen Wagen starten.«
Meredith fuhr herum. Sein eisiger Ton macht ihre Hoffnungen auf eine Rückkehr zur gestrigen harmonischen Stimmung endgültig zunichte. Ihren ganzen Mut zusammennehmend, wickelte sie langsam das letzte Album in Zeitungspapier ein. Jetzt, da es Zeit war, ihm von der Fehlgeburt zu berichten, erwartete sie von ihm nichts anders mehr als ein nonchalantes: »Ehrlich gesagt, meine Liebe, ist mir das völlig gleichgültig.« Nachdem sie einen halben Tag lang seinen Sarkasmus und sein frostiges Schweigen über sich hatte ergehen lassen müssen, waren ihre Nerven bis zum Zerreißen gespannt. Mit großer Sorgfalt legte sie das Album zu den anderen in die Schachtel, dann richtete sie sich auf und blickte ihm ins Gesicht. »Bevor ich fahre, muß ich dir noch etwas sagen.«
»Ich bin nicht interessiert«, entgegnete er bissig und kam näher. »Beeil dich.«
»Ich gehe nicht, bevor ich dir erzählt habe, warum ich wirklich gekommen bin!« sagte sie, schrie dann aber leise auf, als er sie am Arm packte.
»Meredith«, schnappte er, »laß das und verschwinde!«
»Es geht nicht«, stieß sie hervor, während sie ihren Arm losriß. »Ohne Schlüssel kann ich nicht fahren!« Und da sah er ihn: den kleinen Koffer neben dem Bett. Matt wußte nicht mehr viel über den Abend, an dem sie gekommen war, aber eines wußte er mit absoluter Sicherheit: das sie keinen Koffer getragen hatte, als sie aus dem Auto gestiegen war. Der Schock bei diesem Augenblick wäre ihm garantiert in Erinnerung geblieben. Ihr Wagen war angeblich verschlossen, und doch hatte sie es fertig gebracht, einen Koffer herauszuholen! Er machte auf dem Absatz kehrt, nahm ihre Handtasche von der Kommode und leerte sie kurzerhand aus. Direkt auf ihrer Brieftasche, neben dem Lippenstift und Taschenspiegel, landete ein Satz Reserveschlüssel. »So«, sagte er mit samtweicher Stimme, »du hast also keine Schlüssel?«
Vor lauter Verzweiflung legte Meredith unbewußt ihre Hand auf seine Brust. »Matt, bitte hör mir zu ...« Sie sah, wie sein Blick auf ihre Hand fiel und sich dann langsam zu ihrem Gesicht hob, und als seine Augen die ihren trafen, veränderte sich ihr Ausdruck. Sie ahnte nicht, daß es die Intimität ihrer Geste war, die dies bewirkt hatte. Er blickte weniger frostig, sein Körper entspannte sich; seine Augen waren nicht länger hart und unnachgiebig, sondern wirkten fast grüblerisch; sogar seine Stimme hatte sich verändert -sie klang jetzt glatt und sanft, wie Seide über blankem Stahl. »Also, Herzchen, schieß los. Ich lausche jedem deiner Worte.«
Merediths sechster Sinn warnte sie, als sie in diese halbgeschlossenen grauen Augen blickte, aber sie war zu entschlossen, endlich die Wahrheit loszuwerden, als daß sie darauf geachtet hätte - oder auch nur bemerkt hätte, daß seine Hände langsam ihre Arme auf und ab glitten. Sie holte kurz Luft und begann dann mit ihrer Rede, die sie den ganzen Vormittag über geübt hatte: »Freitag abend bin ich zu deiner Wohnung gefahren,
Weitere Kostenlose Bücher