Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
sie, ihre Entschlossenheit untermauernd, ihre Arme vor der Brust und scheint Marc damit ziemlich aus dem Konzept zu bringen, da er sie wahrhaftig für einen Moment nur ungläubig anstarrt, ehe ihn sein Handy aus seiner Trance reißt und er sich zum Telefonieren von uns abwendet. Allerdings herrscht im Geschäft, trotz der gedämpften Hintergrundmusik, eine solch angespannte Regungslosigkeit, dass man jedes einzelne Wort seiner Unterhaltung verstehen kann, auch wenn er versucht, nur gedämpft in den Hörer zu sprechen.
„Was denn? .... Ja, gleich … Bei Lissy … okay … mach ich … ich hab gesagt, ich bin gleich da“, erhebt sich seine Stimme zum Ende des Gespräches und es beruhigt mich beinahe ein bisschen, dass er ganz offensichtlich nicht nur bei mir einen etwas ruppigeren Ton anschlägt, den ich von ihm auch nicht gewohnt bin. Aber was weiß ich schon noch von ihm, außer dass meine Gefühle für ihn keineswegs verblasst sind, sondern sich hingegen noch unkontrollierbar intensiviert haben, was mir den gesamten vermaledeiten Aufenthalt hier auch nicht wirklich einfacher macht.
„Lass mich raten …“, grinst Melissa unerwartet spöttisch, kaum dass Marc sein Telefonat beendet und das Handy wieder in seiner Hose verstaut hat, was mir ein unangenehmes Gefühl beschert, weil ich hier anscheinend irgendwo hineingeraten bin, wo ich lieber nicht wäre. Ich fühle mich zwischen die Fronten gedrängt und habe nicht einmal einen blassen Schimmer, worum es eigentlich geht.
„Halt einfach die Klappe“, klingt Marc jetzt hingegen gar nicht mehr barsch und streitsüchtig, sondern eher erschöpft, was mich ganz klar wieder auf seine Seite schlägt, denn selbst, wenn er nicht gerade nett zu mir war, so würde ich doch niemals wollen, dass es ihm schlecht geht, was Lissy scheinbar überhaupt nicht interessiert.
„Der Bulle muss zur Zucht“, giftet sie ihn, unbeeindruckt von seinem wirklich mitleiderregenden Anblick, an, während ich versuche auf irgendeine Art hinter den Sinn ihrer Auseinandersetzung zu kommen. Doch im selben Augenblick durchschneidet ein erneutes Klingeln das wirklich beeindruckende Blickduell der beiden und zwingt Melissa uns alleine zu lassen, um einen offensichtlich dringend erwarteten Anruf entgegenzunehmen. Nicht ohne mir vorher noch beistehend den Arm zu tätscheln und dann, eifrig diskutierend, mit dem Telefon durch die Tür zum vermeintlichen Lager verschwindet.
Doch noch mehr als dieses ganze Durcheinander verblüfft mich Marc, dessen Gesichtszüge plötzlich wieder ganz weich und beinahe schon besorgt wirken, während er immer weiter auf mich zukommt. Wobei ich ihm so lange rückwärts ausweiche bis mein Hintern gegen ein Regal stößt und ich mich haltsuchend daran festklammere, als würde er jederzeit losspringen und mich einfach mitzerren, um mich irgendwo zu entsorgen, weil ich eben einfach nicht mehr in dieses Leben hier, in sein Leben passe.
Instinktiv zucke ich deshalb auch zusammen und presse meine Lider fest aufeinander, als er seine rechte Hand anhebt und warte regelrecht auf einen Schlag, selbst wenn ich nicht erklären könnte wofür. Trotzdem ist da dieser Impuls, der versucht mich zu schützen. Wenngleich er allerdings scheinbar gänzlich versagt und fehlprogrammiert ist. Denn außer einer sanften, fast schon scheuen Berührung an meiner Wange bleibt der erwartete Schmerz aus und lässt mich etwas irritiert zögerlich wieder meine Augen öffnen.
„Was hast du da schon wieder angestellt?“, klingt Marcs Stimme sehr weich und warm, was meine innere Anspannung ein wenig mildert und ich kann nichts anderes tun, als ihn nur stumm anzustarren, bis mir ein entsetztes „aua“ entweicht, als seine Finger ganz dreist meine Nase befühlen.
„Gebrochen ist sie nicht, wie ist das wieder passiert?“, verdreht er fast ein bisschen genervt seine Augen und tastet ohne Unterlass an meinen Wangenknochen entlang. Dass er damit in mir ein kleines explosives Feuerwerk auslöst, ist ihm scheinbar relativ egal und beeindruckt ihn nicht im Geringsten. Schließlich hat er überhaupt keine Ahnung. Aber woher auch? Immerhin bin ich doch inzwischen ein Meister im Verdrängen meiner Gefühle, also dürfte man sie mir auch nicht direkt auf den ersten Blick ansehen.
„Die Tür“, deute ich fahrig zur Seite, woraufhin er seine schön geschwungenen Augenbrauen bedrohlich zusammenzieht und mich so ungläubig mustert, dass mir ganz warm dabei wird, denn mein völlig unbrauchbares Hirn empfängt
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