Schatten Der Versuchung
Bruder Nicolae hatten den Eingang als Kinder entdeckt. Magma beheizte tief im Inneren den schmalen Gang sowie die Höhlen und Quellen. Die Kammern waren reich an Mineralien, und die Brüder hatten die Erde oft nach Hause gebracht, um sie den Heilern zu geben.
Danke für diese Information, Vikirnoff. Ich werde gründlich darüber nachdenken. Mach dir keine Sorgen um deine Gefährtin. Meine Freunde werden sie beschützen.
Vikirnoff verkniff sich ein abfälliges Schnauben. Es wäre unhöflich dem Prinzen gegenüber gewesen, aber in Wirklichkeit würde niemand seine Gefährtin beschützen. Wenn Schutz gebraucht wurde, würde Natalya ihn geben, ganz gleich, wie niedergeschlagen sie wegen der Trennung von ihrem Gefährten sein mochte. Bei diesem Gedanken erfüllte ihn Stolz. Stolz und Respekt. Natalya mochte nicht die Frau sein, von der er geträumt hatte, aber sie war ungewöhnlich und zuverlässig. Durch und durch zuverlässig.
Tief im Inneren der Höhle öffnete er die heilende Erde. Er war völlig erschöpft und brauchte dringend Nahrung, doch er hatte zu lange gewartet, und mittlerweile stand die Sonne zu hoch am Himmel. Vikirnoff ließ sich in die Wärme der satten Erde gleiten und von ihren lindernden Eigenschaften umfangen. Alles in Ordnung bei dir? Er musste einfach mit ihr sprechen, musste wissen, dass sie gesund und unversehrt war.
Ja. Was ist mit dir? Du klingst erschöpft. Warum liegst du noch nicht in der Erde?
Ich hatte ein Gespräch mit dem Prinzen.
Kurzes Schweigen. Du hast ihm gesagt, was er tun soll, stimmt's?
Wie kommst du denn darauf?
Ich kenne dich eben. Takt und Diplomatie sind nicht unbedingt deine starken Seiten.
Die Erde begann sich schon rings um ihn und über ihm zu schließen, als er leise lachte. Der Klang seines Lachens hallte in Natalyas Bewusstsein wider.
Kapitel 11
I ch mag dein Lachen, Razvan, aber es wird dir nicht helfen, an die Formel heranzukommen. Warum hast du nicht gelernt?«
»Hab ich doch.« Razvan grinste seine Schwester an, wobei ihm wie immer sein Haar über die Augen fiel.
Natalya wusste, dass ihr Bruder überzeugt war, alle Mädchen müssten ihn mit dieser Haartolle unwiderstehlich finden. Sie war der Meinung, dass er eher so aussah, als hätte er einen Haarschnitt nötig, verkniff sich diese Bemerkung aber.
»Bloß die Formeln und Beschwörungen nicht. Du weißt, dass ich sie für archaisch halte. Was soll das Ganze? Niemand glaubt an Magie, und ich habe nicht deine Begabung. Außerdem verrätst du es mir irgendwann ja doch, also stell dich nicht so an. «
Natalya stemmte ihre Hände in die Hüften. Natürlich würde sie es ihm sagen, wie immer, aber so leicht würde sie sich nicht geschlagen geben. »Was kriege ich dafür?«
»Du sollst es mir sagen, weil du mich anbetest«, erinnerte ihr Zwillingsbruder sie.
» Tut mir leid, mit meiner Schwärmerei für dich war es vorbei, als mir aufging, dass die ganze Lernerei an mir hängenbleibt. Schutzschilde sind wichtig, Razvan. Was ist, wenn ich gerade nicht in der Nähe bin und du Schutz brauchst?«
»Ich kann dich immer geistig erreichen, Natalya.« Er umarmte sie. »Ist doch sinnlos, wenn wir beide dasselbe lernen. Wir teilen alle Informationen. «
»Aber die Formeln merkst du dir nicht«, widersprach Natalya. Das Lächeln auf ihrem Gesicht verblasste. »Und das bereitet mir Sorgen, Razvan. Was passiert, wenn du Schutzschilde brauchst und mich nicht erreichen kannst ? Du beschützt mich ständig, und das Einzige, was ich dir dafür geben kann, ist mein Wissen, und das nimmst du nicht ernst. «
»Glaub mir, Natalya, ich nehme es sehr ernst«, entgegnete Razvan. Er fuhr ihr liebevoll durchs Haar. »Du bist viel klüger als ich, und vielleicht nutze ich das aus, indem ich nicht so viel lerne, wie ich sollte, doch glaub nicht, ich wüsste nicht, wie sehr du mir hilfst. Ich bin stolz auf dich. «
»Hat er dir wieder wehgetan oder haben die Schutzschilde diesmal gehalten?« Natalya senkte ihre Stimme und schaute sich vorsichtig um. Ein Schatten senkte sich über sie. Razvans Arm glitt von ihren Schultern, und auf einmal war er ein ganzes Stück von ihr entfernt. Er schien zu verblassen, und Natalya streckte eine Hand nach ihm aus, aber sie konnte ihn nicht erreichen und ließ ihren Arm wieder sinken.
»Er war sehr zornig. Ich glaube, du bist stärker als er. Wenn du weiter so hart arbeitest und lernst, kann er nicht mehr an uns heran. Vielleicht lässt seine Macht nach, ich weiß es nicht, doch es macht mir
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