Schatten Der Versuchung
Tigerin draußen auf dem Schlachtfeld. Ihre Knie waren hochgezogen, und sie hatte ihr Kinn daraufgelegt und ihre Arme eng um ihre Beine geschlungen. Sie sah sehr verloren und allein aus. Vikirnoffs Herzschlag geriet ins Stocken. Mit einem Fluch drehte er sich zu ihr um und schloss energisch die Tür. »Wir brauchen die schwere Decke.«
»Was machst du denn da?« Natalya starrte unverwandt auf sein Gesicht. Sie hätte es bis in alle Ewigkeit anschauen können. In seine Züge hatten sich Linien eingegraben, die nicht da sein sollten, aber es war ein markantes Gesicht, schön, männlich, mit festen, klaren Konturen. Ihr Herz schlug bei seinen Worten schneller.
»Ich bleibe.«
Natalya holte tief Luft und ließ sie langsam wieder heraus, ehe sie zu ihm ging und seine Hand nahm. »Nein, du bleibst nicht. Es reicht, dass du meinetwegen bleiben möchtest.«
»Nicht deinetwegen, Natalya«, sagte er. »Meinetwegen.«
»Wo wirst du sein? Verrate mir den Ort! Zeig es mir, dann mache ich mir keine Sorgen.«
Er legte seine Hand an ihren Hinterkopf und zog sie an sich, um sie lange und leidenschaftlich zu küssen. Ihr Mund, der genauso hungrig war wie seiner, versengte ihn, und ihr Körper schmiegte sich an seinen, als er seine Hände an ihrem Rücken hinuntergleiten ließ und ihren Unterleib an seine harte Erektion presste. Er sehnte sich verzweifelt nach ihr und wünschte, er müsste sie nie wieder loslassen. Sie waren beide seelisch aufgewühlt, nicht nur von den Emotionen, die ihre Begegnung mit der Vergangenheit hatte aufkommen lassen, sondern auch durch die Neuartigkeit ihrer Gefühle. Er wollte nicht nur tief in sie eindringen und für immer dort bleiben, er wollte sie in alle Ewigkeit in seinen Armen halten. Mit ihr verschmelzen, ihren Duft einatmen, ihre Haut an seiner fühlen. Sein Verlangen war so stark und intensiv, dass es ihn bis ins Mark erschütterte.
Natalya liebte seinen Mund, liebte es, wie er roch und wie er schmeckte; sie liebte einfach alles an ihm, vor allem, wie er sie küsste, als könnte er sie verschlingen und würde doch nie genug bekommen. Sie hätte ihn bis in alle Ewigkeit küssen können, aber die Sonne stieg immer höher, und Vikirnoff spürte jetzt schon die Auswirkungen. Bald würde es zu spät sein, um noch eine Entscheidung zu treffen. Vielleicht hatte Vikirnoff genau das im Hinterkopf, doch Natalya wollte ihm nicht erlauben, seine Stärke und seine Energie zu opfern. Sie löste sich von ihm.
»Geh jetzt. Zeig mir, wo du dich ausruhen willst, und geh. Es ist am besten für uns beide, und das weißt du. Ich verdoppele meine Schutzschilde und warte auf dich.« Sie wusste, dass er diese Zusicherung brauchte, und schaute ihm nicht nur in die Augen, sondern öffnete ihm ihr Bewusstsein, damit er sehen konnte, dass es ihr ernst war.
Er zeigte ihr die Höhle mit der schweren, mineralhaltigen Erde, an die er sich aus seiner Kindheit erinnerte. Es war einer seiner Lieblingsplätze gewesen, wenn auch ziemlich abgelegen. Ihr die Koordinaten mitzuteilen, war nicht schwer. Dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände und legte seine Stirn an ihre. »Lass nicht zu, dass dir etwas passiert.«
»Pass du lieber auf dich selbst auf und vergiss den Trollkönig nicht. Er ist gruselig. Ich bin echt sauer auf dich, wenn du dir auch nur einen Kratzer holst.« Sie streichelte seine Wange. Als sie merkte, dass ihre Hand zitterte, schob sie sie rasch hinter ihren Rücken. »Geh jetzt bitte, Vikirnoff. Tu es für mich.« Denn wenn er nicht sofort ging, würde sie anfangen zu weinen, und dann würde er bleiben, und sie würde ein schlechtes Gewissen haben und wütend auf sich selbst sein. »Bitte. Für mich.«
Vikirnoff drehte sich abrupt um und schwang sich in die Lüfte, indem er die Gestalt eines Vogels annahm, ohne sich darum zu kümmern, dass die Umwandlung an seinen Wunden riss und Blutstropfen vom Himmel regnen ließ. Mikhail. Ich brauche dich. Er sandte die Botschaft eindringlich und fordernd.
Ich bin hier.
Ich muss unter der Erde ruhen, damit meine Wunden heilen.
Ich habe deine Wunden gespürt. Ich werde deiner Gefährtin Hilfe schicken. Die Geschwister von Traians Gefährtin sind hier. Sie werden dafür sorgen, dass Natalya die Trennung übersteht. Sag ihr Bescheid, dass die beiden kommen.
Als Vikirnoff die Information an Natalya weitergab, glaubte er, ein gereiztes Knurren zu hören. Ich brauche keinen Babysitter.
Trotzdem. Vikirnoff, der keine Lust hatte, mit ihr zu streiten, brach die Verbindung
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