Schatten der Liebe
schließlich fort: »... daß es mir eine Ehre ist, Matthew Farrell als Schwiegersohn zu haben!«
Meredith starrte auf die Mattscheibe, wo jetzt die Baseballergebnisse durchgegeben wurden, dann hörte sie auf zu lachen und blickte ihren Mann an. »Ich hatte ihm das Versprechen abgenommen, daß er sich öffentlich bei dir entschuldigt, sobald sich herausstellte, daß du unschuldig bist.« Mit einer unbewußt bittenden Geste legte sie ihre Handfläche an seine Wange. »Könntest du dich nicht vielleicht doch überwinden, die Vergangenheit zu vergessen und versuchen, dich mit ihm anzufreunden?«
Bei sich dachte Matt, daß nichts, was Philip Bancroft tat, die soeben im Fernsehen verlesene Botschaft inbegriffen, das sühnen konnte, was er ihnen beiden in der Vergangenheit angetan hatte, und daß nichts auf der Welt ihn dazu bringen würde, sich mit ihm anzufreunden. Er erwog, ihr das zu sagen, aber als er in die schimmernden blauen Augen seiner Frau blickte, brachte er es nicht übers Herz. »Ich könnte es versuchen«, sagte er statt dessen. Da sie ihn noch immer zweifelnd ansah, fühlte er sich verpflichtet, ihr tatsächlich zu versichern: »Das war eine sehr schöne Rede, die er da gehalten hat.«
Das gleiche dachte auch Caroline Edwards-Bancroft. Sie saß Philip im Wohnzimmer des Hauses gegenüber, in dem sie einst mit ihm gelebt hatte. Als der Sender zu den Sportnachrichten überging, schaltete sie den Videorekorder ab und nahm die Kassette heraus, auf der sie seine Presseerklärung aufgenommen hatte. »Philip«, sagte sie, »das war eine sehr schöne Rede.«
Er reichte ihr ein Glas Wein, blickte sie aber zweifelnd an. »Wie kommst du auf die Idee, daß Meredith das auch so empfinden wird?«
»Weil ich es an ihrer Stelle täte.«
»Natürlich würdest du das tun. Du hast die Rede schließlich geschrieben!«
Caroline trank bedächtig einen Schluck Wein und sah zu, wie er im Zimmer auf und ab lief.
»Meinst du, sie hat es gesehen?« fuhr er sie an.
»Wenn sie es nicht gesehen hat, kannst du ihr ja diese Videokassette bringen. Am besten wäre es freilich, wenn du jetzt gleich zu ihr fahren und Matt und sie bitten würdest, es anzuschauen, während du dort bist.« Caroline nickte. »Ja, genau das solltest du tun.«
Er wurde bleich. »Nein, das könnte ich nicht. Sie haßt mich wahrscheinlich, und Farrell wird mich rauswerfen. Er ist kein Dummkopf. Er weiß, daß ein paar Worte meine Fehler nicht wiedergutmachen können. Eine Entschuldigung von mir wird er nicht akzeptieren.«
»Doch, das wird er«, sagte sie leise, »weil er sie liebt.«
Als er zögerte, drückte Caroline ihm die Videokassette in die Hand und sagte fest: »Je länger du damit wartest, desto schwerer wird es für euch alle. Fahr jetzt zu ihnen, Philip.«
Die Hände in die Hosentaschen gesteckt, seufzte Philip. »Caroline«, sagte er mürrisch, »würdest du mitkommen?«
»Nein«, sagte sie und erschrak innerlich bei dem Gedanken, zum ersten Mal ihrer Tochter gegenüberzustehen. »Außerdem geht mein Flugzeug in drei Stunden.«
Seine Stimme wurde sanft, und sie blickte auf zu dem Mann, in den sie sich vor mehr als dreißig Jahren verliebt hatte. »Du könntest mitkommen, und ich stelle dich unserer Tochter vor.«
Ihr Herzschlag setzte einen Moment lang aus, als er unsere Tochter sagte, dann merkte sie, was er damit bezweckte und schüttelte den Kopf. Lachend sagte sie: »Du bist der raffinierteste Mann, den ich kenne.«
»Ich bin auch der Mann, den du geheiratet hast«, bemerkte er und schenkte ihr eines seiner seltenen Lächeln. »Irgendwelche guten Eigenschaften muß ich folglich gehabt haben.«
Caroline schloß die Augen und versuchte, seine Worte und die Stimme ihres Herzens zu ignorieren, aber beides zusammen war zu viel. »Ruf sie vorher an«, sagte sie zittrig. »Ich habe nicht vor, nach dreißig Jahren ohne Voranmeldung plötzlich in ihr Leben zu platzen. Und sei nicht überrascht, wenn sie mich nicht sehen will«, fügte sie hinzu, nahm den Zettel aus ihrer Handtasche, auf den Matt ihr seine Telefonnummer geschrieben hatte, und gab ihn Philip.
»Wahrscheinlich will sie weder dich noch mich sehen«, sagte er. »Und ich kann es ihr nicht einmal verübeln.«
Er ging zum Telefonieren in das Nebenzimmer und kam so rasch zurück, daß Caroline sicher war, Meredith habe einfach aufgelegt. Sie war bitter enttäuscht und sehr traurig.
»Was hat sie gesagt«, rang sie sich schließlich ab, da Philip kein Wort über die Lippen
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