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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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»Erzähl es mir«, flüsterte er, und seine tiefe Stimme klang belegt vor Zärtlichkeit und Trauer. »Ich bin ja hier, und es darf diesmal nicht mehr so weh tun.«
    Meredith glaubte ihm. Ihre Hände glitten hinauf zu seinen Schultern, instinktiv klammerte sie sich an ihn, doch neue Tränen schossen ihr in die Augen und raubten ihr fast die Stimme. »Dr. Arledge sagte mir, daß wir ein kleines Mädchen gehabt hätten und daß alles Menschenmögliche getan worden sei, um es zu retten, aber es war unmöglich - weil sie zu klein war.« Die Tränen liefen ihr nun in hellen Strömen übers Gesicht. »Zu klein!« wiederholte sie nach einem herzzerreißenden Schluchzer. »Ich dachte immer, kleine Mädchen müßten klein sein. Klein ist ein so - schönes Wort...«
    Sie spürte, wie Matts Finger sich in ihren Rücken gruben, und irgendwie gab ihr die Stärke seiner Reaktion wieder Kraft. Mit einem tiefen Atemzug schloß sie: »Weil sie so klein war, konnte sie nicht richtig atmen. Dr. Arledge fragte mich, was ich machen wolle, und als ich merkte, daß er wissen wollte, ob ich die Absicht habe, sie taufen und - beisetzen zu lassen, flehte ich ihn an, mich mit dir sprechen zu lassen. Mein Vater war unglaublich wütend auf ihn, weil er mich so aufgeregt hatte, und er erzählte mir, daß du ein Telegramm geschickt hättest, aber nicht da seist. Dr. Arledge sagte, daß ich mich rasch entscheiden müsse. Und deshalb beschloß ich « - sie sah ihm in die Augen »sie Elizabeth zu nennen, weil ich mir gedacht habe, daß dir das gefällt, und ich habe meinem Vater gesagt, daß man viele rosa Rosen auf ihr Grab legen soll. Und ich wollte eine Karte, auf der stand >Wir haben dich geliebt<.«
    Matts Stimme klang rauh. »Danke«, flüsterte er, und plötzlich bemerkte sie, daß die Nässe ihrer Wangen nicht nur von ihren Tränen herrührte, sondern auch von seinen.
    »Und dann habe ich gewartet«, sagte sie mit einem traurigen Seufzen. »Dann habe ich auf dich gewartet, weil ich dachte, daß alles irgendwie besser werden würde, wenn du bei mir bist.« Binnen weniger Sekunden, nachdem sie alles erzählt hatte, kam es Meredith bereits so vor, als sei eine riesige Bürde von ihrer Seele genommen, und eine ungewohnte Ruhe überkam sie.
    Als Matt endlich sprach, hatte auch er seine Gefühle wieder unter Kontrolle. »Das Telegramm deines Vaters kam drei Tage, nachdem er es abgeschickt hatte. Darin stand, daß du eine Abtreibung vorgenommen hättest und von mir nur noch die Scheidung wolltest, die auch bereits eingereicht worden wäre. Ich bin trotzdem heimgeflogen, und eines eurer Dienstmädchen hat mir erzählt, wo du warst, aber als ich zum Krankenhaus kam, sagten sie mir, daß du mich nicht sehen wolltest. Am nächsten Tag kam ich wieder, mit der Absicht, mich an den Wachleuten des Bancroft-Flügels vorbeizuschmuggeln, aber ich kam gar nicht so weit. Vor dem Krankenhaus fingen mich Polizeibeamte ab, die mir eine gerichtliche Verfügung zeigten, die es mir bei Strafe verbot, auch nur in deine Nähe zu kommen.«
    »Und die ganze Zeit über«, flüsterte sie, »war ich drinnen und habe auf dich gewartet.«
    »Ich schwöre dir«, sagte er beklommen, »wenn ich gewußt hätte, daß auch nur die geringste Chance bestand, daß du mich sehen wolltest, dann hätte mich kein Haftbefehl und keine irdische Gewalt daran hindern können, zu dir zu kommen!«
    Sie versuchte, es ihnen beiden leichter zu machen und konstatierte: »Du hättest mir auch nicht helfen können.«
    Er schien sich zu verkrampfen. »Hätte ich nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Alles Menschenmögliche war für mich bereits getan worden - wie auch für Elizabeth. Es gab nichts, was du hättest tun können.« Meredith war so erleichtert darüber, daß die Wahrheit endlich ans Tageslicht gekommen war, daß sie ihren Stolz einen Augenblick lang vergaß und noch einen Schritt weiter ging. »Siehst du, trotz der Worte, die ich auf die Karte drücken ließ, wußte ich doch in meinem Innersten, was das Baby - und ich - dir wirklich bedeutet haben.«
    »Erzähl es mir«, sagte er knapp, »was habt Ihr mir bedeutet?«
    Überrascht von der plötzlichen Barschheit seiner Worte, legte Meredith den Kopf zurück. Mit einem leichten Lächeln, um zu beweisen, daß sie ihm daraus keinen Vorwurf machen wollte, sagte sie: »Die Antwort darauf ist denkbar einfach. Du hattest uns beide auf dem Hals. Du hast ein einziges Mal mit einer dummen Achtzehnjährigen geschlafen, die sich alle Mühe gab, dich zu

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