Schatten Der Versuchung
ein Loch zu brennen. Natalya zwang sich zu einem Lächeln. »Vik neigt dazu, sich wegen nichts und wieder nichts Sorgen zu machen.«
Gabrielle sah sich im Zimmer um, wobei sie sich bemühte, die verbrannten Stellen zu ignorieren und stattdessen die farbenfrohen Wandbehänge zu betrachten. »Als wir das erste Mal hier waren, sind wir auch in diesem Gasthaus abgestiegen. In unserem Zimmer lagen sehr schöne handgewebte Teppiche, alle in Erdtönen. Dieser Raum hier ist sehr rot.«
»Ja, nicht wahr? Ich wollte den Fernseher und das Badezimmer, deshalb war mir die Farbgebung egal«, erklärte Natalya. »Es ist mir wirklich unangenehm, dass ich euch solche Umstände mache.«
Jubal zuckte mit den Schultern. »Sie sind lange nicht so schlimm wie die Kinder. Sara hat einen ganzen Haufen davon, und die Gören schaffen mich einfach. Okay, die Frage muss leider gestellt werden. Tut mir leid, wenn es unhöflich wirkt, aber was haben Sie hier drinnen angestellt?«
Natalya versuchte, ein unschuldiges Gesicht zu machen. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Hier sieht es aus, als wären Sie der schlimmste Raucher der Welt und hätten sämtliche Kippen brennen lassen, bevor Sie eingeschlafen sind. Oder Sie sind eine heimliche Pyromanin und müssen uns auf jeden Fall erschießen, weil wir hinter ihr düsteres Geheimnis gekommen sind. Also, welche Version stimmt?«
Natalya schnitt ein Gesicht. »Ich habe nicht geraucht, sondern an einem Projekt gearbeitet.« Sie zuckte die Schultern, als er sie weiter unverwandt anstarrte. »Ich habe experimentiert. Ich musste mir einen Flammenwerfer basteln, da ich leider keinen besitze. Und ich musste sehen, wie nah ich ans Ziel rankommen muss, um ihn wirkungsvoll einzusetzen.«
Jubal und Gabrielle wechselten einen langen, ungläubigen Blick. Gabrielle räusperte sich. »Sie haben in diesem Zimmer mit einem Flammenwerfer geübt?«
Natalya warf einen Blick auf die geschwärzten Stellen. »Na ja, schon. Aber ich war vorsichtig. Ich habe Pappe und alte Kleider und anderen Kram verbrannt. Und ich hatte Wasser parat, um das Feuer sofort löschen zu können, falls es größer als vorgesehen werden sollte.«
»Sie haben hier im Zimmer Sachen abgefackelt?«, wiederholte Jubal.
Natalya starrte ihn finster an. »Stellen Sie sich bloß nicht so an! Ich habe experimentiert und nicht etwa versucht, das Haus in Brand zu stecken. Glauben Sie, ich kann einfach ins nächste Geschäft gehen und einen Flammenwerfer kaufen? So leicht sind die Dinger nicht zu haben.«
Jubal räusperte sich. »Und warum diese fixe Idee eines Flammenwerfers?«
»Vik hat mir erzählt, dass man das Herz eines Vampirs verbrennen muss, um ihn endgültig zu töten. Ich habe diesen Freddie zwanzig Mal umgebracht, aber er wollte einfach nicht sterben, sondern tauchte immer wieder auf. Es war ziemlich lästig und fast schon gruselig, und als ich es erwähnte, meinte Vik, ich bräuchte einen Flammenwerfer. Na ja...« Sie zögerte. »Eigentlich hat er gesagt, dass man das Herz eines Vampirs in Brand setzen muss, und weil ich nicht einfach Blitze oder Feuerbälle schleudern kann, blieb mir nichts anderes übrig, als das hier zu probieren.«
Jubal, der sichtlich verstört war, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe. Sie haben Ihre eigene Version eines Flammenwerfers erfunden?«
»Was zum Teufel erwarten Sie von mir? Ich kann schließlich nicht in den Dorfladen gehen und mir einen bei den Sonderangeboten aussuchen. Eine Dose Haarspray und ein Feuerzeug tun's auch, obwohl ich sehr viel näher ans Ziel herangehen muss, als mir lieb ist. Die gute Nachricht ist, dass er leicht und handlich ist.«
»Haben Sie eine Ahnung, wie gefährlich das ist?«, wollte Jubal wissen.
»Eigentlich hat es Spaß gemacht.«
Gabrielle musste über den Gesichtsausdruck ihres Bruders lachen. »Spitze, Natalya! Meine Schwester Joie und Sie werden sich glänzend verstehen.«
»Ermutige sie nicht noch, Gabrielle«, ermahnte Jubal seine Schwester. »Was sagt denn ... äh, Vik dazu?«
Natalya zog die Augenbrauen hoch. »Vik sagt überhaupt nichts, weil es ihn nichts angeht, wie ich Vampire außer Gefecht setze.« Sie zuckte nachlässig die Schultern. »Ich nehme alles, was funktioniert. Er hat seine Methoden, mit den Untoten fertigzuwerden, und ich meine.«
»Und Sie finden es nicht ziemlich schräg, dass Sie in Ihrem Hotelzimmer Sachen verbrennen?«, fragte Jubal.
»Das Verbrennen ist ein Nebenprodukt der
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