Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
Razvans Gesicht zeigte sich die gleiche überhebliche Selbstgefälligkeit.
    Die Eishöhle war dieselbe, die sie kannten, und doch nicht gleich. Weniger Lichtkugeln erhellten die Kammer, und die Eisformationen wucherten nicht so üppig. An der hinteren Wand waren die Drachen zu sehen, von dichten Eisschichten umhüllt und für ewig erstarrt.
    Dort waren sie bei unserem Besuch nicht. Natalya las Vikirnoffs Gedanken. Jetzt befinden sie sich in der Halle, die in den Hauptraum führt, erinnerst du dich ? Etwas Schreckliches wird hier passieren.
    Vikirnoff spürte, wie Natalyas Herz so laut zu klopfen begann, dass es zu bersten drohte, als Razvan sich umdrehte und jemanden zu sich winkte. Ein junges Mädchen, fast noch ein Kind, trat aus dem Schatten. Das Mädchen hatte strahlend grüne Augen und eine Fülle kupferroter Locken. Sie schüttelte den Kopf, als Razvan sie am Arm packte und näher zerrte.
    Nicht! Natalya versuchte, ihre Finger von dem Messer zu reißen, aber etwas viel Stärkeres als ihr Wille hielt sie dort fest. Er will ihr Blut. Er wird ihr Blut nehmen. Sie zuckte zusammen, als die scharfe Klinge das schmale Handgelenk ritzte und Razvan die offene Vene an seinen Mund hielt. Er will Unsterblichkeit, genau wie Xavier. Das arme Kind.
    Vikirnoff fühlte sich so elend, dass er am liebsten die Augen vor dem Ungeheuer, zu dem Razvan geworden war, verschlossen hätte. Das Mädchen sah ungefähr so aus, wie Natalya in diesem Alter ausgesehen haben musste, aber dennoch empfand Razvan nichts für sie. Der einzige Nutzen, den sie für ihn hatte, war der einer Blutbank. Er wollte jung bleiben. Er hatte nur aus einem einzigen Grund Kinder gezeugt, und zwar, um diejenigen mit den Genen herauszusuchen, die für den Fortbestand der Blutlinie, die er brauchte, ausgestattet waren.
    Wie alt wäre sie jetzt, wenn sie es geschafft hätte, am Lehen zu bleiben? Natalya wisperte es leise. Sie brauchte unbedingt das Gefühl, mit Vikirnoff verbunden zu sein.
    Diese Zeit kann noch nicht lange zurückliegen, vielleicht fünfzehn, höchstens zwanzig Jahre. Sie kann jetzt kaum älter als fünfundzwanzig oder dreißig sein.
    Razvan hat eine Tochter namens Colby. Ich habe sie vor ein paar Monaten getroffen. Sie hatte keinerlei Erinnerungen an derartige Ereignisse. Natalya erschauerte. Sie hat für seine Zwecke wohl nicht das richtige Blut.
    Ich habe sie auch kennengelernt. Sie hat großes Glück gehabt, sagte Vikirnoff.
    Aber verstehst du, was das bedeutet? Razvan schwängert immer noch Frauen. Wie ist das möglich, wenn er zum Vampir geworden ist? Colby war jünger, als dieses Kind es heute wäre. Wie kann das sein? Hast du jemals von einem Vampir gehört, der Kinder gehabt hätte? Aber schau sie dir an. Ihre Augen und ihre Haare haben die Farbe verändert. Sie entstammt unserer Familie.
    Ich habe noch nie von einem Vampir gehört, der seine Opfer nicht getötet hat, Frauen ebenso wie Kinder, und schon gar nicht von einem, der in der Lage wäre, ein Kind zu haben. Und was ist mit dem Blut? Razvan kann nicht mit den Mikroorganismen infiziert sein, sonst wären es seine Kinder auch. Hatte Colby Parasiten in ihrem Blut?
    Nein, Colbys Blut war nicht mit Parasiten verseucht gewesen.
    Stirnrunzelnd beobachtete Vikirnoff Razvans Missachtung des Mädchens. Er schien sie nicht als menschliches Wesen, als eine eigenständige Person zu betrachten, und er nahm ihr Blut nicht mit Vorsicht oder Respekt, sondern behandelte sie wie menschliches Schlachtvieh. Es machte Vikirnoff krank, mitansehen zu müssen, wie das Kind darum kämpfte, sich zu befreien. Auf dem Gesicht des Mädchens lag eine Entschlossenheit, die ihn an Natalya erinnerte. Hier zeigte sich derselbe unbeugsame Wille. Ich bin überzeugt, dass sie noch lebt. Trotz ihrer Jugend denkt sie an Flucht. Siehst du, wie still sie wird und wie ihr Blick durch den Raum wandert? Ich glaube, sie hat dein Naturtalent für Magie.
    Natalya versteifte sich. Da ist Xavier. Sie wisperte es, obwohl sie in Vikirnoffs Bewusstsein sprach und niemand sie hören konnte.
    Ein älterer Mann kam aus einer Kammer. Sein Gewand raschelte leicht beim Gehen. Seine Gesichtszüge waren unbestimmt und schienen zu verschwimmen, während er über den Eisboden ging, aber Vikirnoff hatte den Eindruck von hohem Alter und schneeweißem Haar und Bart. Eine runzlige Hand streckte sich nach dem Mädchen aus. Sie schrak vor dem alten Mann zurück, und Razvan riss sie aus der Reichweite des dunklen Magiers.
    »Du wirst sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher