Schatten der Vergangenheit (German Edition)
nicht weißblond“, stellte Philippe richtig, der gerne einige Minuten alleine mit Lily gewesen wäre.
„Ich nehme an, das ist dein Kunstwerk?“ fragte Alvarez seinen Sohn. Dann sah er das Kind, das völlig still auf dem Bett gesessen hatte.
Selbst Elena nahm es jetzt erst wahr.
„Was macht Peter hier?“ fragte er laut.
„Entführt. Die Nanny sitzt im Cafe“, sagte Philippe.
Alvarez strich dem Jungen über die Haare.
„Mir scheint beinahe so, als würde jedes Jahr einer dazukommen...“
Lily seufzte. Geraldo erinnerte sie wieder daran, dass sie gerade ihr Baby verloren hatte. Sie sah Philippe an.
„Wir sollten Lily jetzt in Ruhe lassen. Kommt, wir werden Peter zu einem Spaziergang verführen“, sagte Philippe, der eine Gelegenheit sah, kurz mit Lily alleine zu sein.
„Gute Idee, wir gehen essen“, schlug Alvarez vor und hob seinen Enkel auf den Arm.
„Was willst du denn essen?“ fragte er den Kleinen.
Elena rollte die Augen.
„Der bekommt Babynahrung, was sonst…“
„Wir warten auf dich in der Eingangshalle, Philippe“, sagte Ben und wollte auch gehen, aber Philippe hielt ihn am Arm fest.
„Warte mal…“
Philippe sah Lily an, die in einem der Magazine blätterte, die ihr David mitgebracht hatte. Vor Lily wollte er nicht mit Ben sprechen. Er wollte Lily damit nicht belasten.
„Ich muss mit dir reden.“
Er zog Ben in das angrenzende Badezimmer und schloss die Türe hinter ihnen.
„Was machen wir hier?“ fragte Ben ein wenig amüsiert.
„Ich habe heute in der Zeitung gelesen, dass Manuel Heldenberg einen tödlichen Autounfall gehabt hat... Was weißt du davon?“ fragte er.
„Solche Unfälle geschehen...“ sagte Benjamin und sah Philippe direkt an. Kein Muskel im Gesicht des Hünen verriet etwas.
„So wie Gordon Peston-Apsens Skiunfall in der Schweiz vor einem Monat?“ fragte Philippe weiter.
„Du weißt, ab einem gewissen Alter sind einige Sportarten nicht mehr sicher.“
Philippe nickte. „Werden anderen Männern aus meiner Vergangenheit merkwürdige Unfälle zustoßen?“ fragte er langsam.
Er war kein Idiot. Er hatte sofort geahnt, dass Ben und seine Freunde dahinter steckten, als die Männer, die ihn gequält hatten, einer nach dem anderen verunglückten.
„Man kann Unfälle nie ausschließen“, sagte Benjamin diplomatisch und drückte Philippes Schulter. Philippe sah ihn direkt an.
„Danke, danke für alles, was du für mich und meine Familie getan hast, Ben.“
„Du brauchst mir nicht zu danken, Phil...“
„Ich tue es trotzdem. Du bist nicht mal Familie und hast für mich all das gemacht...“ „Denk darüber nicht nach, Philippe. Deine Frau braucht dich jetzt.“ Philippe nickte und beide verließen das Badezimmer.
„Ich bin müde“, sagte Lily und legte sich zurück ins Kissen.
Philippe setzte sich ans Bett und griff nach ihrer Hand. Benjamin war leise aus dem Krankenzimmer verschwunden, so leise, als würde er schweben – wohl auch so ein Rest aus Bens Vergangenheit, die er nicht ablegen konnte.
„Ich bin schuld, dass du hier liegst.“
Philippe lehnte sich vor und legte seine Stirn auf ihre.
„Du bist nicht schuld. Ich dachte nicht, dass er schießt – und ich würde es wieder tun.“
Sie drückte seine Hand.
„Ich habe so jemanden wie dich nicht verdient.“
„Du hast vielmehr verdient, Philippe.“
„Ich liebe dich, Lily.“
„Ich dich auch, du untreue Seele.“
Sie lächelte. Philippe küsste ihre Stirn.
„Es tut mir so leid, dass du unser Baby verloren hast.“
„Wir sind noch jung.“
„Weißt du, als du da lagst, in all dem Blut, da dachte ich plötzlich, Henry hätte geschossen.“
Es war einen Moment so gewesen, als wäre ein Geist aus dem Grab zurückgekehrt, wie eine späte Rache.
„Henry ist tot, Philippe. Er kommt nie wieder, nie, nie wieder.“
Sie streichelte die Wange ihres Mannes, die bereits Bartstoppeln hatte.
„Nachts ist er immer da, Lily,“ sagte er mit rauer Stimme.
Er wollte ihr sagen, dass er, so wie er war, ein Produkt dieser Vergangenheit war.
„Ich bin da, Philippe, für immer. Irgendwann wird alles nur noch eine böse Erinnerung sein, so wie meine Narbe.“
„Und wenn nicht? Willst du wirklich mit so einem labilen Idioten wie mir zusammenbleiben? Der dich betrügt, auf den
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