Schatten Der Versuchung
je erlebt hatten. Er brach durch die flatternden Schwingen der Fledermäuse und stieß bei seinem Angriff auf die beiden Vampire viele von den Tieren vom Himmel.
Gene hielt abrupt inne und ergriff die Flucht, indem er in wildem Flug durch die Bäume raste. Valentine entschied sich zu bleiben und zu kämpfen. Er landete auf dem Boden und stellte sich dem Jäger. Natalya versuchte, Gene im Auge zu behalten. Sie war nicht überzeugt, dass er tatsächlich abziehen würde, da er und die beiden anderen Vampire offensichtlich eindeutige Befehle bekommen hatten, vermutlich von Maxim. Gene war im dichten Unterholz verschwunden, doch Natalya zog trotzdem ihr Schwert und hielt es bereit, für den Fall, dass der Vampir versuchen sollte, Vikirnoff aus dem Hinterhalt anzugreifen.
»Du bist nicht der Prinz«, knurrte Valentine und wiederholte laut: »Er ist nicht der Prinz!«
Falls er um Erlaubnis bat, sich davonmachen zu dürfen, war es zu spät. Vikirnoff wirbelte herum, packte den Vampir am Nacken und schleuderte ihn auf den Boden. Im nächsten Moment schon war er über ihm und stieß ihm die Faust in die Brust, um das Herz herauszureißen.
Natalya spürte, wie der Drache auf ihrer Haut brannte, und sah sich panisch um. Sie überprüfte Bäume, Büsche, alles in Vikirnoffs Nähe. Ein kleiner Stein rollte dicht an seinem Bein vorbei und ihr stockte der Atem. Sie brach im selben Moment aus ihrem Versteck, als Gene hinter Vikirnoff auftauchte und triumphierend ein Messer hob.
Natalya katapultierte sich mit einem Salto nach vorn, schwang im Flug ihr Schwert und hieb in die Beine des Vampirs. Er schrie immer wieder auf, während er nach hinten taumelte. Schon drehte sich Vikirnoff um und holte mit der Faust aus, so blitzschnell, dass er das Herz in der Hand hatte, noch bevor Gene den Boden berührte. Ein Blitz loderte auf, und Flammen rasten von den geschwärzten Herzen zu den beiden Körpern. Vikirnoff hob den Kopf und sah Natalya an.
Kapitel 14
W as zum Teufel hast du dir bloß dabei gedacht, mir einfach zu folgen, Natalya? Sie hätten dich umbringen können!« Vikirnoff wusste noch im selben Moment, als er die Worte aussprach, wie absolut lächerlich er sich anhörte. Natalya wäre mit den Vampiren ohne Weiteres fertig geworden, und das regte ihn noch mehr auf. Eigentlich wusste er selbst nicht genau, warum er so außer sich war. Vielleicht lag es an dem verschmierten Blut auf ihrer Schulter und dem Bluterguss auf ihrer Wange, der von dem vorhergegangenen Kampf im Gasthaus stammte. Er fluchte leise und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht.
Natalya grinste ihn an. »Sag einfach danke, und wir vergessen das Ganze.«
Vikirnoff starrte auf seine Hände und hielt sie ihr dann vor die Nase. »Schau dir das an! Es juckt mich buchstäblich in den Fingern, dich zu packen und zu schütteln, um dir Vernunft beizubringen.« Seine Hand strich über ihren Scheitel und glitt an ihrem Haar hinunter zu ihrem Nacken. Dann zog er sie an sich, beugte sich vor und küsste sie. Der Kuss war kurz und elektrisierend – und befriedigte keinen von beiden. »Du bringst mich in Panik. Du weckst Gefühle in mir, die ich nicht empfinden will. Du bist so mutig, dass mir angst und bange wird.« Wieder eroberte er ihren Mund, hart, besitzergreifend und ein bisschen brutal.
Sie konnte sein Entsetzen schmecken. Und sein Verlangen. In ihm waren so viel Hunger, so viel Entschlossenheit. Vikirnoff konnte sanft sein, aber im Moment war ihm offenbar nicht danach zumute. Er hatte furchtbare Angst um sie gehabt, und das gefiel ihm gar nicht. »Lass uns von hier verschwinden, Vikirnoff. Dieser Ort verursacht mir eine Gänsehaut. Können wir uns nicht irgendwohin zurückziehen und reden?«
»Mir ist eigentlich nicht nach Reden.«
Natalya holte tief Luft, ließ den Atem langsam wieder hinaus und sah ihm direkt in die Augen. »Mir auch nicht.«
Sein Körper verspannte sich bei ihren Worten, aber mehr noch, sein Herz schlug einen Salto. Ohne weitere Umstände nahm er sie in seine Arme, zog sie an sich und erhob sich in die Lüfte. Natalya schlang bewusst ein Bein um seinen Oberschenkel, damit er die feuchte Hitze ihres Körpers spüren konnte, während er mit ihr über den nächtlichen Himmel glitt.
»Hast du Angst?«
»Nein.« Sie knabberte leicht an seinem Ohrläppchen. »Doch. Ich weiß nicht. Vielleicht ein bisschen.«
»Du weißt, was du tust?« Seine Hand lag mit gespreizten Fingern unten auf ihrem Rücken und schien sich durch ihre Kleidung hindurch
Weitere Kostenlose Bücher