Schatten der Vergangenheit (German Edition)
mit hängenden Schultern und sah ihren Vater an. „Papa.“ Alvarez überlegte nicht lange und kam auf sie zu und umarmte sie herzlich.
„Wir müssen ins Krankenhaus.“
Peter Harting war Ana gefolgt. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass Ana wie eine Gazelle über das Polofeld laufen würde, als die Schüsse fielen und jemand sagte, Philippe sei getroffen worden. Er war sichtlich außer Atem als er Ana erreichte. Er wurde wirklich langsam alt.
„Philippe…was ist geschehen?“ fragte er und sah dem Krankenwagen nach, der mit Sirenen wegfuhr.
„Wir müssen ins Krankenhaus. Lily wurde getroffen“, sagte David. Philippe sah aus, als würde er selbst jeden Moment umkippen.
Ana hielt jetzt Philippes Hand fest.
„Komm, wir fahren ihr nach“, sagte sie zu ihm.
Alvarez’ Chauffeur brachte alle mit Höllentempo ins Krankenhaus. Die ganze Zeit hielt Ana Philippes Hand, der nur vor sich hinstarrte.
„Phil, sie wird wieder. Sie ist eine Neville. Die haben Kreuzzüge überlebt...“ Sie wusste, sie redete Unsinn, aber ihr Gehirn war wie leer. Sie sah nur das Blut vor sich, das viele Blut und sie kämpfte gegen die Übelkeit.
Alvarez telefonierte kurz mit seiner Frau, die mit Alessandro und Caroline in einem Auto zum Krankenhaus fuhr. Dann rief er im Krankenhaus an. Der Rettungswagen war schon eingetroffen und Lily wurde bereits in einen Operationssaal gebracht, erfuhr er.
Er sah seinen Sohn an, der ihm gegenüber in der Limousine saß. Eine Hand hielt Ana fest, die auf ihn einredete. So hatte er sich ein Wiedersehen nicht vorgestellt.
„Was ist mit Lily?“ fragte Peter Harting vorsichtig. Diese wunderschöne Frau sollte nicht sterben. Das hatte sie wirklich nicht verdient. „Sie wird operiert,“ sagte Alvarez ausweichend.
Er sah Peter direkt an. Harting verstand, dass es nicht gut um Lily stand, aber Alvarez wollte das nicht vor Philippe aussprechen.
„Sie ist schwanger“, fügte Alvarez hinzu.
Peter Harting antwortete nicht. Er warf seiner Frau einen Blick zu und griff nach seinem Telefon, um das Kindermädchen anzurufen. Würde das Baby bei so einem Unfall überleben, fragte sich Ana und sah ihren Mann an, der kurz ihre Schulter drückte.
„Sie wird wieder“, sagte er zuversichtlich, aber so jemanden wie Ana konnte man schwer anlügen.
Stundenlanges Warten im Flur. Philippe war Zeit noch nie so lange vorgekommen. Er saß zusammengesunken auf einem Stuhl, umsorgt von der ganzen Familie. Ana wich nicht von seiner Seite, obwohl sie auch ins Bett gehörte, aber niemand hätte Ana von Philippe weggebracht. Ihre Erkältung war wie vergessen, auch wenn sie zwischendurch immer wieder hustete.
Irgendwann sagte sie dann leise: „Was ich damals gesagt habe, war sehr gemein. Es tut mir leid... Ich war so wütend.“
Philippe nickte.
„Wir hätten es dir sofort sagen sollen, dass Philippe dein Halbbruder ist. Es war mein Fehler“, sagte ihr Vater, der sie gehört hatte.
Peter Harting lehnte an der Wand und sagte langsam: „Wäre das Kind von Philippe gewesen, hätte sich für mich nichts geändert. Ich hätte ihn als meinen Sohn anerkannt...“
Alle sahen ihn an und Ana traten Tränen in die Augen. Sie schluckte. Was war sie nur für ein Idiot gewesen. Peter Harting liebte sie, trotz ihrer zahlreichen Fehler...
Alvarez legte seine Hand auf die Schulter von Harting. „Das ist mehr als großzügig. Nicht jeder Mann würde so denken.“
„Ich habe in meinem Leben viele Fehler gemacht.“
Er sah zu Alessandro, der etwas abseits mit Angelo Monteverdi und Vladimir Noschenko stand.
Philippe sah das erste Mal auf.
„Du hast ihm nicht die Hand gebrochen, ich weiß das...“ Harting runzelte die Stirn und schwieg.
„Lass mich raten, es war dieser Perverse!“ rief Alvarez wütend aus.
„Wen meint ihr?“ fragte Ana irritiert. „Henry, meinen Stiefbruder“, sagte Philippe.
„Der hat Alessandro die Hand gebrochen?“ fragte sie ungläubig.
„Ich war es nicht. Ich bin nicht gewalttätig“, sagte Harting ruhig.
Es war ihm peinlich, dass jetzt darüber gesprochen wurde. Er hätte die Angelegenheit am liebsten vergessen, wenn allerdings Ana wieder mit ihrem Vater sprach, dann musste er sich eines Tages mit Alessandro versöhnen. Alessandro gehörte schließlich zur Familie.
„Warum hast du dann nie etwas gesagt?“ fragte Ana.
„Ich weiß nicht. Ich
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