Schatten Der Versuchung
Sorgen, dass du in Gefahr sein könntest. Es gefällt ihm nicht, dass er dich nicht kontrollieren kann. Solange er mir nichts anhaben kann, kommt er nicht an dich heran. «
Einen Moment lang schimmerten Streifen auf Natalyas Haaren und Haut, und ihre Augen erstrahlten in einem matten Glanz. »Er konnte die Schutzschilde überwinden und dich verletzen, oder? Um mich dafür zu bestrafen, dass ich nicht zu ihm komme, wenn er mich ruft. «
»Zeig mir die neue Beschwörungsformel. Zeig mir, was du jetzt benutzt.«
Razvan entglitt ihr, und Natalya konnte ihn nicht halten. Kummer überwältigte sie, aber nicht um ihren Bruder, sondern um Vikirnoff, und das Verlangen, mit ihm in Berührung zu kommen, nur um zu wissen, dass er am Leben und in Sicherheit war, wurde überwältigend. Sie sehnte sich so sehr nach ihm. Sie versuchte ihn zu erreichen, doch er war nicht da ...
nur ein tiefer schwarzer Abgrund, in den sie hineinzutaumeln schien.
»Natahja! Die Schutzschilde!« Razvans Stimme klang verzweifelt.
»Ich habe dir doch gesagt, dass du sie brauchst.« Sie war abgelenkt. Sie brauchte Vikirnoff. Wo war er? Warum antwortete er nicht auf ihren Ruf? War er tot?
»Nein! Ich bin tot. Du hast mir keinen Schutz gegeben und die Jäger haben mich getötet. Warum hilfst du mir nicht, Natalya? Ich brauche Schutz ... «
Natalya schrak hoch. In ihrem Kopf hämmerte es laut, und sie schaute sich verwirrt um, um sich daran zu erinnern, wo sie war und was sie gerade tat. Vergangenheit und Gegenwart schienen in ihren Träumen immer gewaltsam aufeinanderzuprallen, und das war sehr verwirrend. Sie kauerte mit angezogenen Knien auf dem Fußboden und wiegte sich hin und her. Tränen strömten über ihr Gesicht. Der Fernseher lief, aber sie hatte keine Ahnung, was sie sich angeschaut hatte. Sie konnte sich nicht erinnern, einen Traum von ihrer Kindheit heraufbeschworen zu haben, doch genau das musste sie getan haben, ehe sie von ihrer Erschöpfung übermannt worden war. Während sie leise über ihren Mangel an Disziplin fluchte, zwang sie sich, ihren Blick durchs Zimmer wandern zu lassen. Sie war von Feinden umzingelt und hätte wachsam bleiben müssen und nicht einschlafen dürfen.
Natalya rieb sich ihren Knöchel und betrachtete die schweren Vorhänge vor den Fenstern. Ihre Augen und ihre Haut brannten, deshalb konnte sie davon ausgehen, dass die Sonne noch nicht untergegangen war. Sie versuchte, sich auf den Fernseher zu konzentrieren, aber sie schien nicht klar denken zu können. Sie liebte alte Filme mit billigen Spezialeffekten wirklich und hatte einen Kanal gefunden, auf dem welche gesendet wurden, doch ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Vikirnoff zurück. Und das machte sie schlicht und einfach wütend.
Mit einem kleinen Seufzer gab sie es auf, schaltete den Apparat aus und versetzte dem zerwühlten Bett einen Tritt. Es war heute noch nicht gemacht worden und wies deutliche Spuren von Vikirnoffs Anwesenheit auf. Natalya hielt sich das Kissen, das seinen Duft verströmte, an ihre Nase und atmete tief ein, bevor sie es an sich drückte. »Zum Teufel mit dir, Vikirnoff von Shrieder!« Es tat ihr gut, ihn laut zu verwünschen.
Normalerweise wirkten Träume von ihrer Kindheit mit Razvan beruhigend auf sie, aber heute lauerten Kummer und Schmerz dicht unter der Oberfläche, schlugen wie mit Pranken nach ihr aus und drohten, sie zu ersticken. Nicht Kummer um ihren Zwillingsbruder, den sie vor langer Zeit verloren hatte, sondern um einen Mann, den sie gerade erst kennengelernt hatte. Aber sie kannte ihn. Sie war in seinem Bewusstsein gewesen und wusste, was für eine Art Mann er war. Ihre Seele hatte seine Seele berührt. Wo war er, wenn sie ihn so verzweifelt brauchte ?
»Ich will verdammt sein, wenn ich mich von deinem blöden bindenden Ritual fertigmachen lasse.« Er war am Leben. Sie wusste, dass er am Leben war. Und obwohl sie in den letzten Stunden Hunderte Male versucht hatte, ihn zu erreichen, und nur auf eine dunkle Leere gestoßen war, würde sie nichts von dieser Gewissheit abbringen. Vikirnoff schlief einfach den heilenden Schlaf seiner Art. Sie wusste, worum es sich dabei handelte, und hatte in einer ihrer häufigen Anwandlungen hektischer Informationssuche sogar die heilenden Eigenschaften unterschiedlicher Erdarten untersucht, um die langen, leeren Stunden ihres Lebens auszufüllen.
»Vielleicht muss ich zu deiner Höhle gehen und daran arbeiten, die Bindung zwischen uns zu lösen, während ich darauf warte, dass du
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